(Eigenproduktion)

"Departe" beginnt wie "Doliu", der fantastische Vorgänger: Auf ein einfaches, trauriges Klavierthema legt sich melancholisch-weicher Gesang und dann wird die dunkle Doom-Walze ausgepackt und mäandriert sich immer mehr und immer mehr und immer mehr in den Abgrund, mit tiefen Growls und stets am gleichen Thema orientiert. Erst in den Details offenbaren sich Unterschiede: Die Keyboards haben eine leicht klassische Note, klingen entfernt wie Holzbläser. Der Gesang ist mitunter zweistimmig. Die Melodien haben mehr Zwischentöne - hier eine im Hintergrund verklingende Note, da eine wie zufällig getroffene Taste. Das alles ist "How Can I Be There", ein zwölfminütiges Stück Seelenpein, das stellvertretend für das ganze Album stehen könnte: "Departe", der völlig ohne Brimborium in Eigenarbeit veröffentlichte Zweitling von Clouds, ist wie "Doliu", nur etwas detailreicher.
Weitgehend unbemerkt sind Clouds eins der emotionalsten Erzeugnisse im Death/Doom der Gegenwart, mit auserlesenen Zutaten: Die wunderbare Stimme von Jón Aldará, der ansonsten Hamferð veredelt ("Migration"); die sedierenden Gitarrenleads im Hintergrund; aber auch die Kraft, die Breite und Fülle, mit der dieses Schmerzensbad sich über den Hörer ergießt - verheult, aber nicht weinerlich. Melancholisch, ohne zerbrechlich zu sein. Das machtvolle Grunzorgan von Strippenzieher Daniel Neagoe hat hieran großen Anteil.
Dennoch, "Departe" fehlt der Übersong, den das Debüt noch hatte. Und einige Längen haben sich eingeschlichen, insbesondere im von weiblichen Vocals getragenen "In The Ocean Of My Tears", das einerseits einlullend und total schön, aber eben auch auf seine elfminütige Spielzeit etwas dröge ist. Deshalb schrammt "Departe" an dem Gottalbum vorbei, das es hätte sein können, ist aber immer noch absolut überdurchschnittlich.
Kontakt: https://www.facebook.com/Clouds.Visions

Tracklist:
1. How Can I Be There
2. Migration
3. In The Ocean Of My Tears
4. In All This Dark
5. Driftwood
6. I Gave My Heart Away

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