www.Crossover-agm.de FLYSWATTER: Black And Blue
von rls

FLYSWATTER: Black And Blue   (Chiller Lounge Records)

Die Jungs mit der Fliegenklatsche holen zum ersten fulltimigen Schlag aus, nachdem es im Oktober 2000 für alle Puristen, die noch einen Plattenspieler besitzen (da fällt mir ein, daß ich meinen schon lange mal reparieren lassen wollte), schon eine Splitplatte mit Ampersand, dem seinerzeitigen Tourpartner, gab. Der nun vorliegende Silberling weckt bei mir titelmäßig erstmal Assoziationen in Richtung meiner LP-Sammlung und läßt mich "Nasty Nasty" hervorkramen, den 86er Drittling einer Californiaband namens Black'n Blue, die seinerzeit richtig guten Haarsprayrock fabrizierten und den ich mir momentan natürlich nicht anhören kann, weil ja wie gesagt mein Plattenspieler nicht funktioniert. Ich zweifle allerdings mal an, daß Flyswatter je von besagten Black'n Blue gehört haben, und falls doch, dann hat das in ihrer Musik jedenfalls keine Spuren hinterlassen. "Emo-Rock zwischen Samiam und diversen US-College-Rock-Bands" nennt das Info den Flyswatter-Sound, was ich einfach mal so stehenlassen will. Samiam kenn' ich nur vom Hörensagen, aber das mit den Collegerockern trifft zu, wobei man den Begriff hier natürlich nicht abwertend zu verstehen hat. Fröhlich und nölig klingt zwar verbal ähnlich, ist aber nicht ein und dasselbe, und das wissen Flyswatter im Gegensatz zu diversen der angesprochenen Collegerocker, die "Emo" automatisch mit "Depri" gleichsetzen, ganz genau. Sie wechseln die Stimmungen, wo es nötig ist, und haben vor allem eine unbändige Frische in ihrem zumeist recht kompakt gehaltenen Kompositionen, die selbst ruhigere Passagen nicht zum Vornüberkippsound werden läßt, wohingegen Speedies wie "Label This One" live Aufruhr erzeugen dürften. Und da Flyswatter zu den im Livesektor hyperaktiven Bands gehören, dürften sich hier die Komposition live hochwirksamer Tunes und die livehaftigen Reaktionen auf diese gegenseitig hochgeschaukelt haben. Gleichzeitig bringt es die Münchener Band aber auch fertig, nicht in stilistische Monotonie zu verfallen und permament auf wenigen Grundriffs bzw. -harmonien herumzuspringen, bis diese platt sind wie eine Flunder, obwohl sich einige Tracks doch unterm Strich recht ähneln. Das könnte bei Platte 3 oder 4 durchaus zum Problem werden, aber bis dahin haben Flyswatter ja noch ein gutes Stück Entwicklungszeit vor sich, und wenn der neue Drummer Philip das abwechslungsreiche Spiel seines Vorgängers Attila, der "Black And Blue" noch mit eingetrommelt hat, beibehält, ist ein Fundament für die Fortentwicklung schon gelegt, zumal die Setlist auf "Black And Blue" recht geschickt eingerichtet wurde, da auf einen schnelleren meist ein nicht so schneller Track folgt. Nur was dieses komische Strichmännchen auf dem Cover und im Booklet dem Betrachter sagen soll, hab' ich noch nicht so recht kapiert. Aber das ist im musikalischen Sinne ja auch egal. Zum Anchecken dürfte wohl ein Liveerlebnis der geeignetste Appetizer sein - wer glaubt, dies nicht nötig zu haben, wendet sich an Chiller Lounge Records, Schwere-Reiter-Straße 35, Haus 2, 80797 München, www.chillerlounge.de, falls er "Black And Blue" im Laden um die Ecke nicht auftreiben kann.






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