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STEVE HACKETT: Beyond The Shrouded Horizon
von ta
(Inside Out)
Junge Gitarristen leiden ja häufig an einer ausgeprägten Frickelitis, dem unbedingten Drang, der Welt ihre Fingerfertigkeit nachzuweisen. Steve Hackett, Baujahr 1950, gehört nicht zu dieser Schule, zeigt aber akute Symptome einer analogen Krankheit alter Gitarristen, nämlich des Morbus Kosmopolitus, dem unbedingten Drang, der Welt die eigene Gewandheit in allen Stilen dieser Erde nachzuweisen. "Beyond The Shrouded Horizon", das ungefähr fünfhundertachtzigtausendste Album Hacketts, wildert in Genesis-Pomp ("The Phoenix Flown"), zeigt in Richtung Flamenco ("A Place Called Freedom"), bietet Nahostskalen ("Two Faces Of Cairo") und indische Sitar-Sounds ("Waking To Life"), um schlussendlich auch Hardrock ("Prairie Angel") und Blues ("Catwalk") betont cool, ja: etwas zu betont cool, mitzunehmen. Und das alles mit einer lässig hochgezogenen Augenbraue, die sagt: "Jungspund, du hast nicht ernsthaft bezweifelt, das ich das auch draufhab', oder?"
Hab' ich nicht. Und verneige mich in Ehrfurcht. Nicht, weil mich die weltmännische Pose beeindruckt, sondern weil "Beyond The Shrouded Horizon" trotz des stilistischen Wildwuchses nicht wie eine postmoderne Zitatmontage wirkt. Denn der reduzierte Gesang von Hackett bündelt das Album ebenso wie die immer etwas melancholische, aber dabei stets optimistische Stimmung.
Zugegeben, manche gesäuselte Gesangslinie ist arg prätentiös - doch was in einem Song der Grenze zum Kitsch sehr nah kommt ("Looking For Fantasy"), hält in einem anderen genau die richtige Balance aus Anspruch und Ohrenschmeichelei: Die ersten Minuten von "Loch Lomond" metern mit perfekt arrangiertem mehrstimmigen Schmusegesang und klagenden Akustikgitarren eine dicke Gänsehaut auf den Rücken. Und weitere warme Harmonien verteilen sich so gleichberechtigt als Widerhaken über das ganze knapp einstündige Album, dass bis zum augenzwinkernden Kuddelmuddel "Turn This Island Earth" an dreizehnter und letzter Stelle emotionales Abschalten unmöglich ist.
Ein Album, das einen eigentümlich glücklich zurücklässt. Alter, du hast's echt drauf.
Kontakt: www.hackettsongs.com, www.insideoutmusic.com
Tracklist:
1. Loch Lomond
2. The Phoenix Flown
3. Wanderlust
4. Til These Eyes
5. Prairie Angel
6. A Place Called Freedom
7. Between The Sunset And The Coconut Palms
8. Waking To Life
9. Two Faces Of Cairo
10. Looking For Fantasy
11. Summer's Breath
12. Catwalk
13. Turn This Island Earth
© by CrossOver
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