www.Crossover-agm.de EVERGREY: Monday Morning Apocalypse
von ta

EVERGREY: Monday Morning Apocalypse   (Inside Out)

Im Katalog von Evergrey steht "Monday ..." sicherlich als das straighteste und am wenigsten düstere Album da, man vergleiche etwa einmal direkt die Evergrey von 2006 mit den Evergrey von 1999 bzw. dem Album "Solitude, Dominance, Tragedy". Auf "Monday ..." sind die Keyboards stark in den Hintergrund getreten, die Songs sind forscher, etwas härter und auch, so seltsam das zunächst klingen mag: radioträchtiger. Liegt's an dem neuen Produzentenduo Sanken Sandquist/Stefan Glaumann, das schon für illustre Acts wie Rammstein, Bon Jovi und Def Leppard hinter den Reglern saß? Zumindest offenbaren Songs wie "Unspeakable" und "Lost" mit ihren eingängigen Refrains, ihrer Kürze (beide, und damit stehen sie nicht alleine da, sind zwischen drei und vier Minuten lang), der einfachen Struktur und den direkten Arrangements echte Single-Qualitäten. Für den geneigten Prog Metaller, an den Evergrey sich bis jetzt primär richteten, ist das allerdings harte Kost, weil es eben wenig komplex, wenig tiefschürfend ausfällt. Ja, eigentlich sind Evergrey inzwischen weder in irgendeiner Hinsicht noch Prog Metal im Sinne einer Gattungszugehörigkeit noch progressiv im ursprünglichen Wortsinne einer Eigenschaft der Musik. Die Hardrockeinflüsse sind stattdessen auf "Monday ..." dominanter denn je, der Power Metal-Drive wurde ebenso erhöht. Ergebnisse sind dann Kraftpakete wie der Opener und Titelsong "Monday Morning Apocalypse" oder "At Loss For Words", die zwar ungestüm mit Doppelfußmaschine und ebenso melodie- wie rhythmusarmen, tiefgestimmten Stakkatogitarren daherkommen, allerdings erstens von der Band selbst schon oft genug, nur weniger direkt, mit anderer Titulierung auf früheren Alben standen und ferner auch im Power/Prog Metal schon tausendfach aufgetreten sind. Ist irgendwie ganz nett und macht live vielleicht auch Spaß, sonderlich aussagereich tönt es aber nicht. Was mir darüber hinaus nicht gefällt und bei Evergrey auch noch nie gefallen hat, ist der (bei sog. "epischen" Power Metal-Bands nicht unverbreitete) Versuch, ein schwaches Riff oder eine mäßige Hookline - etwa in den genannten Songs, man nehme noch "The Curtain Fall" hinzu - mit einem fast unhörbaren Keyboardschleier aufzuwerten. Da geht dann im Arrangement irgendwie der Song verloren. Und wo ich gerade beim Beschweren bin: Das Klavierintermezzo "Till Dagmar" geht ja noch gerade eben als Entspannungspause nach dem harten "At Loss For Words" durch, die reduzierte Klavierballade "Closure" ist dann aber doch tendenziell überflüssig, weil langweilig und wie Radiogeschluchze gesungen. Ja, der viel gelobte T.S. Englund hat eine schöne, eigene Stimme, erinnert manchmal an Jorn Lande, als dieser noch bei den (ganz fabelhaften) Beyond Twilight hinterm Mikro stand, nur fällt mancher Chorus doch zu gestelzt ergriffen aus. Auf der anderen Seite steht ein Klassetrack wie etwa "Still In The Water" - mit etwas über fünf Minuten der längste (!) Song des Albums -, der grooviges Riffing und eine gute Hookline mit einem tollen, düsteren Chorus koppelt und damit tatsächlich auch neben den gesanglichen Parallelen an Beyond Twilight erinnert. Die dunkleren Passagen machen auch "The Dark I Walk You Through" (mit gutem Pianooutro) zu einem kleinen Highlight. Den dritten Treffer stellt die melancholische Semiballade "In Remembrance" dar, die in ihrer Direktheit und Einfachheit allerdings einmal mehr den Willen der Band durchklingen lässt, jetzt den Durchbruch zu schaffen. Hoffen wir, dass dies eine berechtigte Hoffnung ist, auch wenn der Rezensent als Freund der verspielteren Sounds des Evergrey-Kosmos an diesem Versuch der Band kräftig zu knabbern hat. Deshalb sein Urteil als summa summarum: "Monday Morning Apocalypse" ist ein typisches Evergrey-Album in straighterer Machart, in der Discographie der Band allerdings keins der Highlights (wie etwa der eingangs genannte Zweitling der Band, "Solitude, Dominance, Tragedy"), weil es die Schwächen der Band weiterträgt und um neue erweitert. Neue Stärken sind aber eben, als Ausgleich, nicht mitgeliefert worden. Doch vielleicht sieht das die neue Evergrey-Fangemeinde ja ganz anders ...
Kontakt: www.insideout.de

Tracklist:
1. Monday Morning Apocalypse
2. Unspeakable
3. Lost
4. Obedience
5. The Curtain Fall
6. In Remembrance
7. At Loss For Words
8. Till Dagmar
9. Still In The Water
10. The Dark I Walk You Through
11. I Should
12. Closure



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