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Fool Moon   22.05.2016   Leipzig, Schauspielhaus
von rls

Was amarcord in Leipzig tun, das machen Fool Moon in ihrer ungarischen Heimat auch: Sie stellen ein A-Cappella-Festival auf die Beine, wenngleich in etwas kleinerem Maßstab, und nachdem sie im Abschlußkonzert des 2015er Leipzig-Festivals schon einmal einen Appetizer auf 2016 serviert haben, kommen sie nun an diesem frühsommerlichen Sonntag für zwei komplette Konzerte ins Schauspielhaus: das nachmittägliche Familienkonzert und das abendliche Hauptkonzert, von denen der Rezensent das zweitgenannte miterlebt.
Das Quintett hat schon eine ganze Reihe an Alben aufgenommen, und eines der jüngeren beschäftigt sich mit dem Schaffen von George Michael, Michael Jackson und den Jackson Five. Dieses Material stellt das Gerüst der Setlist dar und wird in fast schon klassischer Weise in A-Cappella-Pop umgewandelt, also mit Beatboxer, von denen Fool Moon mit Tenor Gabor Molnar und Bassist Miklos Nemeth gleich zwei Kandidaten in der Besetzung haben, wozu noch Bariton Barnabas Wodala tritt, der nicht nur das Gros der Moderation übernimmt, sondern sich mit Nemeth auch im Imitieren der Baßgitarre abwechselt. Das Gros der Leadaufgaben bestreiten die beiden noch nicht genannten Musiker des Quintetts, beide im Tenor: Tamas Meszaros und Mark Zentai. Die angeklungene Vielfalt der rhythmischen Verteilung eröffnet unterschiedliche Arrangementmöglichkeiten, die die Ungarn natürlich auch nutzen, und sie gönnen sich darüber hinaus den Einbau einiger humoristischer Elemente sowohl schauspielerischer als auch musikalischer Form, wenn sie etwa in "I'm Yours" mal eben den Alphaville-Klassiker "Forever Young" einschmuggeln, in "I'm Your Man" quasi die berühmte Scorpions-Pyramide nachstellen oder in "Somebody I Used To Know" ein Bügelbrett auf die Bühne holen, das dann als Luftkeyboard Einsatz findet. Was sie stimmlich-lautmalerisch draufhaben, zeigt u.a. "Probably Me", wo Meszaros für die Imitation des Gitarrensolos Szenenapplaus erhält, und daß sie melodisch wie rhythmisch erstklassige Arbeit verrichten, das versteht sich praktisch von selbst. Leider macht der (bandeigene!) Mixer einen Teil des Reizes zunichte, indem er die Bässe ein gutes Stück zu weit hochzieht und damit streckenweise selbst die Leadstimmen überdeckt. Einem anderen Teil des Reizes berauben sich die Sänger selbst: So gut ihre Adaptionen international bekannten Pop-Liedguts auch sind - das ist Material, welches Dutzende andere Formationen in ähnlicher Qualität auf die Bühne bringen. Was die anderen nicht können und Fool Moon damit Eigenständigkeit und Kolorit verleiht, das sind die Nummern mit konkretem musikalischem ungarischem Bezug (und damit sind nicht die gelegentlich eingestreuten, teils ungarisch betitelten, aber musikalisch internationalen Eigenkompositionen gemeint), und von denen hätte man sich doch noch ein paar mehr gewünscht als nur die vertonte Stadtführung "Hello.tourist!" (keine Antwort auf "Wissenswertes über Erlangen", aber doch ähnlich humoristisch) und vor allem "Can't Be Over", die neuzeitliche Vertonung eines alten ungarischen Gedichts im A-Cappella-Folkpop-Stil - und der macht, von den auch hier zu lauten Bässen abgesehen, richtig Hörspaß und beweist, daß solcherart Material den Set sicherlich noch aufgewertet und Fool Moon zudem das letzte Stückchen Eigenständigkeit gewährt hätte. So erfreut man sich zwar an Nummern wie dem als Opener der zweiten Sethälfte gebrachten "Blackbird" (an dem Jacko bekanntlich eine Zeitlang die Rechte besaß) und stellt fest, daß harmonisch doch eine ganz andere Welt aufgebaut wird als in der Sjaella-Version, daß aber der Ara hier auch prima reinpaßt, man singt "Gimme Hope, Jo'anna" fleißig mit, grinst über die erste Strophe von "Die da", die Zentai als erste Zugabe singen darf/muß ("This is Hardcore-German!"), wird aber insgesamt das Gefühl nicht los, ein guter Gig hätte durchaus ein noch besserer sein können.

Setlist:
1. Freedom
2. Somebody I Used To Know
3. Way You Make Me Feel
4. I'm Yours
5. Népdal
6. Probably Me
7. Can't Be Over
8. Hello.tourist!
9. Uptown Funk
---
10. Blackbird
11. Back 2 Right
12. Edge Of Heaven
13. Got My Mind Set On You
14. I'm Your Man
15. Gimme Hope, Jo'anna
16. Call Me Al
17. Happy
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18. Die da
19. Uptown Funk



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