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von ta

BLAZE OF PERDITION: Near Death Revelations   (Agonia Records)

Seien wir ehrlich: "Towards The Blaze Of Perdition" und "The Hierophant", die beiden Vorgängeralben des vorliegenden, waren keine Offenbarungen. Technisch versiert, aber zu epigonenhaft und modeorientiert kam der ebenso schwedisch wie orthodox angehauchte Black Metal der Polen daher. "Near Death Revelation", das dritte Album, ist nun ein Riesenschritt nach vorn. Die an Watain und Setherial orientierte Melodik wurde komplett umgekrempelt.
Zugegeben, das Modebewusstsein ist nicht völlig weg - die Arrangements erinnern z.B. jetzt an Ascension und das Cover aus der Grafikschmiede Mentalporn sieht mit seinen geheimnisvollen Symbolen so aus, wie es gegenwärtig in der Black-Metal-Szene eben chic ist. Aber das sind verschmerzbare Originalitätseinbußen. Auf der Habenseite stehen sieben zumeist überlange Kompositionen, die neben Raserei auch sehr viel auf Epik setzen. Über das Album verteilt finden sich diverse traurig-romantische Themen, die in diesem Bereich nicht häufig zu hören sind, von den melodiösen Gitarrensoli ganz zu schweigen.
Die Strukturen sind komplexer, die Intensität hat zugenommen. Wenn in "When Mirrors Shatter" nach einer Minute Wut plötzlich der Schmerz durchbricht, packt das ebenso wie die komplex geschichtete Dunkelwelt, in die "Dreams Shall Flesh" stößt. Die Komplexität des Ergebnisses sorgt für ein proggy Grundgefühl. Das fordert den Hörer und geht zuungunsten der Eingängigkeit aus, erhöht dafür die Tiefenwirkung des Albums. Über all dem thront Sänger Pawel "Sonellion" Marzec mit einer vielfältigen Performance.
Dunkelheit und Verzweiflung drückt sich in seinen Texten aus - "Near Death Revelations" verarbeitet das Trauma eines folgenschweren Autounfalls im November 2013, bei dem Bassist Wojciech "23" Janus starb und den Drummer Viziun und der genannte Sonellion nur schwer verletzt überlebten. "No wisdom but confusion" gibt "Into The Void Again" gleich zu Beginn die Stoßrichtung vor - "Near Death Revelations" stößt in die Verlorenheit, ist die Abkehr von der Transzendenz, der christlichen sowieso, aber auch der satanisch bebilderten, welche die ersten zwei Alben der Band prägte. Unvermeidbar ist der Kloß im Hals, wenn man hoffnungslose Verse wie "I taste brimstone and my tongue becomes fire/I melt my lips so my words become mute/From within I burn myself to ashes/I leave it all as a story untold" liest. Und in diesem Moment erklärt sich auch die neue Emotionalität in der Musik der Band.
"Near Death Revelations" ist in gewissem Sinne ein unfertiges Album geblieben. Es ist nicht hundertprozentig ausbalanciert und zeigt eine Black-Metal-Band in einem Reifestadium, das konsequent durchgeführt immer weiter vom Black Metal wegführen wird. Das mag für die engere Szene Anlass zum Naserümpfen sein. Die Relevanz von Blaze Of Perdition nimmt mit dieser Entwicklung aber zu.
Kontakt: www.facebook.com/blazeofperdition, www.agoniarecords.com

Tracklist:
1. Królestwo Niczyje
2. Into The Void Again
3. When Mirrors Shatter
4. Dreams Shall Flesh
5. Cold Morning Fears
6. The Tunnel
7. Of No Light



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