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von rls

THE CAGE: The Cage 2   (Frontiers Records)

Anhand des vorliegenden Albums stellt sich meine Vermutung aus dem Voodoo Hill-Review im G.U.C. (nachzulesen auf www.guc-area.de in der Sektion zu Heft Nr. 15), Tony Martin könne möglicherweise Dario Mollos Qualitätsansprüchen nicht mehr genügt haben (weshalb Mollo für Voodoo Hill dann Glenn Hughes verpflichtete), als null und nichtig heraus, und das gleich in doppeltem Sinne. Erstens singt Tony Martin auch wieder auf dem sinnigerweise "The Cage 2" betitelten zweiten Album des The Cage-Projektes, und zweitens tut er das in so beeindruckender Weise, wie man das eigentlich von jedem seiner Alben in der Vergangenheit kennt, ob man nun anerkannte Meilensteine wie "Headless Cross" oder aber weitgehend unterschätzte Platten wie seinen Einstand bei Black Sabbath, "Eternal Idol" (besonders der Titelsong und "The Shining" sind wahre Songjuwelen), oder sein 92er Soloalbum "Back Where I Belong" aus der Plattensammlung herauszieht. Ohne seinen angestammten Bereich mehr als nötig zu verlassen (der Vocoder in der ersten Strophe von "Life Love Everything" stellt in puncto Experimente schon das Höchstmaß der Gefühle dar), liefert Martin eine hervorragende Leistung mit hohem Wiedererkennungswert ab, hat von Dario Mollo aber auch stilistisch erstklassig passende Steilvorlagen in Gestalt von elf Songs bekommen (eine Coverversion macht das insgesamt über einstündige Dutzend voll). Ich kenne das Debüt von The Cage leider nicht, vermute aber anhand meiner Kenntnis von Voodoo Hill und mittels eines kleinen Querschlusses zum artverwandten Giuntini Project (dreimal darf der Leser raten, wer auf deren lustigerweise "II" betitelten Zweitling seine Stimmbänder zum Schwingen brachte), daß sich stilistisch nicht sonderlich viel geändert haben mag, zumal die Verpflichtung von Aldo Giuntinis Keyboarder Dario Patti für The Cage eine weitere Brücke schlägt. Gefragt ist also klassischer Hardrock der Marke "Deep Purple mit einer zeitgemäßen Produktion", gelegentlich auch mit Ausflügen gen Melodic Metal oder gar schwerere Doomsounds (höre gleich den verhältnismäßig wütenden Opener "Terra Toria", der aber das einzige Exempel dieser Richtung bleibt), ohne allerdings je Black Sabbaths Massivität in genanntem "Eternal Idol" zu erreichen. Im Vergleich zu Voodoo Hill fehlt der latente Soul- und Funk-Einfluß bei The Cage völlig (es ist ja auch nicht Glenn Hughes mit von der Partie ...), ansonsten gibt's aber das volle Programm: zwei schnelle Abgeher ("Balance Of Power" und "Guardian Angel", wobei in letztgenanntem Drummer Roberto Gualdi fast durchgängig die Doublebass malträtieren darf), ein halb mystisches, aber nicht ganz unflitzefingeriges Instrumental (das, um die Verwirrung komplett zu machen, "II" heißt), kuschligen Träumerstoff (der mit "Wind Of Change" so ziemlich den unglücklichsten Titel trägt, den man einer Halbballade seit 1991 geben kann) und viel Midtempo unterschiedlichster Provenienz, vom zurückhaltenden Melodic Rocker über massiveres Material bis hin zu etwas abgedrehteren Arrangements. Der latente "Kashmir"-Touch in gleich mehreren Tracks ("Amore Silenzioso" und "Poison Roses" als deutlichste Beispiele) dürfte alles andere als Zufall sein, haben doch auch Led Zeppelin ihre Spuren in Dario Mollos musikalischem Gedächtnis hinterlassen. Als sichtbarstes Zeichen steht eine Coverversion von "Dazed And Confused" auf der CD, keine 27 Minuten lang wie die Zeppelin-Liveversion auf "The Song Remains The Same", aber doch recht ausladend inszeniert und experimentierfreudig wie Zeppelin selbst in ihren besten Tagen (was einigen meiner Kritikerkollegen arg sauer aufstieß - ich selbst gestehe The Cage auf jeden Fall das Recht zu, den Song nicht zwingend 1:1 nachzuspielen; Tony Martin muß Robert Plant ebensowenig imitieren wie Dario Mollo Jimmy Pages Gitarrenaufheulen, und daß Dario Patti ein paar Hammonds einschmuggelt, die man in dieser Form eher von Deep Purple als von Led Zeppelin kannte, sollte den Freund klassischen Hardrocks auch nicht gleich zum rituellen Suizid treiben). Nicht jeder Song trifft ganz hundertprozentig ins Schwarze, aber keiner landet ganz neben der Zielscheibe, und die mangelnde Innovation mag man als Hardrockanhänger angesichts der souveränen Klasse der Einspielung (vier der Beteiligten sind schon erwähnt, als fünfter gesellt sich noch Basser Tony Franklin hinzu) getrost verschmerzen können.
Kontakt: www.frontiers.it
 




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