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CASTLE BLAK: Glamour & Damnation: Greatest Hits & Dirty Little Secrets
von gl

CASTLE BLAK: Glamour & Damnation: Greatest Hits & Dirty Little Secrets   (Eigenproduktion)

CASTLE BLAK: Glamour & Damnation: Greatest Hits & Dirty Little Secrets - CD 1  CASTLE BLAK: Glamour & Damnation: Greatest Hits & Dirty Little Secrets - CD 2  CASTLE BLAK: Glamour & Damnation: Greatest Hits & Dirty Little Secrets - CD 3

Welch ein umfangreiches Werk! Und zwar das eines gewissen Regent St. Claire, der sich die Mammutaufgabe gestellt hat, seine über 25-jährige musikalische Vergangenheit auf 45 (!) Liedern zusammenzufassen, alle Songs aus 'zig verschiedenen Sessions zu überarbeiten, damit die Unterschiede nicht zu krass sind (ist ihm sehr gut gelungen) und das ganze liebevoll zu illustrieren. Mit gleich DREI zwanzigseitigen Büchlein, in denen er zu jedem einzelnen Song auch gleich die Entstehungsgeschichte erzählt. Das alles wohlgemerkt komplett in Eigenregie ohne finanzielle Label-Unterstützung. Außerdem gibt's hier wirklich eine BOX (andere machen einen Pappkarton um 2 oder 3 CDs und nennen das dann Box - das hier ist wirklich eine edle schwarze Hartplastik-Schachtel).
Die Band CASTLE BLAK, die evtl. noch einige in Erinnerung haben, da ihre erste Platte "Babes In Toyland" 1985 auch bei uns via Black Dragon Records aus Frankreich erhältlich war, rechnete man auf den ersten Blick dem Glam-Sektor zu. Doch da war mehr, CASTLE BLAK hatten diesen gewissen schrägen aber sympathischen Touch, einen nicht zu erklärenden Charme in ihren Songs, eine hohe Musikalität und Einflüsse, die weit über Musik hinausreichten (Film, Theater, Comics etc). So touchierten sie m.E. einerseits Punk, andererseits Heavy Metal um sich bei alledem aber stets einen (Power-)Pop-Appeal zu bewaren. (Elton John wird vom Protagonisten als großer Einfluss erwähnt.) Wobei Regent - und das wird nun ganz deutlich - nicht nur Allround-Musiker ist: Der Mann singt und spielt Gitarre auf allen Tracks, nebenbei bedient er auch mal den Bass, spielt Keyboards und auch mal Schlagzeug! Nein, er ist auch Songschreiber und Texter mit einer lyrischen Ader, und er lebt seine Passion heutzutage als Dichter und Kurzgeschichtenschreiber aus. Zeichnen und malen sowie Comics schreiben kann er auch noch, welch ein kreativer Kopf.
Die drei Einzel-CDs sind nicht chronologisch aufgebaut, es sind immer mal wieder neuere Stücke eingestreut, doch ein roter Faden ist feststellbar: So widmet sich Vol. 1 den Anfängen bis um das o.e. erste Album, aber auch der Phase davor mit auch sehr interessanten Coverversionen, so wie z.B. das Super-Stück "Throw The Book" der total unbekannten San Francisco-Band HEAD ON.
Aber auch KISS-Fans werden Freude an der umfangreichen Compilation haben, befinden sich doch drei gleich KISS-Songs auf den CDs: Es war so was wie ein ungeschriebenes Gesetz, dass die Jungs jedes Mal einen Song einer ihrer Lieblingsbands nachspielten: Auf "Babes In Toyland" war dies "Black Diamond" (mit Klavierintro!), auf dem Nachfolger "Another Dark Carnival" von 1986 "Do You Love Me" und auf dem letzten Album "No Bed Of Roses" 1992 war es "Let Me Go Rock'n'Roll". Man würde Regent aber natürlich Unrecht tun, sein songschreiberisches Talent nicht zu würdigen, und natürlich darf man seine Mitmusiker nicht vergessen. Das waren, um die wichtigsten zu nennen, meist Mathias Montgomery am Schlagzeug und Kev Mueller am Bass. Und zwar in den verschiedenen Inkarnationen der Band, die sich 1988 in MONSTER ISLAND umbenannte, sie spielten damals im Stile von The Georgia Satellites, The Sweet, Kings Of The Sun und Ian Hunter um sich dann 1990 wiederum nur BLAK zu nennen - verwirrend, aber so war es nun einmal.
Auch das Talent von Regent, spannende Intros, die wirklich Stimmungen inszenieren können, zu verfassen, soll erwähnt werden. Am Ende der 1. CD befindet sich mit "Wither & Bloom" ein exzellentes Beispiel dafür, und mit der "Dream Sequenz" (eine Adaption für einen Horrorfilm) wird z.B. Vol 2 eröffnet.
"No Bed Of Roses", ein Song, der wie so viele nach einer persönlichen Enttäuschung - einer unschönen Trennung 1991 entstand, wurde laut RTS (wie er sich selbst abkürzt) von vielen Leuten als BILLY IDOL-beeinflusst aufgefasst, während laut dem Künstler SISTERS OF MERCY die Paten waren. Klasse Song - dass die Band BLAK damit nicht mehr Aufsehen erregen konnte, ist schade. Es sind diese kleinen Episoden aus seinem Leben, die Regent preisgibt, und man glaubt, ihn persönlich ein klein wenig kennenzulernen und auch zu verstehen, dass all seine Gefühle und Emotionen in Songs mündeten, wenn man sich dazu die Musik anhört.
Und auch die dunkelste Stunde im Umfeld der Geschichte der Band muss man erwähnen: Scott Sanders, seinerzeit Drummer der Band, der damals mit der Band (zur Monster Island-Phase) nach Los Angeles runtergezogen war, versank schnell im Drogen- und Kriminalitäts-Sumpf und bekam prompt seine Papiere. Wenige Monate später erschoss er nicht nur sich selbst sondern zuvor auch seine Freundin!
Besonders die Begebenheit hinter "Looking Out For # 1" kann einen aufwühlen, gerade weil wohl niemand von uns so was erlebt hat: Regent schrieb den Song mit 22, als er keine Arbeit und kein Obdach hatte und ihm seine eigenen Eltern keinen Unterschlupf gewähren wollten und er 'ne Zeit lang in seinem Auto leben musste.
Sicher gab es danach auch schönere Zeiten der Band, aber sie waren immer vom Durchbruch ein Stück entfernt. Dolly Parton nahm einst Regents wunderschönen Song "The One That Got Away" auf, der aber nie veröffentlicht wurde. Andere Songs wurden von Filmteams für Soundtracks erwogen, Bruce Willis kaufte sich vor langer Zeit als stiller Teilhaber in Regents Publishing Company ein. Und zig weitere Indikatoren der beteiligten Musiker, die mit vielen Größen in der Bay Area zusammen musizierten, belegen deren Talent. Das braucht man alles nicht zu wissen, wenn man sich diese liebevolle Zusammenstellung anhört. Der Manager der Band äußerte den Satz, dass Regent all das hatte, was die "Großen Songschreiber" auch hatten, mit dem Unterschied, dass er nie finanziell dafür entlohnt wurde und keine Wertschätzung bekam.
Anlässlich dieser Veröffentlichung rafften sich die Musiker, die sich 1993 getrennt hatten, auch noch mal auf und spielen 2005 einen neuen Song "Whose Little Girl" ein. Abgerundet wird das ganze durch ein informatives 22-minütiges Radio-Interview mit erstaunlich tiefem Wissen des Interviewers aus dem Jahre 1990. Insgesamt gesehen ist diese Zusammenstellung ein liebevolles Schmuckstück einer talentierten Band, die mit bescheidenen Mitteln tolle Musik machte, so dass ich dem Statement "Castle Blak and its circle of friends, were part of something pretty big." zustimmen kann. Es gibt genau 1000 Stück davon, wenn die weg sind, ist Feierabend. Und angesichts der hohen CD-Preise in Amerika ist der Preis von 30 Dollar + Versand geradezu als Schnäppchen zu bezeichnen. Big Compliment from Germany, Regent!
Kontakt: www.goodintentionspaving.com, regentsc@hotmail.com

