(Engineer Records)

Ich begrüße Sie herzlich zu unserem Abendvortrag. Das Thema unserer Reihe ist, wie Sie wissen, "Scheitern auf hohem Niveau oder: Warum zu viele Ambitionen selten lohnen". Wir beginnen diese Reihe mit einem recht aktuellen Beispiel aus der Schweiz. Nein, wir wollen nicht das 14-CD-Box-Set des St. Gallener Alphorn Oktetts "De Chäs Glögglis" mit seiner Interpretation des "Rings des Nibelungen" zum Wagnerjahr besprechen, sondern eine Produktion der Band Fugo aus dem schönen Örtchen Aarau. Aarau, wer es nicht weiß, liegt im Kanton Aargau - an der Straße, die Densbüren mit Schöftland verbindet (so ziemlich in der Mitte zwischen beiden). Dort, wo die Schweiz flacher ist, entstand Musik, die schroffer und kantiger ist als so manch bröseliger Berg im Wallis.
Kommen wir also zunächst zu einem ersten Höreindruck. Wie geht es Ihnen bei den ersten Takten? Ja, da hinten, bitte! Aha, Sie haben den Eindruck, das schon einmal gehört zu haben? Und, haben Sie eine Idee, woran Sie das erinnert? Ja, bitte, die Dame in der ersten Reihe! Mars Volta? Nee, nicht ganz. Deftones? Ein bisschen vielleicht. Hat der Herr da auf der Fensterbank auch etwas zum Geschehen beizutragen? Wenn Sie nur mit Ihrem iPod spielen und Musik hören wollen, dann können Sie auch gehen! Was hören Sie eigentlich? Ach, ... And You Will Know Us By The Trail Of Dead? Das ist ja interessant. Jetzt nehmen Sie endlich auch den zweiten Stöpsel aus dem Ohr und hören mal auf Fugo. Bitte. Klingt genau so, sagen Sie? Geb' ich Ihnen voll und ganz Recht. Ausnahmsweise. Ach, und der Sänger klingt ein wenig wie Billy Corgan, meinen Sie? Stimmt, ja. (Klugscheißer!)
Damit sind wir auch schon bei der Optik. Damit meine ich nicht Ähnlichkeiten mit Billy Corgan (Herr im Himmel, hat mich dieser Typ aus dem Konzept gebracht), sondern das Artwork. Schöne Schwarz-Weiß-Zeichnungen. CD Nummer eins mit einer Szene aus dem 19. Jahrhundert, Nummer zwei führt uns in die Gegenwart und die letzte in die Zukunft. Immer zwei Menschen, die Frau scheint nicht zu altern, der Junge - respektive Mann - schon. Tja. Verantwortlich für das Artwork zeichnet sich Conrad Keeley und der ist - taataa - Frontmann bei ... And You Will Know Us By The Trail Of Dead. Interessante Querverbindung, finden Sie nicht auch? Ja, er ist auch ein begabter Zeichner, da gebe ich Ihnen Recht, aber bitte vor dem nächsten Zwischenruf bitte melden, ja? (Klugscheißer!)
Inhaltlich wird auch hier, liebe Zuhörer, die auf den Covern angedeutete Linie fortgesetzt. Achtzehn Lieder lang setzen sich die Aarauer Mannen mit dem Thema Zeit auseinander. Die Songs haben keine Titel und das gesamte Projekt ist mit "Avant 93:43", was der Spielzeit der drei CDs entspricht, auch adäquat betitelt. Nun, liebe Zuhörer, ist das Problem lediglich das Folgende: Viele Songs sind für sich genommen ganz phantastisch: energiegeladen, treibend, komplex, melodiös. Wäre da, und hier setzt meine Kritik an, nicht das Konzept. Zu lang, zu viel, zu verkopft. Eine CD mit den besten Songs und die Schweiz hätte einen Exportschlager mehr neben Käse, Toblerone und illegalen Steuer-CDs. Und so scheitern Fugo auf hohem Niveau an ihren Ambitionen. Ja, der Herr, äh, bitte? Ich soll mir einen MP3-Player kaufen und mir meine eigene Playlist zusammenstellen? Na also sag mal ... Egal. Bevor ich mich hier mit meinen Vortrags-Ambitionen verzettele und scheitere, beende ich diesen Vortrag. Herzlichen Dank für Ihre Aufmerksamkeit! Nächstes Mal sehen wir uns wieder beim zweiten Teil der Reihe. Lassen Sie sich überraschen ... vielleicht mit einer Besprechung des St. Gallener Alphorn Oktetts.
Kontakt: http://www.mx3.ch/artist/fugo

Tracklist:
CD 1:
1. 1.1
2. 1.2
3. 1.3
4. 1.4
5. 1.5
6. 1.6
CD 2:
1. 2.1
2. 2.2
3. 2.3
4. 2.4
5. 2.5
6. 2.6
CD 3:
1. 3.1
2. 3.2
3. 3.3
4. 3.4
5. 3.5
6. 3.6
 

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