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Stefan und Jürgen Ströker: BC - Jaws of Death
von rls anno 2000
"Jaws Of Death" hieß
anno 1999 das zweite Scheibli der True Metaller Primal Fear, und es riß
mich nicht gerade von der Sitzgelegenheit. Daß die Homburger Ströker-Brüder
(hach ja, das waren noch Zeiten, als der FC Homburg in der Bundesliga spielte
...) ihren schon etwas eher erschienenen Romanerstling analog getauft haben,
kann man ihnen natürlich nur dann ankreiden, wenn man besonders böswillige
Züge aufweist. Paradoxerweise ist aber auch dieses ihr Buch nur von
zwiespältiger Qualität.
Wollen wir mal eruieren,
woran's denn liegt. Zunächst leiden die Strökers an einer Krankheit,
die auch zahlreiche andere Autorenkollektive befallen hat: Sie schaffen
es leider nicht, das von mehreren Personen Geschriebene so zu verknüpfeln,
daß ein homogener Eindruck entsteht. Dieses Manko wird noch dadurch
vergrößert, daß der Text, oft sogar innerhalb eines Absatzes,
zwischen den Zeitformen Präsens und Präteritum hin und her pendelt,
ohne daß sich mir anhand des Inhaltes ein logischer Grund dafür
erschlossen hätte. Für die kritische Hinterfragung solcher Sachen
ist eigentlich der Lektor zuständig - Winfried Puchert, ich möchte
Ihnen nicht zu nahe treten, aber die Übersehung von so etwas ist ein
Anfängerfehler, nichts Geringeres. Man könnte den Strökers
ferner ankreiden, daß die Einführung der einzelnen Figuren oberknapp
bemessen ist, so daß diverse Protagonisten reichlich blaß bleiben.
Daß für Glenn Steele ein gewisser Crocodile Dundee Pate gestanden
haben dürfte, ist leider auch zu überdeutlich, ebenso wie eine
nicht einmal nur unterschwellige "Jurassic Park"-Schlagseite der gesamten
Handlung. Ganz bösartige Denker könnten in die Tatsache, daß
ausgerechnet die asiatischen Teilnehmer der Forschungsexpedition auf ziemlich
brutale Art ums Leben kommen, gar einen rassistischen Aspekt hineininterpretieren,
aber das erscheint bei Lichte betrachtet doch etwas weit hergeholt. (Die
Unterschrift "S. Ströker" mit zwei S-Runen zu beginnen, ist trotzdem
arg, ähem, zweifelschaffend, lieber Stefan ...)
Man sollte über aller
Kritik aber auch die positiven Aspekte des Buches nicht vergessen. Die
Zusammenführung der Handlungsstränge am Anfang geschieht zwar
in hohem Tempo, aber nicht ungeschickt, und besagtes hohes Tempo bleibt
über die ganzen reichlich 90 Seiten konstant. Des weiteren verstehen
es die Strökers, enorme Spannung aufzubauen, die zumindest über
die ersten zwei Drittel des Buches erhalten bleibt (daß sie dann
abflaut, liegt an einem weiteren Fehler des Lektors: Die Auflösung
der Geschichte ist bereits im Text auf der Einbandrückseite zu finden
- das ist ungefähr so, als ob in einem Miss Marple-Krimi schon auf
Seite 5 stünde, daß der Gärtner die ganze Adelsfamilie
vergiftet hat). Des weiteren deuten die Autoren an, daß sie auf den
inhaltlich beackerten Arealen (es handelt sich um einen Gen-Thriller um
bei riskanten Experimenten in eine ungeplante Richtung mutierte Komodowarane)
durchaus ein gewisses Hintergrundwissen besitzen, auch wenn sie es, um
die Story straff zu halten, nur in gedämpftem Maße in den Text
eingegraben haben.
Potential ist also vorhanden,
auch wenn es in "BC - Jaws of Death" (übrigens, lieber Rücktitelschreiber,
wenn dieses Buch eine neue literarische Ära einläutet, dann bin
ich froh, daß es auch noch Tausende von Büchern der alten literarischen
Ära gibt, die ich noch lesen kann) nur in begrenztem Maße an
der Oberfläche aufgetaucht ist. Man darf indes auf den zur Leipziger
Buchmesse 2000 vorgestellten Zweitling "NS-Weltenvernichter"
gespannt sein.
Stefan und Jürgen Ströker: BC - Jaws of Death. Egelsbach et al: Fouqué 1998. 96 Seiten. ISBN 3-8267-4239-7. DM 16,80
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