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Markus Vinzent (Hrsg.): Theologen (Metzler Kompakt)
von ta anno 2004

Markus Vinzent (Hrsg.): Theologen (Metzler Kompakt)

Ein Lexikon soll die Möglichkeit bieten, eine Person, ihr Wirken, ein Sachproblem, einen Begriff usf. in komprimierter Form darzustellen, um eine schnelle, Einblick gewährende und für weitere Erörterungen offene Nachschlagemöglichkeit abzugeben. "Metzler Kompakt" versucht sich an einer Auswahl der wichtigeren 185 aus den insgesamt 700 vorgestellten Theologen des "Metzler Lexikons christlicher Denker" abzüglich Literaturhinweisen und Vorwort. Wir haben es also mit einem Einblick in die christliche Theologie und ihre Wirkungsgeschichte zu tun. Im Gegensatz zum etwas älteren Bruder "Metzler Kompakt. Philosophen" fällt das vorliegende, 250 Seiten starke Büchlein nicht übermäßig inhaltsreich aus, sondern spannt kurz den Bogen um die Grundhaltung, den kirchengeschichtlichen Status, die Methode und Arbeitsfeldbestimmung eines Theologen, komme er nun aus dem frühesten Mittelalter, der Reformationszeit oder dem 20. Jh., übe er sich nun in Mystik, Scholastik/Religionsphilosophie oder Dogmatik, betreibe er Bibelexegese oder Politik oder beides. Hier wird natürlich eine Lehre schnell zum bloßen Appendix an ein bewegtes, engagiertes Leben, etwa wenn ein S. Castellio gegen die politische Harschheit eines J. Calvin polemisiert, ein D. Bonhoeffer seinen Kampf gegen das Nazi-Regime im letzten Kriegsmonat des Jahres 1945 noch mit dem Leben bezahlt. Aber ein bewusst theologische Inhalte nur andeutender Beitrag ist mir persönlich lieber als einer, in dem so viele abstrakte Thesen wie möglich auf wenigen Seiten heruntergerasselt werden - ein Problem, welches im genannten Kompakt-Lexikon "Philosophen" (da natürlich mit philosophischen Inhalten) weitaus virulenter ist als hier, und dort fallen die Beiträge in der Regel viel länger aus.
Die Kommentatoren des Bandes "Theologen" zeigen sich keineswegs unkritisch gegenüber Verhalten und Schriftinterpretation der vorgestellten Gestalten, auch wenn wirkliche Auseinandersetzung natürlich nicht auf Basis eines Lexikons ausfallen kann. Will ja auch keiner. Ein Nachschlag bietet kompakte - na selbstverständlich! - Porträts von bekannten Figuren wie Anselm von Canterbury, Martin Luther - der natürlich den Buchdeckel ziert (eine Stellung, die im "Philosophenlexikon" - ebenfalls wenig überraschend - Immanuel Kant zuerkannt wird) -, Friedrich Schleiermacher oder Karl Barth bis zu weniger populären über-Gott-Sprechenden, etwa Ignatius von Antiochien, Sergej Nikolajewitsch Bulgakow oder Toyuhiko Kagawa.
Nach zwanzig Beiträgen am Stück konsumiert kann schon mal ein wenig gelangweilte Routine aufkommen, aber ernsthaft als Ganzlektüre sind Lexika ohnehin selten zu gebrauchen. Der geneigte Leser muss summa summarum erstens mit der Tatsache klarkommen, dass in den meisten der 185 zumeist sehr, sehr kurzen Beiträgen inhaltlich-thematisch nur ein grobes Raster angelegt, theologisch-perspektivisch nur ein kurzes Vorbeihaschen gewährt wird, zweitens den Willen aufbringen, sich von diesen spärlichen, aber dafür nicht von vorneherein durch Thesenflut verwirrenden Informationen zum Weiterforschen anregen lassen. Dann kann das Kompaktlexikon "Theologen" als sinnvolle Begleitlektüre für Studium, Schule oder Privatgebrauch erfahren werden. ISBN: 3-476-02025-8, Preis: 12,95 Euro; erschienen im Verlag Metzler (Stuttgart et al).






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