www.Crossover-agm.de THE ART OF VOICES: Live 2002
von rls

THE ART OF VOICES: Live 2002   (Eigenproduktion)

Bei The Art Of Voices handelt es sich um die neue Band von Gunter Christian und Torsten Wolf, die dem einen oder anderen sicherlich noch als Sänger bzw. Drummer der Leipziger Progmetaller Factory Of Art ein Begriff sind. Der musikalischen Kunst sind sie also nicht nur im Bandnamen treu geblieben, wenngleich dieser auch schon den Verdacht nach einer musikalischen Veränderung in sich birgt, die sich beim Durchhören des Livesilberlings denn auch bestätigt: The Art Of Voices legen den Schwerpunkt ihres Schaffens aufs Covern semibekannter Tracks aus der weiten Welt der Rockmusik, garniert mit einer Handvoll Songs größeren Bekanntheitsgrades und einigen Eigenkompositionen (der Anteil der letztgenannten an vorliegender CD beläuft sich auf ein Viertel). Metal ist in ihrem Schaffen mittlerweile völlig abwesend, und das Vorhandensein eines festen Akustikgitarristen in Gestalt von Andy Heinrich würde ein recht kontemplatives Interpretationsvorgehen nahelegen, was sich beim Durchhören dann aber nicht bewahrheitet, wie gleich der feist rockende Opener "Go Your Own Way" (mit sehr schönem Hauptsolo) beweist. Nur in einigen wenigen Exempeln hätte man sich doch ein wenig mehr Durchschlagskraft gewünscht, so etwa in Bon Jovis "In These Arms", wo die Akustikgitarre im Refrain keine richtige Symbiose mit der Elektrischen eingehen will, oder in "Dancing In The Dark", das selbst in der Studioversion vom "Boss" (also Bruce Springsteen) mehr Schmackes besaß. Punkte sammeln The Art Of Voices dagegen mit einigen balladesken Elementen, so dem wunderbaren Anfang von "Hotel California" der legendären Eagles (hier verrichtet die Akustische traumhaft schöne Arbeit, und abgesehen vom geringfügig zu pathetisch interpretierten Refrain ist der Song auch einer der allerstärksten auf dem Album). Die Gesangsarbeit teilen sich alle vier Bandmitglieder untereinander auf, damit auch ausgefeilte Backingpassagen live umsetzbar gestaltend und selbst die, ähem, afrikanischen Elemente von Totos "Africa" nicht in den Sand setzend, wohingegen mancher andere Backingchor geringfügig zu pathetisch gerät (höre beispielsweise den Schlußteil von "Someday I'll Be Saturday Night") und auch mancher Vergleich mit den Originalinterpreten zu deren Gunsten ausgeht (was indes möglicherweise auch darin begründet liegt, daß man sich an die Originale schon so sehr gewöhnt hat und in seinen Hörgewohnheiten etwas festgefahren ist - einen zweiten Jon Bon Jovi etwa haben The Art Of Voices nicht in ihren Reihen, auch wenn die zweite Strophe von "In These Arms" schon fast gefährlich nahe an ihn herankommt), zumal die Aufnahme generell sehr sauber, aber geringfügig zu höhenlastig ausgefallen ist (was speziell an der Beckenarbeit auffällt). Das Publikum zum Brunnenfest in Bad Lausick ließ sich von solchen Überlegungen nicht stören und feierte ohrenhörlich eine ausgelassene Party, was ja eigentlich auch Sinn und Zweck eines Gigs von The Art Of Voices ist. Und Spaß machen auch die 77 Minuten dieser Livescheibe, das ist unbestritten, zumal sich die Band zugute halten darf, daß die Stimmung auch bei den Eigenkompositionen nicht abflaut (eine generelle Sorgenfalte auf der Stirn von Covermusikern). "Stay For You" ist ein Akustikrocker im gemäßigten Tempo mit einem ausgefeilten Exzelsior-Refrain, "Since The First Love" sieht Gunter hinter die Keyboards wechseln (erwähnte ich bereits, daß sich die beiden Ex-Kunstfabrikanten als wahre Multiinstrumentalisten entpuppen?) und einen bombastischen Midtemporocker mit Pianoläufen und gelegentlichen Orchesterakkorden unterstützen, bei dem lediglich der Schluß seltsam abgehackt wird, "Cold Tonight" läßt den Zuhörer ebenfalls nicht kalt (fast progressiv anmutende Drumarbeit in den Strophen, ergänzt durch einen Stakkatorefrain), und "Until The End Of Time" bildet den Abschluß des regulären Sets. Sollte es sich bei diesem Song gar um eine umgebaute Variante des alten Factory Of Art-Songs handeln? Ich habe diesen leider nicht mehr so genau im Ohr, um diese Vermutung verifizieren oder ad absurdum führen zu können. Als Zugaben intonieren The Art Of Voices wagemutig zwei eher zum Kuscheln animierende Songs (kann sich auch nicht jede Band erlauben), nämlich Bon Jovis beste Schnulze "Bed Of Roses" (immer wieder schön anzuhören) und das epische "Brothers In Arms" mit phantastischer sehnsuchtsvoller Gitarrenarbeit, die endgültig darüber hinweghilft, daß sich in die 16 Songs wie erwähnt auch ein paar nicht ganz so beglückende Momente eingeschlichen haben. Macht aber nichts - der Spaßfaktor der CD bleibt hoch, und ordentlich Appetit auf einen Gig der mittlerweile umbesetzten Band bekommt der Hörer ebenfalls. Ich glaub', ich muß sie mir auch mal wieder live ansehen.
Kontakt: Factory Concert, factory@t-online.de, www.theartofvoices.de

Tracklist:
Go Your Own Way
Stay For You
Friends In Low Places
In These Arms
Someday I'll Be Saturday Night
More Than Words
Since The First Love
Dancing In The Dark
That Summer
Cold Tonight
Peaceful Easy Feeling
Hotel California
Africa
Until The End Of Time
Bed Of Roses
Brothers In Arms





www.Crossover-agm.de
© by CrossOver