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GOD FORBID: IV: Constitution Of Treason
von ta

GOD FORBID: IV: Constitution Of Treason   (Century Media)

Metalcore, die fünftausendste? Nö, eigentlich nicht. God Forbid haben mit Byron Davis zwar einen Sänger, der sowohl derb Hardcore-mäßig brüllen kann als auch dem Klargesang viel Raum lässt, und sind gitarrentechnisch eindeutig Metal, setzen sich aber deutlich von dem Gro der nicht mehr ganz so neuen Mosh-Welle ab. Der Grund hierfür ist leicht einzusehen: "IV: Constitution Of Treason", das - wer wäre drauf gekommen - vierte Album der - nächste Überraschung höchsten Grades - Amis, ist eine recht komplexe, nämlich vielschichtige und mannigfaltig verwobene Angelegenheit geworden. Hier trifft der schwedische, melodische Death Metal auf gemäßigten Bay Area-Thrash, schnuppert im Hardcore-Lager vorbei und vergisst zu guter letzt auch die Zuckerli aus der soften Ecke nicht. Letztere spiegelt sich in einigen Akustikgitarren und dem ausdrucksstarken Gesang von Davis wieder. Dieser klingt dabei gottlob nicht nach dem klagenden jungen Mann mit der schweren Kindheit, sondern hymnisch und kraftvoll - höre "The Lonely Dead", "Divinity"; wirklich soft wird es lediglich an einer Stelle, nämlich in "Welcome To The Apocalypse (Preamble)" (hier hat übrigens, wie mir scheint, die Tour mit Extol leichte Spuren hinterlassen, aber das kann nichts Schlimmes bedeuten) -, dabei aber auch, mit Ausnahme des exorbitant guten Ohrwurms "To The Fallen Hero", etwas sperrig, zumindest nicht schon mit den ersten Höreindrücken nachvollziehbar. Melodieführung und Stimmlage erinnern hierbei gelegentlich an die kanadischen Prog-Deather von Into Eternity, auch wenn God Forbid natürlich in ganz anderen musikalischen Gefilden zuhause sind, nämlich, bei aller Komplexität, viel straighter und weniger Todesblei-lastig zur Sache gehen. Dass Davis trotz seiner Clean-Kompetenz zwei Drittel der Platte shoutet und brüllt, als ob es kein Morgen gäbe und hierbei wie der kleine und wütendere Bruder von Pro Pains Gary Meskil tönt, muss wohl nicht gesondert erwähnt werden. Der nächste Trumpf neben Davis ist das Gitarrensoundarsenal, welches Doc und Dallas Coyle nach unermüdlicher Feinarbeit abspulen. Hier gibt es In Flames-Riffs, Pantera-Gestampfe, ausgefeilte Double-Leads, gegenläufige Skalen, ja eigentlich alles Mögliche zu hören. Nur die Durchschlagskraft hat etwas unter der neuen Abwechslung gelitten. Das ist nicht weiter schlimm, gibt es doch genug Bands, die hier Ersatz bieten können, aber die eine oder andere Kelle ins Gesicht - das als einziges Stück der Platte im Uptempo angesiedelte "Crucify Your Beliefs" macht über weite Strecken immerhin vor, wie eine solche aussehen könnte - hätte trotzdem nicht geschadet. Fehlt noch Drummer Corey Pierce, dessen detailreiches Spiel perfekt mit dem ganzen genannten Rest harmoniert. Wer wissen will, wie das alles zusammen geht, pfeife sich die einigermaßen repräsentativen Stücke "Chains Of Humanity" und "Constitution Of Treason" rein.
Keine Beanstandungen also? In der Tat. "IV: Constitution Of Treason" ist eine leicht verkopfte, aber spannende Scheibe geworden, die betr. Zielgruppe lediglich Probleme bereiten dürfte, insofern sie sich zwischen nicht allen, aber immerhin einigen Stühlen befindet. Deshalb sollten sicherheitshalber Fans von Unearth, Killswitch Engage, In Flames, Exodus, Pantera und Machine Head alle mal reingehört haben. Man sollte im Zweifelsfalle wenigstens wissen, was man verpasst.
Kontakt: www.centurymedia.de

Tracklist:
1. The End Of The World
2. Chains Of Humanity
3. Into The Wasteland
4. The Lonely Death
5. Divinity
6. Under His Flag
7. To The Fallen Hero
8. Welcome To The Apocalypse
9. Constitution Of Treason
10. Crucify Your Beliefs
 



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