www.Crossover-agm.de FATAL EMBRACE: The Ultimate Aggression
von rls

Fatal Embrace: The Ultimate Aggression   (Gutter Records)

Coverversionen können durchaus ein Indiz für den eigentlichen Stil einer Band darstellen, aber auch völlig in die Irre führen. Nun, Fatal Embrace haben auf ihrem Debütfulllengthsilberling "The Ultimate Aggression" den alten Exodus-Klopper "Bonded By Blood" (allerdings in einer etwas merkwürdigen Version) nachgespielt, und in diesem Fall gibt die Wahl des Coversongs auch die Marschrichtung der Eigenkompositionen vor: traditioneller Bay Area-Thrash hinten und vorn. Ob man bei der Gelegenheit auch gleich die wenig intelligenten Lyrics der Exodus-Embryonalzeit mit übernommen hat, ist bei dem Gebrüll von Mikroinhaber Heiländer aber nicht verifizierbar (Textblatt hab' ich hier wieder mal keins). Apropos Heiländer: Dessen Gebrüll unterscheidet sich etwas von dem seiner Achtziger-Kollegen, da er zum einen ab und an 'ne Death Metal-Untiefe auslotet, zum anderen den einen oder anderen dunkel-cleanen Unterton durchblicken, äh, durchhören läßt. Für seine vier Mitstreiter könnte die Zeit aber durchaus 1985/86 stehengeblieben sein - alte Exodus gehen als deutlichster Einfluß durch, der Aufbau von "The Last Rites" (bis zum Einsetzen des Gesangs) ist gar komplett von Slayers "Seasons In The Abyss" übernommen worden (huch, das stammt ja erst von 1990 ...), ansonsten fährt man geschwindigkeitsmäßig nicht immer mit Volldampf, sondern läßt es (etwa in besagtem "The Last Rites") auch öfters mal etwas schleppender angehen und bringt dadurch eine gehörige Portion Spannung in die Scheibe ein. Ab und zu lugt gar etwas Melodie um die eine oder andere Ecke, beigesteuert so gut wie ausschließlich von der Leadgitarre, die sich ansonsten eher Kerry King als Gary Holt oder gar Kirk Hammett zum Vorbild erwählt hat. Live kommt das Ganze sicherlich mit einer gehörigen Portion kathartischer Energie rüber (man konnte dieselbe, wie das so üblich ist, leider nicht 1:1 auf die Scheibe pressen), und wenn man Fatal Embrace mal mit Wotan, die ja auch aus Berlin kommen, neben dem Palast der Republik spielen lassen würde, dann könnte man sich möglicherweise das Abrißkommando ersparen, da spätestens nach drei Vierteln des Sets die Grundmauern solche Risse aufweisen würden, daß das Engagement eines einzigen Mauerspechtes (Betonicus destroyicus) genügen dürfte, um das verasbestierte Monumentalgebäude zum mehr oder weniger kontrollierten Einsturz zu bringen. Eine wohleingespielte Gitarrendoppelfraktion, wie sie Fatal Embrace mit Karsten und Christian zu haben scheinen, ist da schon die halbe Miete, und Drummer Martin besorgt mit den (nicht eben häufigen, aber ausreichenden) Highspeedknüppeleien dann den Rest. Sage hinterher keiner, man habe ihn nicht gewarnt. Mein Favorit unter den 10 Songs ist übrigens das abwechslungsreiche "Nocturnal Anguish". Wer sich vorstellen kann, traditionellen Thrash Metal mit mittlerem bis schnellerem Tempo (aus heutiger Sicht; 1984 wäre "The Ultimate Aggression" neben "Show No Mercy" von Slayer das extremste Album weit und breit gewesen) zu mögen, der dürfte den fälligen Gegenwert für diese CD nicht in den Sand gesetzt haben.


 



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