www.Crossover-agm.de MAGGIE AUSTIN: Time And Again
von rls

MAGGIE AUSTIN: Time And Again   (Gulfwind Productions)

Der ganz große Country-Fan bin ich zugegebenermaßen nicht, obwohl sich unter den ersten Platten, die ich richtig bewußt hörte, "The Best Of Country Beat" der legendären tschechischen Truppe Jiri Brabec And His Country Beat befand (der eine oder andere DDR-sozialisierte Leser mag sie noch kennen), die u.a. den Kultklassiker "Ring Of Fire" in einer brillanten Weise coverten, wie man es kaum noch besser machen kann. Auch Dean Reeds LPs standen im Familienplattenschrank - und dann gab es da noch Trio, natürlich nicht die Truppe um Stephan Remmler, sondern ein wohl einmaliger Zusammenschluß von Dolly Parton, Linda Ronstadt und Emmylou Harris, die auf ihrem selbstbetitelten Album recht emotionalen, sanften Country vertonten (der Anfang von "Rosewood Casket" hängt mir noch heute im Ohr, obwohl ich die Platte ewig nicht mehr gehört habe). Und um nun endlich zu Maggie Austin zu kommen: Deren Musik erinnert mich bisweilen an besagte Trio-Platte, wenngleich es natürlich signifikante Unterschiede gibt. Erstens ist Maggie hübscher als Dolly, Linda und Emmylou zusammen, zweitens verzichtet sie logischerweise auf mehrstimmige Arrangements, drittens kommt sie etwas frischer und lebendiger rüber (wenngleich auch "Trio" alles andere als seniorenklubverdächtige Musik enthielt), und viertens schreibt sie schlicht und einfach NUR Hits. Sechs davon sind auf "Time And Again" verewigt, fünf davon aus ihrer eigenen Feder plus ein Cover von "Breathe" (von wem war das Original gleich noch?). Und "Breathe" - man höre und staune - ist dabei noch der schwächste Track auf der EP, wenngleich Maggies entspannte Version durchaus zu gefallen weiß und auch der Refrain nicht von schlechten Eltern ist. Aber vor "Breathe" sind bei regulärem Durchhören noch der Titeltrack, "I Still Need" und "Touchdown" erklungen, und die geben noch bedeutend mehr her, zweitgenannter eine große Midtempohymne, ersterer ein relaxter Uptempo-Groover und der dritte für Maggies Verhältnisse fast eine Abrißbirne mit schönem Solo. Auch "Kiss Me" macht relativ viel Druck und gefällt durch das hämmernde Southern-Piano im Refrain und erneut durch ein schönes, wenn auch kurzes Hauptsolo (bis auf "Breathe" bewegen sich die meisten Songs in der ersten Hälfte der Dreiminutenmarke). Daß Maggie klasse singen kann, sollte schon bei den ersten Songs klar geworden sein, und selbst der authentische Country-Background stimmt bei ihr (sie wohnt mit ihrem Mann Gus, der auch Co-Writer ihrer Songs ist, auf einer Farm und züchtet Pferde, besitzt zudem einen Rennstall, der schon einiges an Trophäen eingesammelt hat). "Taking Time" heißt der letzte der sechs Songs, auch wieder ein erstklassiger Midtempotrack, und der ruft im übertragenen Sinne dem Hörer lauthals zu, er möge sich die Zeit für einen weiteren Hördurchlauf nehmen. Die 20 Minuten sind nämlich viel zu schnell vergangen, und wenn Maggie auf ihren Folgealben noch ein klein wenig mehr Druck in die Produktion legt, dann hat sie wohl sowas wie die perfekte Countryplatte veröffentlicht. Das Schlußfazit übernehme ich gern sinngemäß bis wörtlich aus CSBs Review zu One Shot Deal: Man darf, wenn man sich "Time And Again" schon nicht selber zulegen will (ein Verlust, zweifellos), gerne mal darüber nachdenken, ob der Vater unbedingt noch eine kitschige Truck Stop/Tom Astor-Platte braucht oder ob es jetzt nicht Zeit wäre, damit zu brechen und endlich mal für eine Überraschung zu sorgen.
Kontakt: www.maggieaustin.com

Tracklist:
Time And Again
I Still Need
Touchdown
Breathe
Kiss Me
Taking Time





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