www.Crossover-agm.de CROSS ROAD: Plays The Sound Of Bon Jovi
von rls

CROSS ROAD: Plays The Sound Of Bon Jovi   (Galaxy Music)

Ein äußerst dubioses Projekt liegt mit der Serie "The Sound Of" vor, die es in einem breiten Spektrum von Whitney Houston über Eminem und die Backstreet Boys bis hin zu Led Zeppelin gibt. Ähnlich wie bei der bereits vor einiger Zeit besprochenen Stainless-CD handelt es sich auch bei der Cross Road-CD offensichtlich um eine Art Coversammlung und nicht, wie uns das Äußere weismachen will, um einen kompletten Set einer Bon Jovi-Coverband namens Cross Road (ich habe auf eine Recherche verzichtet, ob es eine solche tatsächlich gibt; die schwedischen Streetrocker Crossroad Jam klingen jedenfalls völlig anders und die Teutonenmetaller Crossroads auch). Diese Vermutung stützt sich darauf, daß es sich erstens um soundlich völlig unterschiedliche Aufnahmen handelt (mit dem Neil Young-Cover "Rockin' In The Free World" - Bon Jovi-Experten sollten vielleicht wissen, wann und wo Jon & Co. das mal gespielt haben - ist sogar eine Liveaufnahme dabei, wobei nicht genau zu entscheiden ist, ob sie echt oder gefakt ist) und sich zweitens wie auch schon auf der Stainless-Scheibe der Gesang in den insgesamt 16 Stücken teilweise deutlich voneinander unterscheidet, so daß die These naheliegt, daß hier zumindest mehrere verschiedene Sänger am Werke sind. Aber das wäre ja eigentlich alles völlig egal, wenn das Ergebnis stimmen würde und eine ernstzunehmende oder zumindest interessante Alternative zum Original darstellen würde. Genau das ist nun aber nicht der Fall, denn ähnlich wie bei der Stainless-Scheibe macht auch das Hören von Cross Road nur bedingt Spaß - im Gegensatz zu Stainless tragen diesmal aber auch die Instrumentalisten zu diesem Verdikt bei. Schon die rhythmische Gestaltung des Openers "All About Lovin' You" klingt eher nach seelenlosem Computer als nach einer Band aus Fleisch und Blut, und eine selbst bei Jon & Co., die nun wahrlich keine Härtner sind, noch richtig druckvolle Nummer wie "It's My Life" derart gelangweilt und lasch runterzuspielen muß man auch erstmal hinbekommen (wozu das artifiziell anmutende Schlagzeug zwar auch sein Scherflein beiträgt, aber keineswegs die Alleinschuld trägt). Vielleicht kommen die Balladen besser? In der zweiten Hälfte der CD fährt man "Bed Of Roses" auf, im Original eine der ultimativsten Kuschelballaden aller Zeiten - nach dem Hören dieser Fassung macht sich bitterste Ernüchterung breit: Die Umsetzung des romantisch-eskapistischen Charakters ist gründlich mißglückt, entstanden ist statt dessen eine gute, aber austauschbare Version, der es u.a. auch an Einfühlungsvermögen bezüglich Ritchie Samboras einfühlsamer Gitarrensprache gebricht. Und es wird generell in der zweiten CD-Hälfte nicht besser, obwohl oder gerade weil die das ältere und zu weiten Teilen bessere Ausgangsmaterial enthält. Der fröhliche Charakter von "Livin' On A Prayer" wird ebenso verfehlt wie der ultimative Groove von "In These Arms". Eine starke Stimme hätte bei manchen Songs vielleicht noch was rausreißen können, aber über die verfügt keiner der hier Beteiligten, obwohl der Mensch, der "Someday I'll Be Saturday Night" und "This Ain't A Love Song" singt, Jon zumindest ein klein wenig ähnelt. So lassen sich die zumindest halbwegs gelungenen Umsetzungen an den Fingern einer Hand abzählen. Die spielfreudige Umsetzung von "Rockin' In A Free World" macht richtig Laune, auch die kunstorchesterunterlegte Adaption des ruhigen "Thank You For Loving Me" kann man sich anhören, ohne daß einem die Ohren abfallen, die Halbballade "Always" ist ebenfalls ganz brauchbar, und "Born To Be My Baby" klingt fast wie ein live mitgeschnittener, nur soundlich etwas dumpf geratener Bon Jovi-Bootleg und besticht als fast einziger Track durch so etwas wie Authenzität. Dagegen holt einen die fürchterlich dünne Billigversion von "You Give Love A Bad Name" schnell wieder auf den Boden der Tatsachen zurück und untermauert die These, daß man sich den nur kleinen Eurobetrag für den Tonträger, den man z.B. im Grabbelfach des Drogeriemarktes Müller finden kann (Kontaktadresse oder sowas steht erwartungsgemäß nicht drauf), auch sparen kann. Ich stell' die CD jetzt jedenfalls in mein Archiv zurück und lasse sie freiwillig für die nächsten 70 Jahre nicht mehr in die Nähe meines CD-Players.

Tracklist:
All About Lovin' You
Everyday
Rockin' In The Free World
One Wild Night
It's My Life
Thank You For Loving Me
Someday I'll Be Saturday Night
Always
Bed Of Roses
Wanted Dead Or Alive
Bad Medicine
Livin' On A Prayer
Born To Be My Baby
You Give Love A Bad Name
In These Arms
This Ain't A Love Song






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