www.Crossover-agm.de
Moderat, Shed   30.03.2016   Leipzig, Haus Auensee
von ta

Die Verlegung dieses Konzerts vom Werk 2 in die größere Location, das Haus Auensee, hat im Vorfeld einigen Unmut produziert, aber aus betriebswirtschaftlicher Sicht ist sie nachvollziehbar: Auf ihrer Tour zu "II" hatten Moderat Leipzig ausgelassen und das Haus Auensee ist an diesem Abend bis auf den letzten Platz gefüllt.

Die Eröffnung des Abends hat sich durch die personelle Verflechtung mit Modelselektor bei A.T.O.L. René Pawlowitz aka Shed gesichert. Der bietet eine Art ins Untanzbare transformierten Techno-Sound, der in der ersten Sethälfte dunkel vor sich hin wabert, um in der zweiten dann doch noch Drive zu entwickeln. Angesichts der fehlenden Eingängigkeit ist das eine mutige Wahl im Vorprogramm eines doch kommerziell angelegten Projekts wie Moderat und entsprechend lässt auch die Publikumsresonanz zu wünschen übrig. Aber das wird allen Beteiligten im Vorhinein klar gewesen sein.

"Kommerziell" ist ein gutes Stichwort. Moderat haben ihre Nische im musikalischen Mainstream definitiv gefunden, ohne sich dafür verbiegen zu müssen. Mehr als ein Drittel der an diesem Abend vorgestellten Tracks stammt vom neuen, zum Konzertzeitpunkt noch unveröffentlichten Album "III", und das knüpft an "II" an, noch etwas ruhiger, mit noch weniger aggressiven Beats, aber in der Grundmixtur dieselbe homogene Mischung aus Elektronik und Pop darbietend.
Nach dem Prinzip der Stilbegegnung ist auch die Setlist aufgebaut: Songs mit dem sanften Gesang von Apparat wechseln sich mit reinen Elektro-Stücken ab, die Übergänge sind teils fließend und begleitet wird das Ganze von einer grandiosen Nebel-, Video- und Lichtshow. "Lichtshow" ist schon ein Euphemismus, denn den Großteil des Sets verschwinden die Musiker im Dunkel oder Halbdunkel, sind streckenweise nur als Schemen zu erkennen und geben dafür ätherisch entwickelten Prismen, Textsequenzen und kryptischen Zahlenreihen Platz, die im Hintergrund über die Leinwand flimmern. Der atmosphärische Effekt ist umwerfend und paart sich perfekt mit der sanften Schwermut von Digital-Pop-Hymnen wie dem neuen "Ghostmother", dem betörenden "Rusty Nails" vom Debüt oder "Let In The Light" von "II".
Das Publikum nimmt die Darstellung begeistert und lautstark auf, wirkliche Bewegung konzentriert sich aber auf einige Herde - auch hieran zeigt sich, dass Moderat den Club-Status hinter sich gelassen haben. Deshalb ist auch der Jubel am größten, als die klug über Set verteilten Singles "A New Error", "Reminder" und "Bad Kingdom" erklingen. Unverdient, denn unter den reinen Elektro-Nummern stecken nicht weniger Hochkaräter, allen voran "No. 22", das von Thema über Beat bis Aufbau ein einziger Rausch ist. So muss das.
Die Musiker zeigen sich entspannt und authentisch, jeder darf mal was ins Mikro brummeln, nicht jede Ansage macht Sinn, und für den Zugabenblock, der mit u.a. der schönen Ballade "Damage Done" sehr entspannt ausfällt, hängt Apparat sich sogar ganz Künstler-like Bass und Gitarre um, auch wenn ich nicht darüber rätseln mag, welcher der Songs das wirklich gebraucht hätte.
Wie dem auch sei. Als nach 15 Songs endgültig Schluss ist, hat nichts gefehlt und der optisch-musikalische Eindruck bleibt noch lange haften. Moderat sind auf der großen Bühne des Haus Auensee zweifellos gut aufgehoben.



www.Crossover-agm.de
© by CrossOver