ALBERT FREY: Für den König von ta (Gerth)
Man könnte es ganz kurz machen: Frey und Frau wie gehabt. Länger: Singer/Songwriter-Pop, musikalisch zahm, Dur, Dur, Dur, textlich konsequent evangelikal, Lobpreis, Lobpreis, Lobpreis. Zweiteres diesmal besonders vordergründig, wovon schon der Albumtitel "Für den König" kündet. Das Motiv des Königs ist der rote Faden, Ausgangs- und Endpunkt des Konzepts des ganzen Albums, der Charakter der Texte schwankt hierbei irgendwo zwischen religiöser Dichtung und Predigt (wenn man etwa betrachtet, wie hier Bibelstellen zitiert und ausgelegt, Zusammenhänge erstellt, Parallelen zwischen den Zeitaltern gezogen werden). Gute Umsetzung, sehr ambitioniert, sehr ehrlich, dabei immer sehr leicht verständlich und ergo sehr Junge-Gemeinde-kompatibel. Das, die JG-Kompatibiliät, gilt weitestgehend auch für die musikalische Gestaltung. Frey ist kein Experimentator, sein Stil ist vordergründig, poppig, eingängig, höchst melodiös, höchst gesangsbasiert, höchst mitsingbar. Reinhard Mey ist, direkt dagegengehalten, sperrig zu nennen. Strukturen, Arrangements und auch viele Melodien der Freyschen Kompositionen sind bekannt, selbst wenn es sich nicht um Adaptionen handelt. Die beiden Adaptionen dieses Albums sind samt und sonders gelungen. "Christ ist erstanden" kommt in einer dezenten choralen Fassung mit wenigen Gitarren, das "Kyrie" aus der zweiten Choralmesse "De Angelis", Vat. VII, mit seiner responsorisch-mittelalterlichen Arrangierung und einigen spannungsreichen Harmonien ist einfach nur schön. Kritisch wird es allerdings, wenn Albert Frey bzw. seine Frau Andrea Balladen anstimmen. "König Jesus" hat mit seiner Streicheruntermalung und seiner plakativen Harmonik die Grenze zum Kitsch leider schon überschritten und auch "Wir alle" ist ein solcher Grenzgänger; allerdings holt hier die textliche Absage an Lippenbekenntnisse und Wortmissbrauch wieder einiges raus. Man glaubt es den Freys ja gerne, dass sie mit Inbrunst und Leidenschaft zu Werke gehen, nicht mit musikanalytischem Kalkül. Aber würde es denn eine Einbuße an Botschaft bedeuten, wenn die textliche Plakativität (ich meine das nicht in einem prohibitiven Sinne) beibehalten, die musikalische Plakativität (das ist jetzt doch etwas prohibitiv gemeint) aber etwas gemildert werden würde? Zumindest würde es das Endergebnis interessanter machen können. Die Summe aller Experimente im Freyschen Werk sind jedenfalls bis dato die sequenzhafte Einbindung orientalischer Skalen hier ("Du bist unser König", "Löwe von Juda"), ein chromatisch aufwärts schreitender, leicht funkiger Bass ("Deine Liebe") oder ein paar jazzige Entkitschungsakkorde ("Für den König") dort. Alles gelungen und spannend, nur in der Gesamtbetrachtung zu wenig. Zumindest, wenn man die Musik nicht nur als notwendige Ergänzung zu den Inhalten ansieht. Das indes mag bei manchem Frey-Fan der Fall sein, ist auch nicht weiter verwerflich, und also wird der Frey-Fan auch "Für den König" in sein Herz schließen wie alle anderen Alben Freys, gleich beim ersten Mal. Und warum auch nicht? Konzept und Umsetzung sind stimmig, mit dem entgegen Text und Titel nicht so richtig in die Gänge kommenden "Deine Last ist leicht" ist auch nur ein einziger Füller vertreten (die vom Rezensenten kritisierten Balladen kann man ja auch ganz herzergreifend finden), dies auf immerhin dreiundsiebzig Minuten Spielzeit, und mit "Voller Ehrfurcht" kurz vor dem Ende noch einmal ein echtes Highlight, basierend im Wesentlichen nur auf besinnlichem, fabelhaft vorgetragenem Chorgesang. Aber technisch, gerade vokaltechnisch, gab's hier ohnehin noch nie etwas zu bekritteln.
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