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HEDFIRST: Godforsaken
von rls

HEDFIRST: Godforsaken   (Fonografika)

Wer auf eine Auferstehung der legendären Neunziger-Düsterfinnen God Forsaken gehofft hat, wird enttäuscht: Der Unterschied in Schriftfarbe und -grad sowie Oben-links-vs-Unten-rechts-Positionierung von Bandname und Albumtitel ist nicht ironisch gemeint, sondern sagt tatsächlich, daß es sich um das "Godforsaken"-Album einer Band namens Hedfirst handelt. Selbige kommt aus Polen, hat mit "Godforsaken" das dritte Album veröffentlicht, sich danach erstmal aufgelöst, dann aber wieder zusammengefunden und ein viertes Album eingespielt, das dem Rezensenten allerdings noch nicht vorliegt und das komplett in der Heimatsprache der Band gehalten sein soll, was in diesem Fall die polnische ist. Das erschwert dem nichtpolnischen Hörer natürlich etwas das Verständnis der Botschaft der Band, aber das ist auf dem "Godforsaken"-Album, das komplett in Englisch betextet ist, natürlich noch anders, und da bemerkt man, daß Hedfirst aus der sozial engagierten bis kämpferischen Bandecke kommen ("Manipulation" gegen mediale Verdummung, "Breath Of This Nation" gegen diejenigen, die das Volk nach der von diesem herbeigeführten 1989er Wende wieder ins Abseits gestellt haben), aber auch ein paar Texte über das persönliche Gefühl des Verlorenseins hinzugefügt haben (der Titeltrack als Beispiel). Auch die musikalische Ausrichtung paßt dazu: Hedfirst spielen Metalcore mit stärkerer Verankerung im Metal, aber nicht im melodischen Death Metal, sondern eher im Thrash, so daß sie eher wie eine thrashlastigere Version von Cataract anmuten, was nicht als Vorwurf einer bewußten Anlehnung zu verstehen ist, denn immerhin haben sich die Polen schon unmittelbar nach der Jahrtausendwende gegründet, fallen also keineswegs unter die Kategorie der Metalcore-Mitläufer oder gar -Trendmitschwimmer. Mit diesen teilt das Quintett allerdings das Problem, daß es ihm schwerfällt, markante Einzelsongs zu schreiben, und statt dessen die Neigung herrscht, alle möglichen Stilelemente in einem Song zu vereinen. Dabei sind Hedfirst allerdings noch eher, sagen wir, gemäßigt und haben durchaus Songs, die auf nur einer oder zwei Grundideen beruhen und dadurch einen geradlinig-nachvollziehbaren Eindruck hinterlassen, etwa "Stubborn", das aus den speedigen Elementen mit fast slayerartigen Soli eine Art Gliederung für die stampfenden Parts bastelt und auf dem Weg zum Songfinale dann beide koppelt, indem die Saitenspieler noch stampfen, während der Drummer schon wieder das Tempo anzieht. Auch das gleich folgende fünfeinhalbminütige "Hatred" fällt unter die Kategorie "nachvollziehbar", wobei hier die schaufelnden Midtempoparts den ganzen Song prägen und nur der Refrain mit seinen krummen Taktarten etwas aus dem Rahmen fällt. Von dieser Kategorie hätte man sich noch das eine oder andere weitere Beispiel gewünscht, um "Godforsaken" noch etwas stringenter zu machen, auch wenn wie beschrieben Hedfirst keineswegs zur Aleatorik-Sparte gehören. "Fuck You" stellt übrigens kein Subhumans-Cover dar, sondern eine Eigenkomposition, allerdings auch eine der schnelleren und ganz leicht punkig angehauchten Sorte. In "Manipulation" kommt als Gastsängerin Weronika Zbieg zum Zuge, aber diese Information muß man dem Impressum entnehmen und bemerkt dann erst beim sehr genauen Hinhören, daß das wilde Gehuste in den Strophen offenbar keine der vielen rauhen Facetten von Przemek "Bayer" Witkowski darstellt. Klargesangsfanatiker kommen in der reichlichen Dreiviertelstunde ganz und gar nicht auf ihre Kosten - auch doomigere Songs wie "The Blackest Tear" werden konsequent rauh vokalisiert, wobei hier und da ein kleiner Crowbar-Anklang durchschimmert. Die Strategie, die elf Metal(core)brocken durch zwei sanfte Instrumentalstücke zu gliedern, könnten Hedfirst hingegen auf Brutalitys "When The Sky Turns Black" gehört und adaptiert haben, aber selbst wenn das so wäre, sollte man es ihnen nicht zum Vorwurf machen, sondern sich lieber freuen, wie gut die Einbindung hier gelungen ist. Der abschließende Titeltrack versucht dann nochmal alle Stilelemente zu bündeln, und in diesem Fall gelingt die Verwandlung eines Stampfers in einen Speedie auch richtig gut, da eine nachvollziehbare Grundidee dahinterzustecken scheint. So gelingt Hedfirst ein auch sehr fett produzierter und insgesamt durchaus gelungener Genrebeitrag, der Cataract-Anhängern einen Hörtest wert sein sollte.
Kontakt: www.hedfirst.com

Tracklist:
The Undying Gospel
A New Day
From Dusk Till Dawn
Manipulation
Falling Into Pieces
Life's Dogma
Stubborn
Hatred
Fuck You
The Blackest Tear
Breath Of This Nation
Inner Demons
Godforsaken


 



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