FATE: Rock von rls (Kerosine)
Schöner Titel. Einerseits macht er per Ausschlußverfahren klar, was vermutlich nicht auf dieser CD enthalten ist (also z.B. Schlager), andererseits läßt er aber auch noch alle Möglichkeiten offen, welchem der immens zahlreichen Subgenres der Rockmusik sich Fate denn nun verschrieben haben (als dritte Variante käme natürlich auch noch die wörtliche Übersetzung "Felsen" hinzu, um die Verwirrung zu komplettieren). Hat man erstmal festgestellt, daß es sich bei diesen Fate nicht um die Truppe handelt, die in den Achtzigern nach der Demission von King Diamond ihren Bandnamen Mercyful Fate um das erste Wort kürzte, kann man genauere Erkundigungen einholen und stellt fest, daß "Rock" das zweite Album einer Darmstädter Band ist, welches ursprünglich nur zu Promozwecken in zwei Sessions 2001/2002 eingespielt wurde und nun aber doch noch in Zusammenfassung der jeweils fünf konservierten Tracks als knapp 37minütiges Album das Licht der Plattengeschäfte erblickt. Der nächste Irrtum lauert allerdings schon auf dem CD-Cover, denn das ausschnittweise Bild der im An- oder wahrscheinlicher Ausziehen befindlichen Dame mit den signalroten Fingernägeln und der Fate-Gürtelschnalle assoziiert nicht unbedingt eine Nu-Metal-Combo, die sich letztlich hinter Fate verbirgt und die sich irgendwie zwischen alle Stühle setzt, mitunter aber gerade dadurch wieder cool kommt, obwohl hier zwar generell alles nu, aber nichts wirklich neu ist. Es hätte in der Tat Stellen gegeben, wo man hätte einhaken und Entwicklungen auf die Spitze treiben können, so etwa im verhältnismäßig opulenten "Overflow", wo der Mittelteil förmlich nach einer Bombastspritze schreit, welche diesen etwas an mittelspäte Paradise Lost erinnernden Track bedeutend aufgewertet hätte. "Burn It Down" und partiell auch "Strike Back" hätten wiederum das Zeug zu atmosphärischem Düstermetal gehabt, diesmal nicht in Paradise Lost-, sondern eher in Phlebotomized- oder gar in Crematory-Richtung, aber auch diese Chancen haben Fate nicht genutzt - sie blieben irgendwo vor einem zusammengewürfelten Haufen stehen, den man besser in lauter einzelne Songs extrahiert hätte. An Ideen mangelt es also keineswegs, aber dafür etwas an der klaren Linie. Zudem möchte ich gerne mal wissen, wer auf die Idee gekommen ist, den Jungs im Info "ein bisschen skandinavisches Vikingertum" anzudichten. Vielleicht war ja sowas auf dem mir nicht bekannten 99er Debüt "Back To Reality" vorhanden, oder es findet irgendwelche Niederschläge in den mir nicht bekannten, da im foto- und thankslistenlastigen Booklet nicht abgedruckten Lyrics. Aufgenommen wurden beide Sessions übrigens im Kohlekeller-Studio bei Kristian Kohlmannslehner, wobei man keine spielentscheidenden Unterschiede zwischen den ersten und den letzten fünf Songs erkennen kann - allenfalls sind die ersten noch ein klein wenig diversifizierter als die letzten fünf, welche übrigens die älteren sind. Für besonders viel Abwechslung sorgt übrigens Sänger Hans Coolen (sollte das ein Pseudo sein?), der neben hardcorigem Shouten auch eine saubere Cleanstimme ins Feld führen kann und ferner oft und gerne rappt oder reggaet. Der letzte Track "Mix It Down" entpuppt sich als Remix von "Burn It Down", der fast rein elektronisch zu Werke geht, aber wiederum den letzten Schritt zur völligen Trennung beispielsweise von den etwas hilflos wirkenden Drumbeats zugunsten einer konsequenten Elektrolösung scheut. Dieser Remix bestätigt somit den Gesamteindruck der CD: Gute Ideen sind da, aber an der Konsequenz der Umsetzung müssen Fate noch arbeiten.
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