www.Crossover-agm.de HELREIDH: Fragments
von rls

HELREIDH: Fragments   (Pure Prog Records)

Irgendwo auf dem großen Stapel der Ungehörten müßte hier noch das 1999er Helreidh-Zwischendurch-Album "Fingerprints Of The Gods" liegen, aber da der Rezensent auch das 1997er Debütalbum "Mémoirs" und eine 2007er Demoaufnahme akustisch noch nicht kennt, ist "Fragments" seine erste hörende Begegnung mit der Band. Anhand der Jahreszahlen wird deutlich, daß Helreidh nicht gerade zu den produktivsten Bands gehören, zumal das Demo aus drei alten und zwei neuen Songs bestand, welchletztere, nämlich "Ex Visionibus... Fatus" und "Orfeo's Lament", in Neueinspielungen auch auf "Fragments" gelandet sind, und "Fingerprints ..." war ebenfalls eine Sammlung alternativer Aufnahmen, Coverversionen und sonstiger Raritäten, so daß mit "Fragments" eigentlich erst das zweite richtige Album in über anderthalb Jahrzehnten Bandgeschichte vorliegt. Aber das Warten hat sich gelohnt, denn die Dreiviertelstunde weiß qualitativ durchaus zu überzeugen, wenn man denn die grundsätzliche Herangehensweise der Band zu schätzen weiß. Helreidh sind trotz des aus der nordischen Mythologie stammenden Bandnamens Italiener, und das hört man ihrem Progmetal auch deutlich an - ein kleiner Extra-Schlenker an Pathos gehört hier zum guten Ton, ohne daß das Ergebnis aber ins Schwülstige abgleiten würde. Das mag mancher Metal-Purist natürlich anders sehen, aber dem wird auch die umfangreiche Präsenz von Keyboarder Aligi Pasqualetto prinzipiell sauer aufstoßen. Der rechtfertigt seine Position freilich durch phantasievolles Spiel, ohne die Gitarren von Bandkopf Yorick (nach dem Ausstieg des auf dem Album noch trommelnden Luca Roggi mittlerweile letztes verbliebenes Gründungsmitglied) zu verwässern, zumal diese recht kräftig ausgefallen sind, die schiere Brutalität, die John Petrucci bei Dream Theater gelegentlich einzuwerfen pflegt, allerdings nicht reproduzieren. Überhaupt bilden Dream Theater ein gutes Stichwort: Wer sich deren Frühwerke mit einer Anreicherung durch das erwähnte italienische Pathos vorstellen kann, der sollte "Fragments" auf jeden Fall ein Ohr leihen. Allessammler von Shadow Gallery müssen die CD ebenfalls haben, denn deren Gitarrist Gary Wehrkamp komponierte an "Orfeo's Lament" und "Exile (We Mot Delen Ato)" mit und spielte für letztgenannten Song auch einige Gitarren- und Keyboardsoli ein. Aber auch so taugen Shadow Gallery für den eben genannten Additionsvergleich genauso als Summand wie Dream Theater. Auf dem Album ist Yorick noch alleiniger Gitarrist, aber mittlerweile verfügen Helreidh wieder über deren zwei und sind damit wieder zum Sextett angewachsen - nicht etwa zum Oktett, denn die beiden Damen, die die etwas merkwürdig aussehenden Bandmitglieder (von denen man diverse andere Stilistika erwarten würde, aber keinen Progmetal) auf dem Backcoverfoto flankieren, gehören nicht zur musikalisch aktiven Besetzung. Aber die Frau als solche spielt in der Lyrik Helreidhs durchaus eine Rolle - für wen sonst hätte Orpheus sonst sein Klagelied, hier natürlich als ergreifende Ballade umgesetzt, anstimmen sollen? Neben dieser Geschichte aus der griechischen Mythologie bedienen sich Yorick (zwei Texte) und Marco Concoreggi (vier Texte; in der Akustikballade "Shades Of My Untimely Autumn" außerdem als Gastsänger fungierend) aber auch an anderen Stellen in der Geschichte und der Literatur; so erzählt der dem instrumentalen Intro "Exordium: Fragmenta" (wer das Debütalbum oder das Demo kennt, kann ergründen, ob es tatsächlich aus Fragmenten des dort zu findenden Songs "Exordium" besteht) folgende Opener "In Hoc Signo Vinces" die Geschichte von Kaiser Konstantins Bekehrung und der Ernennung des Christentums zur Staatsreligion im Römischen Reich, während "Zep Tepi" wiederum anderen Kulturkreisen entstammt (was für ein Kanon im Finale!). Die Dreiviertelstunde Musik von "Fragments" besteht aus der interessanten Strukturierung "zwei Instrumentalstücke plus zwei Balladen plus vier längere Progmetalstücke" und sollte jedem, der den Terminus "Progmetal" nicht zwingend mit "musikalisch fortschrittlich und noch nie gehört" übersetzt, zumindest einen Hörtest wert sein.
Kontakt: www.pureprog-records.com; zu bekommen u.a. via www.karthagorecords.de

Tracklist:
Exordium: Fragmenta
In Hoc Signo Vinces
Ex Visionibus... Fatus
Orfeo's Lament
Exile (We Mot Delen Ato)
Shades Of My Untimely Autumn
Zep Tepi
Congedum: Whispers From Outer Space



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