www.Crossover-agm.de DEJA VU: Decibel Disease
von rls

DEJA VU: Decibel Disease   (Karthago Records)

Wer ernsthaft erwartet hatte, daß sich Deja Vu im Musizierstil erheblich verändern würden, glaubt vermutlich auch an den Weihnachtsmann: Zu sehr haben sie ihren traditionellen Metal offensichtlich liebgewonnen, als daß sie ihm mehr als einige kleine Variationen, Verfeinerungen und Anpassungen gönnen würden - und das soll auch so sein, denn neben den ganzen Experimentatoren da draußen muß es auch ein paar Bewahrer der Traditionen geben. Freilich klangen Deja Vu auf ihrem Erstling "Bullets To Spare" noch ein wenig teutonenmetallastiger, was sich zwar auch auf den zwölf neuen Songs noch durchhören läßt, aber eine Erweiterung um diverse "internationale" Elemente erfahren hat. An vorderster Stelle sind hier sicherlich Judas Priest zu nennen, denn einerseits hätte ein guter Teil der Songs auch auf "Ram It Down" oder "Painkiller" stehen können, andererseits arbeiten Deja Vu diesmal verstärkt mit einer zweiten Stimme, die hinter die eigentlichen Leadvocals gelegt wird und die frappant an Rob Halford zu besseren Zeiten erinnert (schön durchzuhören beispielsweise in "You Will Know My Name"). Zudem haben sie ihre Arrangementvielfalt etwas erhöht, was beispielsweise die temposeitige Zusammensetzung der Songs angeht. Hierfür kann man den Opener "Under Fire" schön als Beispiel analysieren: stampfende Strophe, dann Tempoverschärfung in der Bridge, im Refrain aber wieder zurückgenommen, späterhin weitere Variationen in geschickter Zusammensetzung, die auch den bierbäuchigen Altmetaller im Publikum nicht überfordert, aber zugleich den anspruchsvolleren Jungmetaller nicht in Morpheus' Arme schickt. Mit "Children Of The Eighties" antworten Deja Vu aussagetechnisch auf Accepts "Slaves To Metal", musizieren dort aber etwas leichtfüßiger, während die musikalische Hommage an Udo Dirkschneider und seine Mannen eine Trackposition später folgt, nämlich in Gestalt von "Metalhead", das abgesehen von der ungewöhnlichen Bridge wirklich reinrassigen Solinger Stahl bietet (man versuche anhand des Hauptriffs oder des Refrains mal einen Blindfold-Test!). Mit "Die For The Tyrant" haben Deja Vu zur Abwechslung einen textlich ungewöhnlichen, da politisch relativ realitätsbezogenen Song geschrieben (das Gros der Texte stellt ansonsten im wesentlichen sekundäres Beiwerk dar). Im Titeltrack täuschen sie mit einem bombastisch-schicksalsschwangeren Intro einen feisten Doomsong der Marke Black Sabbath an, aber Schlagzeuger Stephan Moro hat da schnell etwas dagegen, und es entspinnt sich ein typischer schneller Banger. So mixt das bajuwarische Quartett geschickt etliches, was so Rang und Namen im traditionellen Metal hat, und gießt daraus seine eigene Stahllegierung, die auch soundlich wenig zu wünschen übrig läßt, und obwohl nach hinten raus die kompositorische Luft ein wenig raus zu sein scheint (die Highlights stehen allesamt im ersten Albumdrittel, selbst wenn auch weiter hinten noch gutklassiger Stoff lagert, etwa das Morgana Lefay-lastige "Slave To The Gods"), kann man die kompletten 54 Minuten problemlos hören, ohne schreiend vom Stuhl zu fallen. Das tut man allenfalls beim Cover, denn während "Bullets To Spare" mit einem simplen Patronengurt als Zaunpfahl winkte, erkennt man den beleuchteten Schädel von "Decibel Disease" nur schlecht und seine ganzen Feinheiten nahezu gar nicht mehr. Aber das ist dann auch das einzige Manko einer sonst durchweg überzeugenden Traditionsmetalscheibe, die kein ganz großes Highlight darstellt, aber keinen Genreanhänger enttäuschen wird.
Kontakt: www.karthagorecords.de, www.dejavu-metal.de

Tracklist:
Under Fire
You Will Know My Name
Children Of The Eighties
Metalhead
Die For The Tyrant
Face Down In The Dirt
Decibel Disease
Here I Stand
Slave To The Gods
Never Get Away
On My Own
Walls Of Sleep
 




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