www.Crossover-agm.de AFRIKANER.DE: Afrikanisches Orgelkonzert
von rls

AFRIKANER.DE: Afrikanisches Orgelkonzert    (Eigenproduktion)

Das ist so ziemlich die originellste CD, die ich in letzter Zeit gehört habe: ein Konzert für afrikanische Trommeln, Kirchenorgel und traditionell afrikanischen Gesang. Im Klartext hört sich das dann so an, daß Volkmar Martin Schurr an der Orgel beispielsweise das wohl bekannteste Orgelstück, die d-Moll-Toccata (gemeiniglich good old Bach zugeschrieben, obwohl sie wahrscheinlich nicht von ihm stammt), anspielt und dann Alphonse Saraoua (Zentralafrikanische Republik) und Mich Mokelo (Kongo) mit ihren Schlaginstrumenten und ihrem Gesang einsetzen. Das Resultat nennt sich "Afrika Toccata" und stellt einen gigantischen Kreativitätsberg dar, dessen schneeweiße Flanken sich wirkungsvoll mit dunklen Felsenrippen abwechseln. Ich habe selten eine dermaßen lebensfreudige und doch grundlos tiefgehende Interpretation europäischer Klassik in Verbindung mit afrikanischer Musik gehört, und seit Nightwishs "The Riddler" gab's kein Stück Musik mehr, das mich derart dazu animierte, wie wild durchs Wohnbüro zu springen. Wenn dann wie bei "Yo tik'olela" auch noch ein ohrenscheinlich dicht gefüllter Kirchensaal den Refrain mitsingt, bekommt man einen lebendigen Eindruck von der vereinigenden Kraft von Musik und beginnt, einen der positiven Aspekte der Globalisierung zu begreifen. Wie selbstverständlich wirft der Organist in "Bato" Beethovens Thema der 5. Sinfonie ein - und es funktioniert. Nichts, aber auch gar nichts wirkt hier konstruiert, künstlich, leblos - nein, hier kommt selbst in den ruhigeren Stücken einfach nur Freude auf, auch Freude im religiösen Sinne, wenn sich Menschen verschiedener Kulturen im Glauben begegnen. Und vom lebendigen Glauben der Afrikaner sprechen die Texte (die es im Beipackzettel auch in deutscher Übersetzung nachzulesen gibt) ein deutliches Wort. Das Trio selbst sieht seinen Ensemblenamen Afrikaner.de als Wortspiel aus den Begriffen "Afrika" und "Erde" (in Anbetracht der Tatsache, daß auch Bob Marley in georgelter Form erklingt, hat das durchaus seine Berechtigung, und es wunderte mich nicht, wenn die drei demnächst auch Tschaikowski oder Glenn Miller verarbeiten würden), ich selber bevorzuge allerdings die Auflösung in "Afrikaner" und "de" (also Deutschland bzw. deutsch), denn gerade hierzulande hat man's als Mensch dunkler Hautfarbe alles andere als leicht, vorbehaltlos als Mitmensch akzeptiert zu werden (seit den Tagen von Souleyman Sane in der Fußball-Bundesliga bei Wattenscheid 09 in den 80er Jahren, dem mitunter ganze Bananenbündel hinterhergeworfen wurden, hat sich da nicht viel geändert - Anthony Baffoe, der zur gleichen Zeit bei Fortuna Düsseldorf spielte, fand mit einem breiten Grinsen die richtige Antwort, als ihm mal wieder jemand "Husch, husch, husch - Neger in den Busch" entgegenbrüllte: "Wenn ihr in zehn Jahren hier alle arbeitslos seid, kannst du zu uns runterkommen und bei mir auf der Plantage arbeiten"), und deshalb ist jedes Band zur Völkerverständigung wichtig. Unabhängig von solchen Aspekten beinhaltet die CD aber auch ganz einfach eine Stunde künstlerisch inspirierter und begeisternder Musik, in der die eröffnende "Afrika Toccata" einen strahlenden Höhepunkt bildet, den es in dieser Art leider kein zweites Mal zu hören gibt. Bach, Beethoven & Co. rotieren in ihren Gräbern, wenn ich diese CD abspiele - aber vor Freude! Und wenn die drei Musiker irgendwo live spielen, dann werden es ihre Vorbilder im Geiste wie in der Musik (gewidmet ist die CD Desmond Tutu, Albert Schweitzer und Nelson Mandela für ihre Verdienste bei der Verständigung zwischen Schwarzen und Weißen) zu würdigen wissen, wo auch immer sie sich jetzt befinden. Sollte es da draußen Pfarrer oder andere Veranstalter geben, die ihren Gemeinden mal wieder ebenso innovative wie begeisternde Musik bieten wollen, aber beispielsweise vor einer Verpflichtung des ähnlich ideenreichen Duo Contrario zurückgeschreckt sind, weil dieses vielleicht nicht jugendkompatibel genug agieren könnte, dann sollten diese Pfarrer und Veranstalter schnellstens Kontakt mit Afrikaner.de, Pfeddersheimerstraße 11, 67549 Worms, www.afrikaner.de, info@afrikaner.de, aufnehmen und die drei für ein Konzert verpflichten. Unter der gleichen Adresse kann der interessierte Hörer auch die CD, der übrigens auch noch ein Multimediateil zugehörig ist, bestellen.



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