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von rls

BRASS CONNECTION: Majesty 4 - Gospel And More   (Gerth)

Die generellen Charakteristika der "Majesty"-Serie, bereits im Review zu "Majesty Songs 2" erwähnt, finden sich auch auf der neuen CD aus der Majesty-Serie wieder, wenngleich nicht nur sujetbedingt auch etliche Unterschiede festzustellen sind. Zum einen kehrt sich das Verhältnis von original deutschen Titeln zu aus anderen Kulturkreisen übernommenen diesmal um, denn mit Albert Freys "Vater, ich danke dir" wird gerade mal ein Produkt einer deutschsprachigen Songschmiede umgesetzt, wenn man Joe Zawinuls "Mercy, Mercy" mal nicht auf die Herkunft des unlängst verstorbenen Komponisten bezieht. Auch finden sich diesmal unter den 16 Tracks nur drei reine Bläsersätze, alle anderen werden mit Band eingespielt, was die praktische Nutzbarkeit im Posaunenchor der Heimatgemeinde vor die eine oder andere Schwierigkeit stellen könnte, da (wiederum sujetbedingt) die Band hier eine etwas tragendere Rolle einzunehmen hat als auf der vor zwei Jahren rezensierten CD. Andererseits liegt der Schwierigkeitsgrad der Bandparts überwiegend auf einem vergleichsweise niedrigen Level, so daß man hierfür nicht die Profijazzband aus dem nächsten Nobelclub anheuern muß, sondern vielleicht unter den Musikbegabten in der eigenen Gemeinde fündig werden kann. Diese generelle Simplizität führt allerdings beim Durchhören erneut zur raschen Ermüdung des Hörers, gerade die Schlagzeugparts sind bisweilen derart monoton umgesetzt, daß man sich fragt, ob Marcus Schulz beim Einspielen bisweilen eingeschlafen ist und nur noch reflexartig weitergespielt hat. Ähnliches gilt für die Gitarren von Igor Lazarew, die in vielen Songs eher einfallslos vor sich hinklingeln, ohne aber die Grundlagenfunktion eines Riffs zu erfüllen. Da ist der Fakt, daß die CD nur eine reichliche Dreiviertelstunden dauert, also über 10 Minuten kürzer ist als "Majesty Songs 2", in diesem Fall durchaus als Vorteil zu werten. Dabei geht's richtig gut los: "O Freedom" legt einen flotten Beat vor, auch "Mercy, Mercy" überzeugt mit guten Ideen und einer abwechslungsreichen Umsetzung, und selbst Thomas A. Dorseys "Consider Me" kann mit seiner eher gefühlvoll-langsamen Umsetzung noch punkten. Aber dann macht sich eine ideentechnische Stagnation breit, die nur an manchen Stellen noch von Glanzpunkten überstrahlt wird. Das ist in der praktischen Arbeit mit dem Material indes kein Problem, denn kaum ein Posaunenchor wird alle Werke der CD am Stück spielen, und so wird es nicht zum Überhang der Monotonie kommen. Nichtsdestotrotz seien die wenigen Glanzpunkte noch hervogehoben: Der reine Bläsersatz von Scott Wesley Browns "More Like You" ist einfach nur noch mit dem Wort "schön" zu umschreiben (ein Pluspunkt für die Produzenten Jochen Rieger und Matthias Schnabel, daß sie der Versuchung widerstanden haben, auch hier noch die Band drunterzulegen), während in Kirk Franklins "Hosanna" auch der Gitarrist endlich mal von der Leine gelassen wird und ein paar eigene Akzente setzen darf, was zwar die praktische Umsetzbarkeit in der Gemeindearbeit erschweren dürfte, aber zumindest den Höreindruck deutlich aufwertet. Wie man die Gratwanderung zwischen Anspruch und Umsetzbarkeit am besten bewältigt, zeigt das Highlight der CD, "Kumbaja My Lord", mit einem eindrucksvollen Bläserarrangement, für dessen Unterlegung man nur einen fähigen Schlagzeuger braucht (den Baß kann notfalls eine Tuba oder eine Baßposaune übernehmen). Überhaupt ist der Mittelteil der CD deren stärkste Phase im Hinblick auf den Einsatz als normale Hör-CD: Auf "Hosanna" und "Kumbaja My Lord" folgen eine schlicht-schöne reine Bläservariante von U2s "MLK" und der quasi zweigeteilte Classic "Somewhere Over The Rainbow", erst als Bläsersatz, später jazziger mit Band, und der Trompeter darf solistisch auch mal so richtig schön ins Instrument quäken. Auch "Wade In The Water" als purer Bläserjazz hört sich gut an, allerdings wird's hier schon wieder mit der Umsetzbarkeit arg schwierig, denn die Gitarren- und Keyboardsoli muß man erstmal nachspielen können, und es dürfte im Arrangement nicht so einfach sein, sie ggf. einfach wegzulassen. Der Rest der CD bietet dann wieder business as usual, zweifellos kompetent bläserisch umgesetzt von der diesmal 13 Musiker plus Dirigent Matthias Schnabel umfassenden Formation Brass Connection, und wie immer gibt es das Material auch als Notenausgabe und als Playback-CD zu erwerben, was dann auch das Problem der Umsetzung der schwierigeren Begleitparts löst, wenngleich live bekanntlich immer noch live ist (der Schritt zum völligen Einsparen der Kirchenmusiker und des alleinigen Einsatzes von Tonkonserven ist kein großer mehr).
Kontakt: www.gerth.de

Tracklist:
O Freedom
Mercy, Mercy
Consider Me
Vater, ich danke dir
My Life Is In Your Hands
More Like You
This Little Light Of Mine
Hosanna
Kumbaja My Lord
MLK
Somewhere Over The Rainbow
Wade In The Water
Shine Your Light
You Can Depend On Me
Der Segen
You Are My All In All



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