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Cäsar: Wer die Rose ehrt. Die Autobiografie
von *tf anno 2010

Cäsar: Wer die Rose ehrt. Die Autobiografie

Es gibt sie noch - die bis heute Unvergessenen, die "Legenden des Ostens". Unzweifelhaft gehört er dazu: der Leipziger Musiker Peter "Cäsar" Gläser. Einst neben Gastspielen bei Gerulf Pannach, Kerschowski oder der AMIGA-Bluesband mit den Bands RENFT, Karussell oder seiner eigenen Truppe CÄSAR aktiv, jährte sich im Oktober 2009 erstmalig sein Todestag. Die aus diesem Anlass erschienene erweiterte Sonderausgabe der anno 2007 von Cäsar und Gerhard Pötzsch gemeinsam verfassten und im gleichen Jahr im Militzke-Verlag erschienenen Autobiografie wirbt in ihrer aktualisierten Fassung mit bisher unveröffentlichten Fotos, denen ob ihres durchaus dokumentarisch zu nennenden Wertes eine durchgehende Systematik gut getan hätte. Aber auch ohne dieses Extra bleibt der Text lesenswert, ist er im wahrsten Sinne des Wortes ein Zeitdokument. Ohne dass ein Lektorat beim Lesen vordergründig spürbar wird, erzählt der Musiker aus seinem bewegten Leben zwischen Erfolg und Verzweiflung. Nicht immer geordnet, nicht immer die Zusammenhänge aufzeigend aber immer authentisch, immer echt. Und darin liegt auch die Stärke dieses mit 250 Seiten im publizistischen Mittelfeld von Musikerbiografien angesiedelten Buches. Der Erzählende ist stets der Hauptdarsteller in persona: ohne Schnörkel, ohne Umschweife - dafür mit jeder Menge Ecken und Kanten. Er ist und bleibt er selbst; wie seine Zeitgenossen - ob Musiker oder Fans ihn gekannt und geliebt haben. Dieses Buch macht den Künstler für den Leser quasi durchsichtig. Die im Zeitverlauf gegliederten Kapitel zeigen sowohl Peter Gläser, den Privatmann wie auch Cäsar, den wahrscheinlich profiliertesten Rockgitarristen der DDR. Hier verschränken sich Biografie, Herkunft und Existenz in einem gut lesbaren Text, der wie andere Ostkünstlerbiografien stellvertretend für viele weitere Protagonisten stehen könnte. Nicht alles mag dabei für den Leser von gleichem Interesse sein; nicht alles ist frei von Kritiklosigkeit dem System DDR gegenüber, von der Versuchung vor Selbstbeweihräucherung oder dem Drang zur Allüre. Eins aber wird durchgehend deutlich: Hier schreibt jemand, dessen Sprache immer und ausschließlich die Musik war, der abseits von ihr so manches Mal strauchelte und fiel. Insofern ein eigenwilliges Psychogramm eines Musikerlebens im Osten, welches seine Leser vor allem auch in diesem Teil Deutschlands finden wird. Wünschenswert wäre für den interessierten Leser aus dem Westen dieser Republik ein Glossar zu den im Buch verwendeten "Ost-Begriffen" gewesen. Dagegen hätte manches allzu Private - wie der ausführliche Abschnitt über die Kinder des Künstlers - aus meiner Sicht durchaus wegfallen dürfen. Was trotz mancher inhaltlicher und formaler Schwächen bleibt, ist eine Hommage an einen Vollblutmusiker zwischen Anpassung und Aufbegehren, zwischen Schrankwand und Rock'n'Roll. Lesenswert!
Wer nun immer noch nicht sicher ist, ob sich die Anschaffung der Autobiografie lohnt, sei abschließend noch auf einen Lesetipp aus dem Jahr 1999 verwiesen: das exklusive Interview von Cäsar für das Jugendkulturnetzwerk CrossOver.

Cäsar: Wer die Rose ehrt. Die Autobiografie. Leipzig: Militzke 2009, erweiterte Sonderausgabe, 256 Seiten, mit Schwarz-Weiß-Abbildungen, kartoniert, ISBN 978-3-86189826-9, 15 Euro
 






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