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Janne Stark: The Encyclopedia Of Swedish Hard Rock And Heavy Metal Vol. II
von rls anno 2004

Janne Stark: The Encyclopedia Of Swedish Hard Rock And Heavy Metal Vol. II

Anno 1996 erschien dieses enzyklopädische Werk erstmals, und der Titel sagt im Prinzip schon aus, was es eigentlich ist: ein Lexikon über schwedische Bands, die irgendwann mal im Hardrock- oder Metalbereich "mäh" oder "müff" gesagt haben. Etwa 1000 Bandeinträge versammelte das Lexikon damals, aber logischerweise hat sich in der Zwischenzeit vieles geändert, Bands haben sich aufgelöst, neue haben sich gegründet, altgediente und längst aufgelöste wieder reformiert, und zudem taten sich auch ein paar Lücken im Bandbestand des ersten Teiles auf - Bands, die der Autor bei der Fülle des Materials schlicht und einfach vergessen hatte. Gute Gründe also für einen zweiten Teil des Lexikons, der allerdings weder alle Bands des ersten Teils noch ausschließlich dort nicht verzeichnete Bands enthält. Letztgenanntes erscheint logisch, da die weiterhin aktiven Bands ja auf zahlreiche neue Tonträger verweisen können - erstgenannter Fakt entbehrt auch nicht einer gewissen Logik, da der Schmöker sonst noch voluminöser geworden wäre, als er jetzt schon ist. Nur hätte man diesen Fakt vielleicht mal im Vorwort oder so erwähnen sollen und nicht nur auf dem Rücktitel (den man ja durchaus nicht unbedingt als erstes mit liest) - so erschließt sich erst sehr spät, daß der Autor Bands wie Count Raven oder Killer Bee nicht etwa schnöde vergessen hat, nämlich dann, wenn man die Liste ab S. 404 entdeckt hat, wo alle die Bands, die seit 1996 nichts Neues mehr veröffentlicht haben, zumindest mit ihrer Diskographie aufgeführt werden. Der Terminus "zumindest" assoziiert, daß die regulären Bandkapitel mehr beinhalten als nur bloße Diskographien, und dem ist auch so: Jedes Kapitel wird von der Bandbesetzung eingeleitet (meist die aktuelle), dann folgt eine abrißartige Darstellung der Bandgeschichte, die Homepageadresse und schließlich in aller Ausführlichkeit die Diskographie, wobei letztere bei regulären vollen Tonträgern keine Tracklisten enthält, wohl aber bei Minis, Singles oder EPs. Ferner versucht der Autor, auch unterschiedliche Pressungen aus aller Herren Länder zu berücksichtigen, was dann dazu führt, daß das Europe-Kapitel vom Text her zwei Seiten umfaßt, die Diskographie aber deren fünf. Autor Janne Stark ist außerdem offenbar begeisterter Malmsteen-Sammpler, denn bei diesem hat er spaßeshalber auch mal seine eigene Bootlegsammlung aufgezählt, die länger ist als die reguläre, auch schon knapp drei Seiten umfassende Diskographie. Zudem ist das Buch auch noch reich bebildert, zum einen mit Bandfotos, zum anderen mit Abbildungen von Plattencovers. Stilistisch reicht die Bandauswahl "nach unten" ein wenig über den Hardrock hinaus bis hin zu vereinzelten folkrockigen oder jazzigen Bands, Punk und Hardcore werden nur gestreift, und generell merkt man dem Autor an, daß seine ganze Liebe dem traditionellen Hardrock gehört, denn die Dichte an Bands, die nur rare Singles oder Eigenproduktionen herausgebracht haben, ist in diesem Sektor deutlich am höchsten. Natürlich haben sich bei einer solchen immensen Fleißarbeit, wie sie der Autor im Alleingang geleistet hat (man vergegenwärtige sich, daß er einen leitenden Fabrik-Fulltimejob hat, verheiratet ist und zwei Töchter mit aufziehen darf/muß, in der Band Locomotive Breath auch nicht gerade beschäftigungslos ist, das Sweden Rock Festival mitorganisiert und außerdem noch aktiver