www.Crossover-agm.de Werben oder erben - Teil 1

von Kerstin Braun

Erben wäre natürlich besser, zugegeben. Man könnte frei von allen Zwängen Musik machen, sich Instrumente und Equipment vom Feinsten zulegen und könnte trotzdem überall kostenlos spielen. Die Gemeinden und andere Veranstalter würden sich um eine solche Band reißen. Und Werbung könnte man ganz einfach vergessen. Leider erben anscheinend immer nur die, die sowieso schon genug haben, und so bleibt einem nichts anderes übrig, als - getreu einem noch härteren Spruch der Werbebranche - zu werben oder zu sterben.
Das ist natürlich übertrieben (wie die Werbung meist auch), jedoch beginnt Werbung eigentlich schon mit dem Namen, den sich eine Band gibt. Und eine Band ohne Namen überlebt nicht lange, ich kenne jedenfalls keine.
Aber natürlich wollt Ihr als Musikerlnnen hauptsächlich musizieren, Spaß haben, verkündigen - jedenfalls nicht in erster Linie Werbung betreiben. Manchem ist das vielleicht sogar peinlich; Werbung klingt nach Miracoli, kilometerlangen Wäscheleinen, bunten Einladungskarten auf Hochglanz zu Einkaufsfahrten nach Polen oder nach Boy-Group-Ausverkauf. Sowas hat eine christliche Band nicht nötig - hat sie auch wirklich nicht, denn man kann auch anders werben, und Beispiele für Werbung (nennen wir das mal so) findet man schon in der Bibel. Gute Werbung heißt zuerst einmal, "in sich zu gehen" und herauszufinden, was das Typische, das Besondere an der Band ist. Vielleicht ist Eure Band stinknormal und hat überhaupt nichts Besonderes - Gratulation! Die meisten Bands sind heutzutage angeblich "innovativ", "kreativ", haben mindestens eine Musikrichtung völlig neu erfunden und sind das Beste, was derzeit in der Szene zu finden ist, aber das interessiert kaum noch jemanden, weil es davon Tausende gibt.
Das Musikbusiness der oberen Zehntausend ist in der Tat ein hartes Geschäft so recht nach den Gesetzen der ganz und gar nicht nicht sozialen Marktwirtschaft. Aber dort wollt Ihr wahrscheinlich gar nicht hin, und wie eine kleine Band hier ganz unten auf sich aufmerksam machen kann, soll Euch eine regelmäßige Folge von Beiträgen zeigen. Die Betonung liegt auf "kann", denn es gibt kein Geheimrezept, sondern oft verschiedene Wege, die zum Ziel führen können und sich oft auch im finanziellen Einsatz oder in der geistigen Einstellung unterscheiden. Erfolg und Einsatz hängen vom Ziel ab und davon, wie man sich am liebsten fortbewegt, mit dem Porsche oder auf Jesuslatschen. Manchmal läuft ja auch der mit den Jesuslatschen fröhlich singend rechts am Stau vorbei ...
Es geht also vor allem um Werbung (Foto, Plakate, Handzettel und andere Drucksachen - auch ein CD-Booklet ist Werbung!) und sogenannte "Öffentlichkeitsarbeit" (das hat meist mit den Medien, also Presse, Funk und Fernsehen zu tun, aber die Grenzen sind fließend und hier nicht wichtig); möglich sind aber auch Beiträge über das Booking, sprich, wie man geeignete Veranstalter findet und Verträge anbahnt bzw. abschließt (sofern man das will oder muß). Auch das klingt wieder alles fürchterlich nach Schlips und Kragen und überhaupt nicht nach Rock'n'Roll. Der Spaß muß darunter nicht leiden, aber auch den Veranstaltern, so alternativ sie sein mögen, ist es meist lieber, etwas Papiernes in der Hand zu haben, falls sie Euch nicht kennen. Papier oder nicht, günstig ist es auf jeden Fall, wenn der Veranstalter eine(n) einzige(n) Ansprechpartner/-partnerin bei Euch hat, der von gestern auf heute weiß, worum sich's dreht, wenn jemand anruft und einen Termin verschieben will. Auch hier muß ich wieder sagen: So alternativ und antiautoritär man oder frau die Sache auch gestalten will; eine festgelegte Aufgabenteilung innerhalb der Band dient der Sache ungemein. Dies besagt durchaus nicht, daß der Ansprechpartner für Werbung und/oder Booking "Chef" ist und alles selbst entscheiden muß oder darf. Gerade über Fragen der Werbung sollte schon die ganze Band entscheiden; dabei entstehen meist auch noch gute Ideen.
Am Ende des Beitrages gibt's eine Kurzfassung für die Eiligen, so auch heute:

1. Auch der Name einer Band ist "Werbung" im weitesten Sinne. Sagt Euer Name etwas über Eure Musik(stil), Inhalte, Ziele? Wenn Ihr zur Zeit noch unbekannt im Keller probt, könnt Ihr den Namen sicher noch unbeschadet wechseln; seid Ihr schon etwas bekannter, sollte eine Namensänderung allerdings genau überlegt werden.

2. Die Band sollte möglichst ein bis zwei Personen festlegen, die sie "nach außen" vertreten. Das heißt: Ein oder zwei Leute, die sich um Booking und Werbung kümmern. Natürlich müssen die Konzerttermine dann so schnell wie möglich mit allen abgesprochen werden; natürlich können alle beim großen Interview dabei sein, aber einer muß die Termine festmachen, die Namen und Anschriften notieren und möglichst eine Kartei anlegen.
 

Hier geht's zum 2. Teil von "Werben oder erben".



www.Crossover-agm.de
© by CrossOver