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Laurenz Lütteken (Hrsg.): Musikwissenschaft. Eine Positionsbestimmung
von *tf anno 2008

Laurenz Lütteken (Hrsg.): Musikwissenschaft. Eine Positionsbestimmung

Auf wenig mehr als einhundert Seiten eine Positionsbestimmung der gegenwärtigen Musikwissenschaft vornehmen zu wollen, ist ein riskantes Unterfangen. In der vorliegenden Publikation hat man sich daher auf eine essayistische Form geeinigt, in der die Beiträge von Ulrich Konrad, Hans-Joachim Hinrichsen, Peter Gülke und dem Herausgeber selbst verfasst sind. Nun ist hinsichtlich des Stils zwar ein Brückenschlag zu populärwissenschaftlicher Literatur gelungen, die damit im Allgemeinen jedoch verbundene Leichtigkeit sucht man vergebens. Die Zentrierung auf das musikalische Kunstwerk und damit einhergehend die bierernste Verteidigung dogmatisch festgelegter Positionen nimmt dem Büchlein jeden Anflug von Esprit. Auch der teilweise eingestreute selbstironische Ansatz in Ton und Formulierung trifft unter diesen Voraussetzungen nicht ins Schwarze. Ein Vorteil der knappen und populären Erzählweise besteht sicherlich darin, dass die Beiträge sich auf pointierte Darstellungsweise beschränken müssen. Dadurch liest sich das Büchlein flüssig. Auch interessierte Quereinsteiger ins Thema sind damit gut bedient. Da nimmt man auch die teilweise sehr verknappten Darstellungen, die auf Verweise und die Skizzierung historischer Konstellationen größtenteils verzichten müssen, gern in Kauf. Ein Problem besteht dennoch in der Wikipedia-artigen Eindampfung der Positionsbestimmungen. Es ist ein schon von seinem Umfang her sich als Karikatur darstellendes Unterfangen, die Welt der Musikwissenschaft in einer Publikation einzufangen, die rein äußerlich als Heftchen daherkommt. Die damit möglicherweise einhergehende Vermutung des Lesers, dass sich weiter ausholendes Reflektieren der Musikwissenschaft in der Gegenwart nicht lohnen würde, möge sich auch angesichts der bisweilen zynischen Formulierungen in den Texten nicht erfüllen. Die Schlusssequenz von Gülkes Beitrag, dass Musizieren mit Beten quasi gleichzusetzen ist, kann daher als Hoffnungszeichen wie auch als Ausdruck der Resignation interpretiert werden. Ich plädiere für ersteres ...

Laurenz Lütteken (Hrsg.): Musikwissenschaft. Eine Positionsbestimmung. Kassel et al: Bärenreiter 2007, ISBN 978-3-7618-1992-0, 103 Seiten, 12,95 Euro
 






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