www.Crossover-agm.de THE DEAD BEGINNERS: Sinners' Rebellion
von rls

THE DEAD BEGINNERS: Sinners' Rebellion   (Spikefarm Records)

So richtig schlau werd' ich aus einem Teil der Texte nicht, besonders nicht aus denen des Openers "Calling Ruby (Last Letter To The First Lady Of Jesus Christ)", aber so gut kenn' ich mich in der jüdischen Mythologie auch nicht aus, was für eine Bedeutung diese Ruby dort hat oder ob sie eine reine Phantasiegestalt ist. Der Text selbst läßt sich mehrdeutig interpretieren, im positivsten Falle als Warnung vor (nicht nur) antisemitischen Tendenzen in Analogie zu denen aus den Jahren 1933 bis 1945, aber mit sehr viel bösem Willen auch als Aufruf zur Wiedererweckung solcher Tendenzen. Dann stolpert man im Titelsong auch noch über die Zeile "Domain, mein Führer, Domain" und stellt fest, daß eine analoge Mehrdeutigkeit auch in dessen Lyrics zum Tragen kommt. Überhaupt wimmeln die Texte von Bildern, Metaphorik und Poetik, und diese Ansammlung macht es einem als Nichtmuttersprachler nahezu unmöglich, hier eine eindeutige Entschlüsselung vorzulegen (ein ähnliches Problem dürfte jeder Nichtdeutschmuttersprachler haben, wenn er Lyrics von Josef Maria Klumb vorgesetzt bekommt). Also hier das klärende Wort: Wenn hinter den Lyrics auch nur ein Fünkchen nationalsozialistisches Gedankengut steckt, bekommt die Band zwei kräftige Tritte ins Sitzfleisch von mir zu- und das Recht auf eingehende musikalische Betrachtung umgehend aberkannt; bis zu einem eindeutigen Beweis hat sie aber als "unschuldig" zu gelten.
Damit können wir jetzt endlich zur Musik kommen, denn die ist über weite Strecken recht interessant ausgefallen. Die symphonisch-orchestrale Komponente dominiert den angeschwärzten Metal recht deutlich, auch wenn sich Schlagzeuger E. Lahdenperä Mühe gibt, mit leider nicht immer richtig passen wollenden Hochgeschwindigkeitstrommelwirbeln allzu pathetische Momente zu unterbrechen. Sänger M. Karma tut mit wildem Gekreisch in solchen Augenblicken sein Übriges dazu. Bandkopf T. Sitomaniemi singt partiell auch mit, er bevorzugt allerdings klare, tiefe, dunkle Tonlagen im Umfeld von Peter Steele oder Carl McCoy sowie leicht angerauhte Vocals Marke "Johan Edlund zu 'Clouds'- und 'Wildhoney'-Zeiten". Viele Passagen verraten ein Gespür für Harmonie und Atmosphäre, die dann aber oft rapide, fast bruchartig zerstört wird und dem Drang der Musiker nach wildem Gepolter weichen muß. Oftmals sind mir diese Übergänge noch zu ruppig ausgefallen, und man fragt sich, ob sie unbedingt sein mußten. Das wunderschöne Instrumental "Ex Cathedra" beweist, daß The Dead Beginners durchaus auch anders können, wenn sie denn wollen. Hier fühlt man sich glattweg an einen der 55000 finnischen Seen versetzt, in einer Sommernacht an der Seite eines geliebten Menschen auf einer die im Laufe des Tages gespeicherte Wärme langsam abgebenden Uferwiese liegend. Das folgende "The Illfated" hätte durchaus auch auf Tiamats "Clouds" eine gute Figur abgegeben, und der Anfang des Titelsongs erinnert mich gar an "Home Of Once Brave" von Bathory. Merkwürdigerweise verschwinden die unpassenden Polterpassagen mehr und mehr, je weiter die Spielzeit der CD sich ihrem bei 43 Minuten liegenden Ende nähert. Insgesamt also musikalisch recht ansprechend, aber aus o.g. Gründen mit hinterfragender Vorsicht zu genießen.






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