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von ta

ABORTED: The Necrotic Manifesto   (Century Media)

Aborted metzeln ein neues Album auf den Markt und man kann es sich so einfach machen wie die Band auf ihrer Webseite: "Intensity - check, brutality - check, technicality - check, inhuman savage vocals - check". Damit dürfte die Basis bedient sein und es trifft Aborted anno 2014 ebenso gut wie anno 2012 mit "Global Flatline". Denn die Belgier suhlen sich mit "The Necrotic Manifesto" durch denselben Weg, den sie auf "Global Flatline" freigeholzt haben.
Die Basis der Songs ist brachialer Grind-Death, technisch versiert, größtenteils rasend schnell (lediglich das düster-zerrissene "Die Verzweiflung" ist Blastbeat-freie Zone) und mit den Signatur-Growls von Swen de Caluwe gesanglich passend aufbereitet. Der hat - auch das hat Tradition - wieder mal seine Gitarristen ausgetauscht und es ist bemerkenswert, dass auch mit den neuen Figuren im munteren Besetzungskarussell, deren Namen zumindest für dieses Album Danny Tunker und Mendel Bij De Leij lauten, der Sound nach wenigen Sekunden Aborted zugeordnet werden kann. Geblieben sind ebenfalls die gewieften Arrangements: Im Sekundentakt passiert etwas Neues und dennoch bleibt das Ergebnis flüssig. Wenn z.B. im Mittelteil von "Of Dead Skin & Decay" apokalyptisches Riffing in ein tolles Melodiesolo überführt wird, um in reines Sperrfeuer zu münden, ist das einfach zum Zungeschnalzen und meilenweit entfernt von dem (durchaus gutklassigen) Geprügel, für das Aborted einmal standen.
Hört man etwas genauer hin, entpuppt sich "The Necrotic Manifesto" in seiner Nuanciertheit als noch vielschichtiger als sein Vorgänger. Das Drumming ist trotz Dauerblasts äußerst abwechslungsreich, von Wechseln der Leithand und Breaks durchsetzt und punktet darüber hinaus mit akzentuierter Beckenarbeit. Die Gitarren stehen dem in nichts nach und ergänzen das Death-Grind-Riffing um allerlei Fingerzeige in andere Genres: Obertöne wie in "Your Entitlement Means Nothing" und dissonante Tritonus-Riffs zeigen selbstbewusst, dass die Band auch nach der "Strychnine.213"-Enttäuschung zu ihrer modernen und core-lastigen Seite steht, während in "Purity Of Perversion" und "Cenobites" (zwei Highlights des Albums) Elemente schwedischen Black Metals wunderbar eingebettet werden und für eine düstere Stimmung sorgen. Im Gegensatz dazu repetiert "Coffin Upon Coffin" Carcass-"Heartwork"-Elemente, die für frühe Aborted wichtig waren, heute aber überholt wirken und nicht mehr zur Band passen.
Stellvertretend für das ganze Album repräsentiert "Coffin Upon Coffin" aber auch die Kehrseite der neuen Nuanciertheit: "The Necrotic Manifesto" wirkt kalkuliert. Es bedient den Hunger der Musiker nach Spielerei und Querverweisen und konterkariert damit den bauchlastigen und direkten Zugang, den das Album eigentlich repräsentieren soll. Einige Passagen oder auch ein ganzer Song wie "Excremental Veracity" wirken dadurch standardmäßig und ohne Leidenschaft runtergeprügelt - die Breakdowns sind vorhersehbar, die Gesangsrhythmen bekannt. Aborted müssen aufpassen, dass sie ihren Willen zur Neuerung nicht zu sehr dem Willen bzw. der Kaufkraft ihrer Altfans beugen und mit dem nächsten Album dann "Global Flatline", Teil III, veröffentlichen und langweilig werden.
Doch das soll nur eine kritische Tendenz benennen, die hier und da sichtbar wird, ohne doch den Hörgenuss dauerhaft zu trüben. Im Drauf- wie im Detailblick ist "The Necrotic Manifesto" eine abermals vollends gelungene Schlachtplatte, die sowohl Grinder als auch Jünger der Technical-Death-Metal- und Deathcore-Schule entzücken dürfte.
Kontakt: www.goremageddon.be, www.centurymedia.com

Tracklist:
1. Six Feet Of Foreplay
2. The Extirpation Agenda
3. Necrotic Manifesto
4. An Enumeration Of Cadavers
5. Your Entitlement Means Nothing
6. The Davidian Deceit
7. Coffin Upon Coffin
8. Chronicles Of Detruncation
9. Sade & Libertine Lunacy
10. Die Verzweiflung
11. Excremental Veracity
12. Purity Of Perversion
13. Of Dead Skin & Decay
14. Cenobites



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