Seelenklempnerfutter

Mit dunkel-düsterer Musike unterlegt sind die Texte von Andreas von Wave vielleicht sogar aushaltbar, aber einfach so, ohne alles, zerren Sätze wie: "Vom Schmerz gepeinigt / nur gelacht / die Schmerzen brachten ewige Nacht ..." mich in die Arme frustrierter, sadistischer Psychotherapeuten. Kein Hauch Hoffnung, nur vollkommene Schwärze. Texte zum Von-Der-Klippe-Springen.
Andreas meint es bestimmt gut, es soll ja Fans seiner Band "The Wave" geben, aber für ganz friedfertige Leser ist sein im Zuschussverlag (Autsch, die Verträge sind echt schlimm!) FOUQUE herausgegebener Gedichtsband "Meines, eines, Todes" nicht zu empfehlen. Weinerliches Selbstmitleid, Gothiklyrik aus der Abteilung: "Ich bin jung, mir geht es Scheiße!" und immer wieder "Reim dich oder ich fress dich!". Und natürlich kommt Satan als grauenerregender Alp vor und nicht als der aufwieglerische Revoluzzer, der eingefahrene Gewohnheiten aufbricht und die Finger pepperonibestreut in die Wunden der Satten und Fetten legt. Seelen schreien, der Falke fliegt, das jüngste Gericht hält Rat ...
Ein Allgemeinplatz nach dem anderen!
Geht es nicht intelligenter, ist das Publikum in der schwarzen Szene mit solchem nachgeplappertem Symbolismus zufrieden zu stellen? Das Wort Metapher ist viel zu hoch angesetzt, Bilder entstehen leider kaum, die Welt des Andreas von Wave bleibt ohne Musik vollkommen verschlossen. Schade eigentlich, hier verspinnt sich ein Texter im Elfenbeinturm einer Szene, blockt jede sich ihm darreichende Hand mit Eiseskälte ab und wundert sich, warum es ihm so dreckig geht. Mehr Lebensfreude, das Dasein ist zu meistern, Kollege, Herumgeheule bringt überhaupt nichts und die Verantwortung für jedes suizidgefährtete sechzehnjährige Gruftigirlie, das sich nach dem Konsum solcher Zeilen wie: "Wasser schwarz von Fäulnis / sickert durch den Boden / bis zu meiner leblosen Hülle ..." irgendeinem braungebrannten Muskelshirtträger an die chemisch vergrößerte Brust wirft, ist auch zu übernehmen. Klassenziel nicht erreicht, setzen und noch Mal probieren. Und einfach die Augen aufmachen, es gibt noch mehr Farben als SCHWARZ und GRAU!

Andreas von Wave: Meines, eines, Todes. Egelsbach et al: Fouque 2000. ISBN 3-8267-4318-0

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