www.Crossover-agm.de DARK SUNS: Existence
von ta

DARK SUNS: Existence   (Prophecy)

Ein paar Bemerkungen:
An dem Tag, an dem ich "Existence" erwarb, hatte es aufgehört zu schneien, als ich mich für den ersten Durchlauf dieses Albums niederlegte. Fast achtzig Minuten später öffnete ich die Augen und im Fenster fiel schon wieder Schnee und fiel noch Tage lang. In irgendeinem Sinne schien mir das folgerichtig.
"Existence" ist ein Album, das das zeitlose Spatium zwischen den kleinsten Zeitmeßeinheiten auf seine eigene Dauer ausdehnt. Musik neben der Zeit. Wenn man "Existence" unter den Perspektiven Emotionalität, Komposition und musiktheoretisches Gesamterscheinungsbild beschreiben will, kann der jeweiligen Kategorie ein Begriff der Begriffstrias Melancholie, Versiertheit und Progressivität zugeordnet werden. Schlichte Genrebezeichnungen müssen vorerst beiseite gelassen werden, aber die Kombination von emotionalem Aufwühlen und aufwändiger Inszenierung erinnert auf ihre Weise an eine Band wie Pain Of Salvation, mit denen Dark Suns auch ihre detaillierteren musikalisch-arrangementtechnischen (und sogar textlichen) Gemeinsamkeiten haben - was sicher nicht die schlechteste Referenz ist. Die Nähe zu Opeth, die man den Leipzigern auf ihrem "Swanlike"-Album noch attestieren konnte, hat sich indessen in einen respektvollen Abstand verwandelt, die Riffs sind melodiöser geworden, Niko Knappe grunzt nicht mehr, überhaupt hat die Energizität der Musik enorme Einschnitte erfahren. "Existence" ist hart, aber nicht energisch, zu keinem Moment. Eigentlich ist die Einteilung in elf Songs eine Finte. Auf "Existence" gibt es einen Song, der ist achtundsiebzig Minuten lang und schürft die Seele auf, aber lässt den Körper in Ruhe. Das macht das Album so schön und sperrig zugleich.
Ein weiteres Kategorientripel. Geschwindigkeit, Dynamik, Instrumentierung. Die zuzuordnenden Begriffe. Langsam, abwechslungsreich und: detailverliebtes Gitarrendoppel (sowohl elektrisch als auch akustisch), wunderbar harmonisierende Rhythmusabteilung, in andere Sphären verweisende Keyboardflächen, sanfter Gesang. Macht einmal dunkle Sonnen. Übrigens auch in die Texte scheinend. Ohne Sonne geht nicht, aber dunkel ist es trotzdem und gerade deswegen. Das halbe Leben lang. Und Leben und Liebe gehören eben irgendwie zusammen.
Augen auf, Schnee wieder an. Ein atemberaubendes Album.
Kontakt: www.darksuns.de

Tracklist:
1. Zero
2. A Slumbering Portrait
3. The Euphoric Sense
4. Her And The Element
5. Daydream
6. Anemone
7. You, A Phantom Still
8. Gently Bleeding
9. Abiding Space
10. Patterns Of Oblivion
11. One Endless Childish Day



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