www.Crossover-agm.de HidDEN TimBRE: Reintonation / The Water
von FM

HidDEN TimBRE: Reintonation   (Eigenproduktion)

Zumindest mit ihrem Bandnamen haben HidDEN TimBRE ("versteckte Klangfarbe") den Nagel auf den Kopf getroffen, denn bei den beiden vorliegenden Produktionen ["Reintonation" (1998), "The Water" (2000)] bekommt man auch auf dem zweiten und dritten "Blick" interessante Ideen und Elemente zu hören, die beide Scheiben spannend machen und keine eindeutige stilistische Zuordnung vornehmen lassen. Einflüsse von Punk-, Melodic- und Progressive Art Rock bieten zusammengemischt einen interessanten, manchmal auch gewöhnungsbedürftigen – aber in jedem Falle hörenswerten – Sound. Das Ganze bietet in Clubs und bei Festivals mit Sicherheit eine echte Anregung zum "Abtanzen". Zu Hause sollten die Songs bei gewisser Lautstärke und niemals bloß nebenbei gehört werden. (Empfehlung!)
Die Texte – leider (wie auch die Musik) ohne genannte Urheber im Booklet niedergeschrieben – sind größtenteils in englischer Sprache verfasst und setzen sich kritisch mit der Gesellschaft, ihren "Früchten" und dem eigenen Standpunkt darinnen auseinander.
Nicht erst bei bewusster Analyse unter Kopfhörern fällt auf, dass die Herren – und seit "The Water" auch die Background-Damen, die in dieser Funktion durchaus noch mehr in Erscheinung treten könnten – ihr musikalisches Handwerk äußerst gut verstehen. Vor allem die virtuosen Gitarrenpassagen und die herrliche Mandoline (!) bei "GI-Song" (für mich – abgesehen vom "eingeklebten" Mittelteil – einer der stärksten Songs) nötigen großen Respekt ab. Lediglich am Sound des Schlagzeuges und an den nicht immer überzeugenden Gesangsfragmenten auf der 98er Produktion würde ich Beanstandungen vornehmen.
"Reintonation" als Erstlingswerk vereinigt eine große Anzahl musikalischer Ideen, die in den meisten Songs interessante Eindrücke hinterlassen. Knapp 70 Minuten Play-Time werden mit zehn Songs erreicht und lassen den Leser die Länge einzelner Werke erahnen, nicht immer zum Vorteil des produzierten Titels. Manchmal würde es genügen, nach vier Minuten Schluss zu machen – womöglich noch hitverdächtig – und auf die fortwährende Präsentation der Gesangs- und Spielkünste zu verzichten ("Phone", "Run Away"). Ich bin sicher, dass dadurch zumindest die CD-Zuhörerschaft noch größer würde.

HidDEN TimBRE: The Water

Auf "The Water" überzeugt HidDEN TimBRE durch größere Klarheit bei musikalischen Abläufen. Glücklicherweise hat sich Ralf Dietsch als Frontmann auch in sängerischer Hinsicht durchgesetzt – phasenweise erinnert seine Stimme an die Crash Test Dummies – und verbreitet, homogen unterstützt von der "zweiten Stimme" Andreas Kaiser, eine wie selbstverständlich dazu gehörende Klangfarbe.
"Di notte" – für mich der hörenswerteste Titel (er erinnert an den Einmarsch zu einem mittelalterlichen Hinrichtungsspektakel) – lässt durch langgezogene Gesangslinien im Kontrapunkt zur rhythmisch äußerst präzise spielenden Band einen spannenden Kontrast aufleben. Beim Intro zu "The Water" hört man mal kurz den Synthie-Einfluss des Produzenten Thomas Schäfer, ansonsten handelt es sich auch bei dieser Scheibe um "keyboardfreie" Musik.
Bleibt zu hoffen, dass diese Band noch ein Weilchen zusammenbleibt, um ihr beachtliches Potential weiter zu erschließen. Und wer jetzt denkt, dass der zweite Blick eh mehr zu sagen hat als der erste und sich schon lange wieder auf eine experimentierfreudige Band gefreut hat, der ist bei HidDEN TimBRE auf dem richtigen Weg und sollte möglichst beide Scheiben – sie sind bestimmt günstig im Doppelpack zu haben – erwerben. Dafür gibt's zum Schluss die Kontaktadresse:
Ralf Dietsch – Ortsstraße 48 – 07980 Nitschareuth – 0177/5275057 – HidDen-TimBRE@gmx.de





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