www.Crossover-agm.de MICHAEL HILDER: The Storm Part One: The Search For The Grail
von ta

MICHAEL HILDER: The Storm Part One: The Search For The Grail   (Eigenproduktion)

Die Zusammenfassung liest sich fürchterlich: Ein Mann, Michael Hilder, benennt eine Band mit wechselnden Mitgliedern nach sich, spielt selbst alle Arten von Gitarren und die meisten Bass- und Keyboardparts ein, übernimmt zusätzliche viele Gesangsparts und produziert das Album "The Storm" als ersten Teil einer Fantasy/Mittelalter-Rocktrilogie. "The Storm Part One: The Search For The Grail" ist dann aber doch recht ordentlich geworden, beileibe nichts Besonderes, aber eben auch nicht der erwartete trendige Ego-Bockmist. Nein, Hilder und die wechselnden Bandmitglieder spielen relativ konservativen Hardrock mit bluesigem Touch in den Melodien, angenehm bratenden Gitarren und generell auffälliger Gitarren- und Bassarbeit. Gleich der Opener "Modern World" ist gespickt mit coolen Bassgrooves und lockeren Gitarrensoli. Die Stimme von Hilder ist gewöhnungsbedürftig, er transportiert mit seinem Gesang nicht viel Gefühl und klingt immer etwas gezwungen (höre etwa die Strophen von "The Witch") und allgemein unausgereift, auch wenn er die erstrebten Töne trifft. Besser gefällt mir der Gesang von Chrissy Philips, die souverän durch die Tonleitern wildert und mit bluesigen Schlenkern aufwartet. Apropos Blues: Der Rhythmuswechsel in den 3/4-Takt, der "The Witch" in der vierten Minute ziert, ist gelungen und gehört zu den wenigen Momenten dieses Albums, die nicht aus dem Hardrock kommen und trotzdem gut sind. Zu denen gehört auch die sich mittelalterlich gebende Ballade "The Wicked One". Der Gesang auf dieser Ballade stammt angeblich von Hilder selbst, was entweder ein Witz sein soll oder durch irgendeinen Trick beim Abspielen realisiert wurde. Er ist zumindest so hoch und klingt so kindlich, dass es beinahe parodistisch anmutet, rettet aber damit den Song aus dem Kitsch. Das ist bei "Left In The Dark" nicht mehr gelungen, der zweiten Albumballade, deren 80er-Drumsound, käsige Altmännerpercussions und Ausflüge in "uhuhuh"-Gospelchöre man sich lieber gespart hätte. Mit dem knackigen "Gumfunkle" gibt es eine rockende Entschärfung aber gleich hinterher. Später gibt es auch noch arschcoole Western-Gitarren zu hören ("The Dark Lord"). Insgesamt geht "The Storm" deshalb musikalisch wirklich in Ordnung, und dass die Produktion der einzelnen Songs sich teilweise sehr unterscheidet, stört auch nicht.
Was mir allerdings das ganze Album über auf die Nerven fällt, ist einmal der Erzähler, der sich meist in komplett überflüssige Intros und Outros verkriecht, in "Modern World" aber auch das letzte Drittel des Songs mit seinem Fantasy-Stuß verhunzt; außerdem die Hörspielfiguren aus denselben Intros und Outros, darunter ein böse lachender Warlock und irgendwelche Hexen. Das erinnert an alte Running Wild-Piratendialoge, war da allerdings noch überzeugender und braucht 2008 im Fantasy-Gewand echt kein Mensch mehr auf einer Rock/Metal-Platte. Auch die Übergänge zwischen den Songs sind nahtlos und wollen die ganze Konzept-Atmosphäre wohl unterstützen - hier wäre allerdings gleichsam etwas Bodenhaftung passender gewesen. Warum man derart erdige Musik mit einem groß aufgeblähten Fantasy-Konzept ausstaffieren muss, ist mir ein Rätsel.
Aber sei's drum, Hardrocker sind mit "The Storm" dennoch eine Stunde gut bedient. Anspieltipps: "Modern World", "The Witch", "The Dark Lord".
Kontakt: www.michaelhildermusic.com, www.myspace.com/thestormtrilogy

Tracklist:
1. The Eye Of The Storm
2. Modern World
3. Warlock
4. The Wind Of Change
5. Better Without You
6. The Witch
7. Pages From The Lost World
8. The Wicked One
9. Left In The Dark
10. Gumfunkle
11. The Dark Lord
12. Just A Boy
13. The Search For The Grail



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