www.Crossover-agm.de AMPERSAND: Macro
von rls

AMPERSAND: Macro   (Chiller Lounge Records)

Ich hab' zwar auch so ein paar Sub Pop-Sampler im Regal stehen, aber das Schaffen sowohl der Amphetamine Reptile-Bandfamilie als auch Helmets ist bisher nahezu ungehört an mir vorbeigezogen. So kann ich also nahezu ohne vorgefertigte Meinung an "Macro", den ersten über ein etwas größeres Label erscheinenden Tonträger der Bonner Ampersand, herangehen (das bisherige Schaffen gab's nur auf Undergroundwegen via BluNoise zu organisieren, wo es auch produziert wurde). Dabei fällt die Zustimmung zur Aussage des Bandinfos, der Stil Ampersands liege zwischen Noise-Rock und Pop, relativ leicht, wobei sich der auf den ersten Blick recht augen- bzw. ohrenfällige Unterschied zwischen den beiden Stilistiken problemlos in Gitarrist/Sänger Christopher Schwarz personifizieren läßt - Basser Markus Prämassing und Drummer Patrick Mehler sind, ohne sie damit abqualifizieren zu wollen, im größten Teil des Konzeptes "nur" Beiwerk (sie treten an einigen Stellen dafür besonders deutlich an den Bühnenrand, besonders die intensive Beckenarbeit des Trommlers). Christophers fette und dennoch abwechslungsreiche Gitarrenwände untermauern nämlich eher den Noise-Rock-Aspekt, tragen indes zum melodiebetonten Popgestus nur selten etwas bei. Umgekehrt sind es die im Wechsel mit relativ stark in den Hintergrund gemischtem, leicht hysterischem Geschrei (Noise-Rock!) und verzerrtem Geshoute (auch Noise-Rock!) eingesetzten melodischen Gesangslinien, welchen ein gewisses Popappeal in den 13 Tracks zu verdanken ist, das aber in der Gesamtbetrachtung trotzdem klar den kürzeren zieht. Wenn man mal das Sub Pop-Zeugs hernimmt, dann wären Ampersand also eher einer der Kandidaten, die auf Sub Pop geblieben wären, als einer derjenigen, die von der konzernabhängigen Plattenindustrie während des Ausschlachtens des Seattle-Trends nebenbei oder planmäßig mit aufgelesen wurden. Selbst ein wie ein potentieller Single-Kandidat beginnender Track wie "Catch 22" macht spätestens mit dem am Strophenende einsetzenden fetten Riff viel zu viel Krach, um mal eben zwischen AC/DC und Meat Loaf im Radio zu laufen. Das soll Ampersand natürlich nicht zum Nachteil gereichen, stellt doch gerade dieser Track für den aufgeschlossenen Rockmusikhörer eine gute Möglichkeit dar, sich auf "verträglichem" Territorium mit dem Schaffen des Trios bekanntzumachen, um bei potentiellem Gefallen dann auch schrägere Tracks anzutesten, von denen es gleich eine ganze Reihe gibt. Ideen haben Ampersand zweifellos, sei es das Einstreuen spacigerer Parts (wobei sie mitunter ähnliche Effekte erzielen wie Noisetoys) oder gar der Einsatz kurz aus dem Verborgenen auf- und sofort wieder in selbiges abtauchender countryverdächtiger Gitarren ("Iron Cobra"). Selbst vor geradezu wildem Stakkato-Geprügel schrecken die drei Ex-Hauptstädter nicht zurück ("Zip-Locked"), nur um im nachfolgenden "Never Question Reason" ein AC/DC-mäßiges Gitarrenlick mit einem zwischen Noise und Space pendelnden Unterbau zu koppeln. Monumental-ausladende Tracks wie "800 ft." bleiben zwar die Ausnahme, aber dadurch stechen sie eben auch höhepunktbildend hervor und werden nicht von den umlagernden Tracks in der Wahrnehmungsoption beeinträchtigt. So wird "Macro" zwar immer noch nicht allgemeinverträglicher, aber das dürfte auch nicht das vorrangige Ziel Ampersands gewesen sein. Ich kann mir diese CD zwar nicht jeden Tag anhören (zumal es auch nicht zwingend mein bevorzugter Stil ist), aber guten Gewissens eine Kaufempfehlung an all diejenigen abgeben, die mit beschriebenen Sounds aufstehen, frühstücken, zur Arbeit fahren, heimkommen, abwaschen, bügeln, nervende Fußballreporterkommentare übertönen und schlafen gehen.
Kontakt: Chiller Lounge Records, Schwere-Reiter-Straße 35, 80797 München, www.chillerlounge.de



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