www.Crossover-agm.de BALANCE OF POWER: Perfect Balance
von rls

BALANCE OF POWER: Perfect Balance   (Massacre Records)

Sonderlich intensiv hab' ich mich bisher noch nicht mit Balance Of Power beschäftigt, denn lediglich der Song "Standing On Top Of The World" fand bisher via irgendeines Magazinsamplers den Weg in mein Ohr, verweilte dort trotz unbestreitbarer Qualitäten aber nur bedingt (der Beginn des Refrains sitzt allerdings heute noch dort). Nun stellt sich mit dem vorliegenden Viertling "Perfect Balance" heraus, daß ich mir dringend mal vornehmen sollte, mich auf die Suche nach den ersten drei Alben zu machen, denn wenn die Anglophonen durchgängig so gut waren wie auf "Perfect Balance", dann sind mir da ein paar Highlights durch die Lappen gegangen. Der Titel der neuen Scheibe verpflichtet ja schon zu einer Höchstleistung, und gar zu sehr übertrieben ist er denn auch nicht, obwohl bis zur absoluten Perfektion schon noch ein paar Prozentchen fehlen (dafür hätte beispielsweise der Drumsound etwas weniger hell-blechern, fast steril ausfallen dürfen - so ein Sound ist eher was für Fear Factory, progressiv-verschachteltes Struktogramm und daraus resultierender leicht technischer Touch von Balance Of Power hin oder her). Tiefgreifende Vergleiche mit dem bisherigen Material kann ich selbstredend nicht ziehen, also will ich mal in der Rockgeschichte blättern und einige Seiten aufschlagen, die Parallelen zu Balance Of Power transportieren. Das Info nennt Queensryches "Operation: Mindcrime" als Referenz - da ich diese Platte nicht im Schrank habe, kann ich das weder bestätigen noch dementieren. Dafür fallen mir spontan Dreamscape ein, im speziellen deren "Very"-Platte, auf der zudem stimmliche Verwandtschaften zwischen Lance King und Hubi Meisel ins Auge bzw. ins Ohr fallen. Beide Bands führen ein gepflegtes Härtnerdasein (wobei es Dreamscape etwas ruhiger angehen lassen als Balance Of Power), haben aber ein goldenes Händchen für leicht progressive Strukturen, damit einhergehende rhythmische Variabilität, teilweise ekstatische Instrumentierung und trotzdem nachvollziehbare Songs mit einprägsamen Melodien. Mit dem Begriff Progressive Metal kann man Balance Of Power eigentlich nicht belegen, da sie dafür nicht kompliziert genug agieren, aber einfacher Power Metal isses auch wieder nicht, denn dafür sind sie nun wieder zu kompliziert. Also wählen wir den goldenen Mittelweg, nennen das Ganze einfach Progressive Power Metal und dehnen unsere Suche nach sinnvollen Vergleichen noch ein wenig aus. Pete Southern und Bill Yates an den Gitarren haben definitiv schon mal was von Yngwie Malmsteen gehört, ohne ihn deshalb zu kopieren. Vielleicht sind die orientalischen Melodiebögen, die ja auch Yngwie ab und zu verarbeitet, deshalb an etwas versteckter Stelle plaziert worden (das Thema von "Shelter Me" dürfte noch auffallen, das Intro von "Hard Life" auch, aber in "Fire Dance" muß man schon genau hinhören, um die orientalischen Einflüsse lokalisieren zu können). Absolut auffälliges Merkmal von Balance Of Power ist die Herstellung einer ganz eigenartigen Balance in den Gesangsparts: Während Lance King in den Strophen eher in mittelhohen Tonlagen agiert, sind die Refrains mit einer weiteren Stimme ausgestattet worden, die meist parallel zum Leadgesang, aber ca. eine Oktave höher läuft und die nicht so ganz nach Lance klingt (wie es sich anhört, wenn Lance in solche Höhen vorstößt, macht die letzte Zeile des Refrains von "Hard Life" deutlich). Ich habe keine Informationen, wer diese Stimme singt, kann mir aber vorstellen, daß es sich um Tony Ritchie handelt, der die ersten beiden Alben von Balance Of Power einsang und danach an den Baß wechselte. Auch keine Informationen kann ich über den lyrischen Inhalt liefern, da ich kein Textblatt bekommen habe. Schade, denn es hätte mich schon interessiert, welchen Bezug die in perfekter Balance zwischen Himmel und Hölle schwebende Engelsfigur auf dem Cover zum Inhalt hat und in welcher Weise sich die christliche Spiritualisierung der Band diesmal ausdrückt. Daß sie noch vorhanden ist, lassen Songtitel wie "House Of Cain" oder "Shelter Me" vermuten. Ferner hätte ich gerne noch gewußt, wer auf der Platte Keyboards spielt, denn dieses Instrument prägt den Gesamtsound doch recht deutlich, obwohl im Line-Up auf dem Promozettel kein Keyboarder angegeben ist. Meine Favoriten unter den Songs stehen übrigens ganz am Anfang und am Ende ("Higher Than The Sun", "Searching For The Truth"), wohingegen die Halbballade "The Pleasure Room" eindeutig zu konstruiert wirkt und die Komponente "Gefühl" weitgehend vermissen läßt, aber auch der einzige Ausfall auf dieser ansonsten rundum zu empfehlenden CD bleibt.
Kontakt: www.massacre-records.com



www.Crossover-agm.de
© by CrossOver