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Fateful Finality, Your Redemption   13.02.2016   Döbeln, KL17
von rls

Nachdem das Revival des puren Achtziger-Thrashs und der Underground-Hype des polterigen Black Thrashs wieder weitgehend abgeebbt waren, wurde der verstellte Blick auf andere Herangehensweisen an den Thrash wieder etwas freier, und davon haben auch Fateful Finality profitiert, die anno 2012 den Sieg beim Wacken Metal Battle davongetragen haben, aber danach keineswegs abgehoben sind, sondern die Basisarbeit nicht vernachlässigen. So kommt auch die sächsische Kleinstadt Döbeln in den Genuß eines ihrer Gigs, und zwar in einer Location, deren ausführlicher Name "Kleinstadtbar" schon selbstironisch deutlich macht, wie die Lage vor Ort ist (17 ist die zugehörige Hausnummer der Ritterstraße), wobei es sich um einen etwas verwinkelten, im Hauptraum aber durchaus gemütlich eingerichteten Club handelt.
Als Opener agieren Your Redemption, die erstmal mit immensen Soundschwankungen beim Orchesterintro leben müssen, aber dann doch einen relativ ausgewogenen, wenn auch nicht wirklich klaren Sound gebacken bekommen, abgesehen davon, daß das Mikrofon des Sängers so eingestellt ist, daß man sein herzhaftes Gebrüll und Gekreisch gut hört, aber die Ansagen nicht versteht. Das junge Quintett spielt Deathcore und überzeugt besonders dann, wenn es tempotechnisch in finsterste Doomgefilde herunterschaltet. Allerdings leiden die Leipziger auch unter der bekannten Metalcorekrankheit, alle ihre Einflüsse und bedienbaren Substilistika in jedem Song unterbringen zu müssen, so daß es den Werken eindeutig an Markanz mangelt. Hätte man den Leadgitarristen besser herausgehört, so wären vielleicht zumindest einige Ankerpunkte zu verzeichnen gewesen - der Trivium-Shirtträger paßt irgendwie gar nicht in die Combo, aber soweit man seine Leads wahrnehmen kann, sind diese gleichermaßen technisch anspruchsvoll wie einfühlsam, egal ob er das Griffbrett rauf und runter tappt oder göteborgkompatible Sechzehntelläufe spielt. Irgendwie hat man das Gefühl, er wäre in einer Power-Metal-Combo besser aufgehoben. Der Energietransport klappt bei Your Redemption auch schon gut, und wenn die Songs noch etwas strukturierter werden und der Sänger nicht so viel mit dem Rücken zum Publikum agiert, könnten sie den einen oder anderen Schritt nach oben klettern. Da diverse Personen aus dem Umfeld der Band anwesend sind, stellt auch die Erzeugung einer positiven Grundstimmung im Publikum kein Problem dar, auch wenn die ständigen "Whitesnake"-Zwischenrufe aus bestimmten Kreisen der Anwesenden (quasi eine Abwandlung der bekannten "Slayer"-Forderungen) in der gebotenen Häufung irgendwann tierisch zu nerven beginnen.
