CONTRAFAKTUR: Der Tod ist tot von *tf (Eigenproduktion)
Der letzte Titel wird für die einen nur der logische Abschluss dieser CD sein, für die anderen ein Stoßseufzer angehör der hier versammelten Neuinterpretationen zumeist bekannter und älterer Gesangbuchlieder (Ausnahme Nr. 34). Gegen die Stimme von Ramona Santner, die das Projekt gemeinsam mit Oliver Schreiber 2003 aus der Taufe hob, ist nichts einzuwenden. Kunstvoll in Szene gesetzt, oft im innigen Zwiegespräch mit sich selbst. Auch die düstere Instrumentierung, die das Werk soundtechnisch in Richtung Gothic schiebt (obwohl die Kürze der Tracks eher in Richtung Residents deutet), ist eher Geschmackssache denn Grund zur Kritik. Allerdings wäre etwas weniger Sustain und eine durchgehend konsequente Soundauswahl (Tiefpunkt aus meiner Sicht das E-Piano plus Kunst-Harmonium in Track 8) angemessen gewesen. Ihr künstlerisches Produkt allerdings als unzweifelhaften Bestandteil von Kirchenmusik einzuordnen, dürfte so manchen Kritiker auf den Plan rufen. Angetreten, den ein oder anderen Kirchenfernen mit ihrer Musik zu erreichen, könnte dies sicher gelingen (vielleicht beim alljährlichen Leipziger Wave-Gotik-Treffen). Kirchennahe Zuhörer wird die CD dagegen eher verstören, dazu ist der Schritt hin zur Eigenständigkeit der Interpretation einfach nicht deutlich genug. Hört man eines - kennt man alle. Dieses Prinzip scheint leittönig durch die gesamte Produktion. Hier wäre mehr Behutsamkeit, mehr Eingehen auf die textlich-musikalische Gestalt der Originale oder auch eine Transkription in die Jetztzeit vonnöten gewesen. Dieser beherzte Schritt lässt auf sich warten. Fehlstellen auch im Begleitheft zur CD. Zwar sind theologische wie auch musikalische Parameter verzeichnet, an der Konsequenz jedoch hapert's. Wenn einige Moll- und Durtonarten benannt sind, warum dann nicht ein durchgängiger Hinweis auf die Modi, in denen der Großteil der Lieder komponiert ist? Hinzuweisen wäre dann nämlich auch auf die verschiedenen Charakteristika, welche die Modi den Originalen verleihen (sollen). Ein gewagtes Experiment - sicherlich. Ob es seinen Platz in der Kirchenmusik finden wird, bleibt dagegen eher skeptisch abzuwarten ...
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