ASIA: America - Live In The USA von rls (Classic Rock Productions)
Die Frühgeschichte von Asia habe ich ja schon im Review zu "Live At Budokan" ausführlich abgehandelt; der Interessent möge sie dort nachlesen. In Kurzform: Asia waren Anfang der 80er Jahre eine der erfolgreichsten Rockbands, was nicht zuletzt an ihrem selbstbetitelten 82er Debütalbum lag, auf dem sich mit "Heat Of The Moment" ein veritabler Hit befand, mit dem auch Äonen später noch jeder Hörer diese Band identifizieren wird, der sich aber qualitativ keineswegs so turmhoch aus dem anderen Material heraushebt, welches ebenfalls melodische Rockmusik vom Allerfeinsten bot. Rechnet man das Erstveröffentlichungsjahr 1982 als Bandursprung (wiewohl die Zusammenkunft der Herren John Wetton, Carl Palmer, Steve Howe und Geoff Downes bereits vom 1981 datiert), so konnte die Band anno 2002 ihr 20jähriges Dienstjubiläum feiern, und das tat sie, wie es sich für eine Rockband gehört, mit livehaftigen Aktivitäten, die allerdings nicht zwingend eine "Geburtstagstour" darstellten, sondern auch der Promotion des neuen Albums "Aura" dienten. Der Gig in New Jersey vom 5. Oktober 2002 wurde mitgeschnitten und nun quasi als Geburtstagsübersicht in Doppel-CD-Form veröffentlicht. Daß es doch sowas wie 'ne Geburtstags-CD geworden ist, liegt an der Setlist, die tatsächlich das komplette Schaffen Asias umspannt. Dazu gehören logischerweise die alten Hits von "Asia", "Alpha" und "Astra", aber auch die Songs der Ära mit John Payne an Baß und Gesang, die 1992 mit dem Album "Aqua" begann (mit "Who Will Stop The Rain" steht einer der besten Songs dieser CD im Liveset) und bis heute andauert, und selbst das "Zwischendurch-Album" "Then And Now", halb Best-Of-Charakter tragend, wurde nicht vergessen - "Days Like These" nimmt nach dem Opener "The Heat Goes On" Setposition zwei ein. Der Rest der ersten CD besteht dann fast ausschließlich aus Material der Payne-Zeit, unter denen das bombastische "Military Man" den positivsten Eindruck hinterläßt, wohingegen das von Mitgliedern von 10cc co-komponierte "Wherever You Are" mir persönlich etwas zu kraftlos ausgefallen ist. Überhaupt entfaltet der Gesamtsound recht wenig Druck - man muß also den Lautstärkeregler recht weit aufreißen, um schönes Breitwandkino in der Lauschlounge zu haben. Frage mich auch niemand, ob hier musikalisch was nachgebessert worden ist - eindeutig heraushörbar ist nichts, statt dessen wurde beispielsweise eine fehlende Gitarrenpassage kurz vor Soloende in "Soul Survivor" fehlend belassen, also kann man durchaus die Vermutung wagen, den Musikern eine absolut erstklassige Leistung unterstellen zu wollen. Neben Bandkopf/Keyboarder Geoff Downes und dem erwähnten John Payne waren das zum Zeitpunkt der Aufnahme der Gitarrist Guthrie Govan, dessen bisherige Schaffensfelder mir apocryph geblieben sind, und der Schlagzeuger Chris Slade, den man von Gary Moore oder The Firm kennt - "und dann natürlich noch von dieser anderen Band", wie John Payne in der Vorstellung der Musiker äußert, bevor die Band humorigerweise "Thunderstruck" anstimmt und Johns "Thunder"-Gekreisch dem von Brian Johnson nicht nachsteht. Humor haben die Herren auf ihre alten Tage also auch noch. CD 1 endet mit dem von Guthrie geschriebenen Instrumental "Bad Asteroid" (sehr cool!) und dem alten Hit "Don't Cry", in dem man den Baß komischerweise fast gar nicht hört.
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