www.Crossover-agm.de EIDOLON: Coma Nation
von rls

EIDOLON: Coma Nation   (Metal Blade Records)

Die meisten Bands gönnen sich heute eine zeitliche Differenz von anderthalb bis zwei Jahren zwischen ihren Platten - nicht so Eidolon: Ein Jahr nach "Hallowed Apparition" und deren zwei nach "Nightmare World" stehen sie erneut mit einem Fulltimesilberling auf der Matte. Und das Schöne daran ist, daß die Qualität unter diesem vergleichsweise hohen Ausstoß nicht entscheidend zu leiden hat, wenn es natürlich auch die eine oder andere Schwankung gibt. So empfand ich das fast pausenlos durchgepowerte "Hallowed Apparition"-Album als kleinen Rückschritt gegenüber dem vielseitigeren "Nightmare World" - "Coma Nation" markiert nun den Rückschritt vom Rückschritt, denn das neue Album fährt wieder einige der Elemente auf, die seinerzeit "Nightmare World" auflockern geholfen hatten, ohne diese aber blind zu kopieren. So mutet der Beginn von "Life In Agony" an, als wollte Shawn Drover wieder mal einen candlemassigen Doomsong schreiben, aber nach ausgiebigem Schieberiffing macht der komponierende Drummer plötzlich Dampf, mehr mit den Bassdrums als mit der Snare, auf letztgenannter trotzdem einen galoppierenden Rhythmus anschlagend, und treibt den Song in einen phasenweise fast fröhlich zu nennenden Speedmetaller. Dieses Spielchen scheint ihm so gut gefallen zu haben, daß er es beim folgenden "Scarred" gleich noch einmal spielt, den Hörer, der glaubt, nun endlich aber müsse der Doomsong folgen, wieder narrend und einen für Eidolon-Verhältnisse epischen Track entwickelnd, in dem Glen Drover selbst über feisten Doublebassdrums schon mal die Akustikgitarre auspackt, mit der er später einen ausgedehnten ruhigen Zwischenteil untermalen wird. Bis zu diesem an Position vier befindlichen Track hat man bereits das feierliche Intro "Nemesis" (das Großes erahnen läßt) und den traditionell nach vorne powerthrashenden Titeltrack hinter sich gelassen und, wenn man die Vorgänger schon eine längere Zeit nicht mehr im Player hatte und auch noch keinen Blick ins Booklet geworfen hat, wahrscheinlich noch gar nicht registriert, daß die Drover-Brüder und Bassist Adrian Robichaud einen neuen vierten Mann an ihrer Seite begrüßen: Sänger Pat Mulock unterscheidet sich weder von der Stimmlage noch von der Stimmfarbe her entscheidend von seinem Vorgänger Brian Soulard (obwohl er insgesamt leicht melodischer zu Werke geht), was das "Markenzeichen" Eidolon trotz des Sängerwechsels nach wie vor eindeutig erkennbar hält. Die Folgesongs tun erwartungsgemäß dieser Linie keinen Abbruch - es dominiert gleichermaßen uneuropäischer wie unamerikanischer Power Metal mit gewissem Thrasheinschlag (typischen kanadischen Power Metal gibt es als Abgrenzungskriterium ja nicht so unbedingt), wobei "A Day Of Infamy" im schnellen Stakkato vorprescht, "Lost Voyage" etwas langsamer das Ziel erreicht und Feinden ausgeprägten Grundtonriffings keinen Grund zur Freude bieten wird und schließlich auch "Hunt You Down" nicht entscheidend aus dem Rahmen fällt. Das tut erst "The Pentacle Star", wieder über sieben Minuten lang und einen originell ausrhythmisierten Mittelteil beinhaltend, den es in dieser Form bei Eidolon bisher nicht gegeben hat und der von manchen Zeitgenossen fast als progressiv angesehen werden dürfte (der Rest des Songs geht als verhältnismäßig episch durch, schönes Akustik-Intro und -Outro inclusive). Vergleichsweise unspektakulär leitet "From Below" zum opulenten Finale "Within The Gates" über, welches immerhin knappe 19 Minuten dauert und alle Elemente, für die Eidolon bekannt sind, zu bündeln versucht, noch ein wenig Neues mit einfließend lassend (dazu ist der gelegentliche Death Metal-Gesang zu rechnen). Worum's in dieser Mini-Oper sowie im Rest der Lyrics geht, kann ich leider nicht berichten, da ich diesmal keine Texte vorliegen habe - das apokalyptische Artwork deutet aber an, daß sich auch in dieser Beziehung nicht viel geändert haben mag und die Endzeit immer noch das dominierende Thema in Eidolons Geschichtchen bildet. Falls "Within The Gates" auch im Liveset auftauchen sollte, ist damit zwar die halbe Spielzeit bei einem Supportauftritt schon weg, aber der Hörer weiß nach Hören dieses einen Songs im Prinzip auch alles, was er über die Musik der Kanadier wissen muß. Hatte "Hallowed Apparition" von mir nur das Prädikat "gut" verliehen bekommen, darf sich "Coma Nation" wieder auf eine Stufe mit "Nightmare World" stellen.
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