Tracklist:
CD 1
1. Sister (carved into pieces edit)
2. Sleep With The Angels
3. Ten High
4. Babes In Toyland
5. Crazy
6. Never Enough
7. Black Diamond
8. T.G.I.L.
9. Don't Tell Me 'bout Your Boyfriend (1986 demo edit version)
10. Throw The Book
11. Fire
12. Another Dark Carnival
13. Good As It Gets
14. Do You Love Me?
15. The Hits Just Keep On Comin'
16. Glory Hole
17. Wither & Bloom (demo version/theatrical mix)

CD 2
1. Dream Sequence: The Lament Configuration (RTS solo demo version)
2. No Bed Of Roses
3. I Know You're A Bitch ... But Don't Take It Out On Me (Blak version)
4. Eye Of The Hurricane
5. Alice
6. $10 Whore In A $2 Town
7. Strangers Again (Blak version)
8. Waiting For You
9. F%*k Off, I Don't Wanna Dance
10. Bombzawe
11. Rusty Razor Kiss
12. Different Girl
13. Ambivalence
14. Angel In Your Eyes
15. Sheet Musique
16. Let Me Go Rock And Roll

CD 3
1. Whose Little Girl?
2. Lookin' Out For #1
3. The One That Got Away
4. Money Changes Everything
5. I Know You're A Bitch ... But Don't Take It Out On Me (Monster Island version)
6. Strangers Again (Monster Island version)
7. I Feel Sorry For Your Daddy
8. Calendar Girl
9. Forever
10. Put 'em Away (long version)
11. Stars On The Ceiling (RTS solo demo)
12. She Really Gets Me Where She Wants Me
13. L.A. 1990 Radio Interview



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