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Ivan Ivanovich & The Kreml Krauts   26.12.2016   Altenburg, Goldener Pflug
von rls

Nicht zum ersten Mal steht diese Veranstaltungskombination am Abend des zweiten Weihnachtstages auf dem Plan: Ivan Ivanovich & The Kreml Krauts spielen ein Konzert in der auf den schönen Namen Goldener Pflug hörenden Altenburger Mehrzweckhalle (einstmals ein beliebter Treffpunkt der reichen Bauern des Umlandes, wenn sie in der Stadt zu tun hatten und beim Skat oder illegalen Glücksspielen nicht selten Kälber, Kühe oder auch ganze Höfe gewannen bzw. verloren), und die Stunden davor und danach füllt das DJ-Team Balkantrain mit Konservenklängen, die ohne Wenn und Aber der Gattung Russendisko zuzuordnen sind. Der Autor dieser Zeilen hat die gleichartigen Auflagen der Vorjahre allerdings nicht selbst erlebt, so daß der besagte Abend für ihn in diesem Kontext eine Premiere darstellt (im musikthematischen Kontext natürlich nicht, da er etwa 44 Leningrad oder Rotfront mehrfach live gesehen hat), und er ist am zweiten Weihnachtstag 2016 zudem eigentlich nicht zu Berichterstattungszwecken, sondern privat anwesend. Der geneigte Leser sehe es ihm zudem nach, wenn die Aufmerksamkeit während der Veranstaltung nicht durchgängig der Bühne, sondern nicht zuletzt einem fleißig das Tanzbein schwingenden attraktiven weiblichen Wesen gegolten hat.
Trotzdem lassen sich natürlich diverse Worte für Ivan Ivanovich und seine Kreml Krauts finden, die zu später Stunde die Bühne betreten, aber dennoch trotz des "Vorglühens" durch die Konservenmusik etwas Anlaufzeit brauchen, bis sie das Altenburger Publikum auch bis über die Hallenmitte hinaus geknackt haben. Die im Review zur "Peregar"-CD beschriebene Mixtur aus klassischer Rockmusik, Ska und russischem Folk hat sich natürlich nicht grundsätzlich verändert, obwohl der Rockfaktor interessanterweise eine weniger vordergründige Rolle spielt, als man das hätte vermuten können - der E-Gitarrist zieht nur selten richtig vom Leder und beschränkt sich zumeist auf halbakustisches Riffing. Aber das tut dem Energietransport keinen Abbruch, und da der Drummer zwar sehr variabel agiert, aber die Variationsbreite fast ausschließlich im Bereich zwischen "ziemlich schnell" und "sehr schnell" anzusiedeln ist, kommt das Tanzbein im Publikum im wesentlichen nur in den Ansagepausen zur Ruhe, die auch mal länger ausfallen, etwa wenn Jewgeni Barannikow aka Ivan Ivanovich dem Publikum beibringen will, wie man richtig Wodka trinkt, und zu diesem Behuf Wodkagläser sowie Gürkchen verteilt - das Publikum sabotiert seine pädagogischen Bemühungen allerdings, indem viele ihr Glas schon vor der Demonstration ausgetrunken haben. Dafür funktioniert der Walzerkurs besser, wozu die inclusive des Chefs achtköpfige Band auch einen waschechten solchen intoniert. Was alles gespielt wurde und von welchen Platten das stammt, kann der Rezensent nicht en detail benennen (typisch für dieses Genre ist ja, daß ab einem bestimmten Stadium nicht mehr wichtig ist, WAS die Band spielt, sondern DASS sie spielt), aber das markante "Alkogol - Nikotin" vom "Peregar"-Album setzt sich nicht zuletzt aufgrund des markanten Mitshoutrefrains fest, und der Setcloser verwebt geschickt "Kalinka" und "Katjuscha", wonach das begeisterte Publikum allerdings vergißt, wie man eine Zugabe richtig einfordert. Das Oktett (drei Bläser, drei Saitenspieler, von denen einer bedarfsweise noch Akkordeonklänge einwirft, der Drummer und der mit zugänglicher Reibeisenstimme singende Chef himself) kommt dennoch auf die Bühne zurück und spielt noch zwei Nummern, ausgestattet wie der komplette Set übrigens mit durchaus druckvollem und zum Energietransport geeigneten, aber auch hinreichend transparentem und nicht überlautem Klanggewand - dann ist irgendwann während der Geisterstunde Finitum mit Liveklängen, und der Baikaltrain nimmt wieder Fahrt auf, um das Tanzbein der Anwesenden noch nicht so bald zur Ruhe kommen zu lassen. Nächstes Jahr wieder? Gerne!



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