Rockmusikjournalist ist - schläft und ißt er eigentlich auch mal?), diverse Fehlerchen eingeschlichen, die man nicht überbewerten sollte. Schwerer wiegt schon die Tatsache, daß vielleicht doch nochmal ein Außenstehender hätte Korrektur lesen sollen, um die überarbeiteten Kapitel aus dem ersten Teil etwas flüssiger zu gestalten. Durch Veränderungen in der aktuellen Besetzung erschließen sich nämlich nicht mehr alle Etappen der Bandgeschichte lückenlos, wenn da plötzlich Personen auftauchen, die zwar in der Endbesetzung des 1. Teils noch genannt waren, aufgrund ihres zwischenzeitlichen Ausstiegs in der Endbesetzung des 2. Teils aber nicht mehr. Aber das kann ja vielleicht beim 3. Teil gemacht werden, der angesichts der immensen innerschwedischen Bandfülle vermutlich spätestens 2008 erscheinen dürfte. Ein paar einführende Bemerkungen bringen dem Außenstehenden die Rahmenbedingungen der schwedischen Szene näher (also Studio- und Labellandschaft, Mags, Radios, Coverbands etc.), und ein Musikerindex am Buchende ist auch eine sehr nützliche Einrichtung (Menschen nachnamens Andersson füllen hier allein über eine halbe A4-Seite). Wie dem ersten Teil, so liegt auch diesem neuen Buch eine CD bei, die rare oder unveröffentlichte Tracks von im Buch behandelten Bands enthält und zwar nicht als repräsentativer Querschnitt dienen kann und soll, aber doch diverse Perlen zutage fördert, die ansonsten irgendwo verstaubt wären. Die Tracklist findet sich unten am Ende des Reviews. Ganz nebenbei erfährt man im Buch noch, daß der eine oder andere Bandname so originell auch wieder nicht ist. Beispiele gefällig: Six Feet Under (eine schwedische Frühachtziger-Band, also lange vor den Florida-Deathern), Altar (eine Frühneunziger-Band und somit eine Art Parallelentwicklung zu den bekannteren Holländern), Saga (selbstbetitelte LP von 1974), Avalon (da gab es allein in Schweden schon zwei verschiedene), Capricorn (nur eine Single, im Gegensatz zu den Deutschen, die es immerhin auf zwei volle CDs brachten), Crematory (auch hier waren die gleichnamigen Deutschen deutlich produktiver), Trouble (eine LP namens "Warrior" von 1985), Dice (drei Scheiben Ende der 80er/Anfang der 90er nur in Japan veröffentlicht), Emerald (den Namen gibt's nun wirklich legionenfach), Hades (ein Viertracker namens "Flickor Är Blinda" von 1982) oder Rhapsody (eine selbstbetitelte LP von 1978).
So bleibt summa summarum ein sehr wertvolles Nachschlagewerk, das zudem in leicht verständlichem Englisch verfaßt wurde und deshalb für jeden Hörer der beschriebenen Stilistiken eine wertvolle Investition darstellt, wenngleich das Werk (da Schweden-Import) nicht ganz billig ist. In Deutschland ist es über verschiedene im Rockbereich tätige Mailorder zu beziehen, z.B. über www.rockhard.de. Kontakt zum Autor: Janne Stark, Graneforsvägen 223, SE-37491 Asarum, Sweden, stark@algonet.se, www.starkmusic.net

Janne Stark: The Encyclopedia Of Swedish Hard Rock And Heavy Metal Vol. II. Stockholm: Premium Publishing 2002. 448 Seiten. ISBN 91-89136-13-6, ca. 50 Euro

Tracklist der CD:
Europe: Blame It On Me
Damage Done: Losing My Religion
Motherlode: Rabiatha
Yngwie Malmsteen: Amadeus Quatto Valvole
Neon Rose: Woman From My Tribe
Lion's Share: Judgement Day (Niva version)
Mustasch: Log
Freak Kitchen: Ugly Side Of Me including the Dildo Samba From Hell (live)
Therion: Revelations (live)
AB/CD: Cracked And Wacko
Dan Swanö: Lucretia My Reflection (heavy version)
Talisman: Rainbow's End
Locomotive Breath: Sacred Alien
The*End: Mourn






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