www.Crossover-agm.de ENDART: Planet Rock
von rls

ENDART: Planet Rock   (Gutter Records)

Interessanter Bandname: Sowohl zu End als auch zu Art könnte man Bezüge herstellen, und mit einem bißchen orthographischer Schummelei gelangt man gar zum Terminus "entartet", der insofern eine Parallele zur Band aufweist, als ihre Musik sowohl im Dritten Reich unter den Begriff "entartete Kunst" gefallen wäre als auch dies im Vierten Reich tun würde. Ich hab' zwar keine Ahnung, ob deshalb im Booklet dick "Endart against Fascism!!!" steht, aber denkbar wär's, zumal Larz und Markus auch noch mit Skinhead-Optik daherkommen.
"Planet Rock" wildert musikalisch hauptsächlich in Thrash- und Death Metal-Gefilden, wobei den meisten Kompositionen ein guter Groove wichtiger ist als möglichst schnelles Geknüppel. Einen nicht unwichtigen Platz nimmt auch die melodiöse Komponente ein - nicht in Larz' Gebrüll, wohl aber in der Gitarrenarbeit, wodurch beispielsweise "Rivers Run Red" beinahe einen Göteborg-Touch bekommt. "When Daylight Fades" und das eine kurze Violinensequenz aufweisende "Malstrom" sind gar fast purer Doom, aber eben nicht durchgehend superlangsam, sondern intelligent und in Grenzen abwechslungsreich arrangiert. Man hört Endart die Erfahrung an, die sie in ihrem bereits mehr als zehnjährigen musikalischen Dasein sammeln konnten (die anfänglichen Demos erschienen noch unter dem alten Namen Derb), und die Lyrics verraten ebenfalls eine fortgeschrittene menschliche Reife (man setzt sich u.a. mit den Problemen des Umgangs der Menschheit mit der Erde - als wäre letztgenannter der "Planet Rock" - auseinander, was auch schon in der Bookletgestaltung angedeutet wird, markiert Schwachpunkte im Verhalten des Menschen zu seinem Nächsten und hat schon in der Vergangenheit gezeigt, daß man Bücher nicht nur als Unterlage für den kippelnden Wohnzimmerschrank benutzt, sondern auch liest - so im "Hit" von Endart, "The Scent-Perfume" von der "For Promotion"-Mini-CD, das auf Patrick Süskinds "Das Parfüm" beruht). Ganz zum Schluß gönnen sich Endart noch die Freude des Coverns - dran glauben mußte neben "Corporation Pull-In" von Terrorizer noch "Daddy Cool" von Boney M., das Endart allerdings nicht komplett zerthrashen, sondern mit einer mich eher an Wotans "Temple Of Love"-Cover erinnernden Umsetzung verarbeiten (die Traditionsrocker Beast Of Prey hatten parallel zu Endart übrigens die gleiche Idee, allerdings habe ich deren Version noch nicht gehört). Ich muß mir zwar vorstellen, daß die im Verlaufe des Albums immer zahlreicher werdenden atmosphärischen Parts live etwas untergehen, kann dem größten Teil des Materials indes trotzdem große Livetauglichkeit attestieren. Auf Konserve läßt sich das Ganze aber auch angenehm hören.
 



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