(Eigenproduktion)

Etwas eigenartiger Bandname, zugegeben, aber bevor jetzt die Politisch-Korrekt-Szenepolizei aufschreit, sei gesagt, daß dieses Trio nichts mit etwaigem Neonaziungeist zu tun hat. Außerdem gibt's ja auch noch andere Gase außer Zyklon B. Versucht man die Musik der Band anhand der Optik des Bandfotos zu erschließen, landet man zunächst völlig im Nirwana. Der Gitarrist sieht aus wie ein richtiger Metaller, der Bassist erinnert an einen Menschen von der Spider Murphy Gang, und der Schlagzeuger paßt problemlos ins Bild jeder NDH-Kapelle. Findige Köpfe konstruieren jetzt aber einen Zusammenhang zwischen NDW und NDH, und bei näherer Betrachtung erweist sich diese Schneewächte als durchaus tragfähig, denn die vier recht unterschiedlichen Songs lagern tatsächlich auf dem Grat zwischen Peter Schilling und Richthofen, ohne deshalb größere Parallelen zu einem der beiden Acts aufzuweisen. Auch ein bißchen Hamburger Schule kann man bisweilen ausmachen, sicher nicht nur, weil Gas aus Cuxhaven kommen. Produzent Andy Hinsch sorgte für einen nicht ganz unwichtigen Aspekt im Gas-Klanguniversum, nämlich für die vielgestaltigen Keyboards, zumeist im neuzeitlichen Sinne eher für Sounderzeugung denn als Leadinstrument eingesetzt. Ich frag' mich zwar, wie das live gehen soll (ohne Keyboarder), aber das soll bei der Beurteilung der CD natürlich nicht zum Kriterium werden. Am wichtigsten ist die Elektronik beim abschließenden "Geiler Tag", denn der hat 'nen relativ ursprünglichen technoziden Unterbau und kombiniert diesen mit recht fetten Gitarren und einem bluesverdächtigen Solo zu einem schnellen EBM-Feger, der bisweilen etwas an Knorkator erinnert. Ganz so vielgestaltig wie Stumpen ist Gas-Sänger Stephan (der übrigens auch noch hinter den Drums sitzt) zwar nicht, aber er versucht, seine Stimme variabel und songorientiert einzusetzen, was bisweilen auftretende elektronische Verfremdungen einschließt. Größter lyrischer Einfluß dürfte wohl die genannte Hamburger Schule sein - das kann man je nach Standpunkt als Kompliment oder Kritik interpretieren. Für die Zukunft bleibt jedenfalls festzuhalten, daß es Gas dem Hörer mit ihrer Wandlungsfähigkeit sicher nicht einfach machen werden, man aber stets gespannt sein darf, was einen hinter der nächsten Biegung erwartet. Zu haben sind die knapp 14 Minuten für 9,90 DM plus 3,50 DM P&V bei Olly Lagemann, Strichweg 110, 27476 Cuxhaven. Hörproben sowie weitere Infos gibt's auf der Homepage www.gas-musik.de.

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