www.Crossover-agm.de
ARDA: Exorzist
von rls

ARDA: Exorzist   (CD-Maximum)

Daß außer diesen jungen Russen noch keiner auf diesen Bandnamen gekommen ist, verwundert etwas, immerhin ist der Terminus im Tolkien-Kosmos durchaus geläufig (und in Metallerkreisen allerspätestens seit dem Zeitpunkt, als Hansi Kürsch ihn in einer Ansage auf dem Blind Guardian-Livealbum verwendet hat), zudem kurz und einprägsam. Aber dem Sextett soll die Nichtverwechslungsfähigkeit natürlich nur recht sein. Die Russen veröffentlichten nach einem 2002er Demo seit 2004 immer im Wechsel ein Album und eine EP, von jedem zwei Stück, bis sie 2010 mit dem Release einer Single aus dem Schema ausbrachen. "Exorzist" ist die erste der EPs (das restliche Material hat es bisher noch nicht ins Büro des Rezensenten geschafft) und schockt im dem Intro folgenden Titeltrack erstmal mit einer ziemlich blechernen Produktion, an die man sich im Verlaufe des Hörens zwar schrittweise zu gewöhnen beginnt, die aber bei jedem neuen Hördurchlauf, sobald man mindestens ein anderes Album zwischendurch gehört hat, erneut zum Kopfschütteln (nicht zum Headbangen!) animiert. Gut, der Füllstand der Bandkasse wird eher übersichtlich gewesen sein, aber daß schon im Folgesong "Mrak" gerade die Drums deutlich weniger scheppernd klingen, läßt den Wunsch eines ausgewogeneren Klangbildes auch im Titelsong nicht als fromme Illusion erscheinen. Immerhin ist die Musik begeisternd genug ausgefallen, um über solche nicht unwichtigen Begleitumstände großzügig hinwegsehen zu können: Orchestral angehauchter Power Metal mit deutlicher italienischer Schlagseite steht auf dem Programm der knapp 25 Minuten, nicht nur aufgrund der russischen Texte, sondern auch aufgrund dieses typischen Ausdrucks im Gesang von Pawel Okunjew sofort als dem Reich des Bären entstammend zu identifizieren. Die Genialität der Stilkollegen Archontes geht Arda zumindest auf dieser EP noch etwas ab, aber auch Andrei Archont und seine Helfershelfer haben es in ihrem Schaffen bekanntlich nur auf ein Überalbum gebracht und sonst eher solide vor sich hinmusiziert. Und der schicksalhafte Männerchor in "Mrak" spricht für ein gutes Händchen der Kompositionsfraktion, die überwiegend Okunjew besetzt. Der wollte mit der Einleitung zu "Wdal" offensichtlich beweisen, daß er auch zum Balladenschreiben in der Lage ist, denn die sonstigen balladesken Elemente des Albums, im wesentlichen der Closer "Tolko Pil", gehen aufs Konto von Keyboarder Alexander Andrjuchin. Solche Passagen sind ja meist auch Gradmesser für das Können eines Sängers, und da zieht sich Okunjew sehr gut aus der Affäre - er hat offensichtlich Ahnung von dem, was er da tut, und er macht auch eine Oktave unter seiner dominanten Höhenlage, nämlich in "Tajet Snjeg", eine gute Figur. Freilich endet "Wdal" irgendwie im Nichts, und auch zwei, drei andere Stellen erschließen sich beim Hören erst spät oder überhaupt nicht, wohingegen beispielsweise der Übergang ins Hauptsolo von "Tajet Snjeg" die paradoxe Kombination aus ultratiefen Riffs und einem pfeifenden Keyboard, wie es eher für Folk Metal typisch wäre, meistert. So eröffnen sich bei jedem neuen Hören wieder ein paar interessante Details im Schaffen der Band, ohne daß die Grundaufbauten nun aber übermäßig kompliziert gestaltet wären - man muß nur eben hier und da auch mal mit dem scheinbar Unmöglichen rechnen und darf nicht in das Paradoxon verfallen, sich über die Stromlinienförmigkeit vieler Bands des Italometalgenres zu beschweren und dann zu monieren, wenn tatsächlich mal eine Band ein paar interessante frische Ideen einbringt. Sollte man im Auge behalten, die Jungs.
Kontakt: www.arda.su, www.cd-maximum.ru

Tracklist:
Intro
Exorzist
Mrak
Wdal
Tajet Snjeg
Tolko Pil



www.Crossover-agm.de
© by CrossOver