www.Crossover-agm.de EERIE: Hollow Stare
von ta

EERIE: Hollow Stare   (Brutallica Records/Golden Lake)

Die Bulgaren von Eerie machen es einem auf ihrem 46minütigen Erstling wirklich schwer. Man ist beeindruckt, auch mitgerissen, bastelt aber permanent daran, die gewonnenen Eindrücke unter die richtigen Begriffe zu bringen und kommt auf keinen grünen Zweig. Eerie spielen auf jeden Fall progressiv. Die Songs sind unvorhersehbar, mischen Unterschiedliches und fallen also aus gängigen Genre-Etikettierungen raus. Das Verbalmonstrum "Mystic Dark Death Metal" findet sich in der Infobeilage und ich übernehme es einfach mal. Death Metal, weil gegrunzt, oder eher: gekeucht wird, Dark Metal, weil die Atmosphäre beständig irgendwo zwischen Gothic und Doom pendelt, Mystic Metal, weil es einen unerklärbaren, indefinablen Rest gibt. Müsste ich musikalische Paten nennen, würde ich auf jeden Fall Celtic Frost erwähnen, mit etwas Vorsicht auch die Norweger Emancer, deren Black Industrial Metal streckenweise ein ähnliches Flair verströmt wie "Hollow Stare". Das liegt, nicht nur, aber auch, daran, dass Eerie ebenso wie Emancer mit einem Drumcomputer arbeiten. Was überhaupt nicht stört; erstens, weil die ganze Stilistik so neuartig ist, dass man ihr den Computer gleich als Notwendigkeit zurechnet, zweitens, weil das gute Stück einfach exzellent programmiert ist (Ausnahme: der einzige Blastbeat, der in "I Can Lead You" eher witzig als brutal klingt), abwechslungsreich und stimmig in den Rest eingepasst. Dieser Rest, das sind zunächst die Gitarren von Misho Mihaylov, die zu keinem Moment nach Death Metal tönen, stattdessen aber eine ganze Palette von harmlosem Thrash über Lava-Sound und düsteren Clean-Melodien bis hin zu sehr traditionellen 80er-Heavy-Riffs (höre etwa "Low Price") abdecken. Das klingt in der Beschreibung sehr vielfältig, hinterlässt aber einen sehr flüssigen Eindruck, der gegen Ende sogar ins dezent Langweilige abdriftet. Was auch am sehr monotonen Gesang von Emo Manchevski (sonst bei Mortal Remains tätig) liegen kann, der mit seiner Mischung aus mittelhohem Growling und verhauchtem Sprechgesang - Erinnerungen an Thomas Gabriel W. von Celtic Frost werden wach - einige Gewöhnungsdurchläufe vom Hörer fordert. Hinzu kommen einige Keyboards, welche die düstere, leicht abgehobene Grundstimmung noch forcieren. Und die Songs? Die sind mindestens interessant und drei Mal richtig klasse, nämlich im Opener "The Saint", der genial zwischen Sphärengrusel und sehr eigenem, vertrackten Düster-Death hin und her pendelt, im das Album abschließenden, dreigeteilten Mini-Epos "The Pool" und im mit einem hypnotischen Refrain ausgestatteten "Master Race". Letztgenannter Track hinterlässt in mir allerdings aufgrund seines diffusen Textes in Verbindung mit ja nicht ganz unbelastetem Rassenvokabular (s. schon den Titel) einen leicht mulmigen Eindruck. Wobei gesagt werden muss, dass die Texte von Eerie wie mir scheint generell weitestgehend sinnfrei ausfallen, also tatsächlich keinen konkret fassbaren Sinn ergeben, sieht man von "Inside Me", der Hymne zum Melancholikertag am 30. Februar, einmal ab. Aber lassen wir die Stichelei ... "Hollow Stare" ist ein dunkles, progressives Metal-Album, das sich lohnt.
Kontakt: www.brutallica.com, www.eerie.brutallica.com, www.goldenlakeprods.co.uk

Tracklist:
1. The Saint
2. Immortal
3. Low Price
4. Master Race
5. Fire Of Madness
6. The Funeral
7. I Can Lead You
8. Inside Me
9. The Pool:
  Part I: Reflection
  Part II: The Sword
  Part III: Bequest
10. To The Bottom



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