Mit selbigen müssen sich auch Fateful Finality auseinandersetzen, aber das tut Sänger/Gitarrist Simon in souveräner Manier: "Nein, die spielen wir nicht nach!" Statt dessen gibt es, wie die Einleitung bereits assoziiert hat, Thrash, und zwar durchaus nicht leicht einzuordnenden, der Einflüsse sowohl aus dem klassischen als auch aus dem moderneren Thrash bezieht. Damit könnte es des Quartett entweder schaffen, beide Fanlager zu vereinen, oder es landet böse zwischen den Stühlen. Der Wacken-Sieg assoziiert eher ersteres, und da an diesem Abend in Döbeln auch keine Fanatiker der einen oder der anderen Richtung anwesend sind, gelingt der Brückenschlag auch diesmal. "Battery" heißt das aktuelle, zweite Album der Süddeutschen (der Früh-Metallica-Anklang besitzt wohl eher zufälligen Charakter, er findet sich musikalisch jedenfalls eher weniger wieder), und erwartungsgemäß stellt es das Gros der Setlist - von seinen elf Songs bleibt lediglich "Unchained" außen vor, die anderen zehn bilden das Gerüst der beiden Sets und werden mit diversem Material vom Debüt "King Of Torture" ergänzt. Zum besseren Wiedererkennungswert trägt die Frontreihe die gleichen Shirts wie beim Videodreh zu "Dirt In The Closet" (Exodus, Testament und The New Black), lediglich Drummer Mischa tauscht Hardcore Superstar gegen ein Pantera-Leibchen ein. Testament als Band, die ebenfalls für den genannten Spagat zwischen den Thrash-Welten stehen, taugen auch generell als Vergleich für das Schaffen von Fateful Finality, allerdings fügt das deutsche Quartett noch Cleanvocals von Zweitgitarrist Patrick hinzu, die an diesem Abend klanglich einen Deut zu weit im Hintergrund stehen, aber ihre Funktion der Auflockerung trotzdem erfüllen können. Gleich im zweiten Song "Get Things Straight" in einen melodischen Halbakustikpart mit ebenjenen Cleanvocals herunterzuschalten kann sich im Sinne der Setdynamik auch nicht jede Band erlauben, aber Fateful Finality wagen das (übrigens auch schon auf der CD) und fahren nicht schlecht damit, auch wenn die eindringlichsten Momente woanders lauern. Der Refrain des Quasi-Oldies "Out Of Control" (in seiner Urfassung schon auf der selbstbetitelten 2009er EP verewigt), durch die im ersten Moment rhythmisch seltsam wirkende Einfügung eines erweiterten Four-Letter-Worts an Markanz gesteigert, entpuppt sich als Ohrwurm und setzt somit einen guten Schlußpunkt des ersten Sets. Auch der zweite bietet variablen, sauber gespielten, energiegeladenen und mindestens als gutklassig einzustufenden Thrash (die Leads teilen sich die beiden Gitarristen mit etwas mehr Anteil von Simon - aber zwei Könner sind immer ein Trumpf), wenngleich man das Gefühl hat, daß Fateful Finality ihr Meisterwerk noch vor sich haben dürften, was dem Eindruck eines starken Thrashgigs allerdings keinen Abbruch tut. Nachdem in einer langwierigen Prozedur vor dem Gig ein baßerzeugtes Störgeräusch eliminiert werden konnte, ist auch das Klanggewand zunächst schön sauber, und man beginnt eben dem Soundmenschen seinen Tribut zu zollen, daß er zu derjenigen Fraktion gehört, die kapiert haben, daß das Schlagzeug nicht das einzige Instrument einer Metalband ist, da dreht er ab "Rite" ebenjenes nach oben, und aus ist's mit der schönen Ausgewogenheit und der Riffschärfe, wenngleich das Ganze dankenswerterweise immer noch einigermaßen durchhörbar bleibt. Das Publikum weiß die Darbietung zu schätzen, auch alle fünf Mitglieder der Vorband stehen bei "Dirt In The Closet" Arm in Arm in der ersten Reihe und zollen den Süddeutschen Respekt, und so spielen Fateful Finality als vorletzten Song einen eigentlich nicht geplanten, mit dem sie zugleich einer musikalischen Legende huldigen: Motörheads "Overkill". Schade, daß gerade hier der Soundmensch die Regler nochmal nach oben reißt, so daß viele Details flötengehen; schade auch, daß ausgerechnet der Setcloser "Fox Devils Wild" nicht so richtig zündet - zwei kleine Wermutstropfen in einem prinzipiell durchaus starken Gig einer hoffnungsvollen Band, die all denjenigen, die das zweite Sacrosanct-Album "Recesses For The Depraved" für deren stärkstes halten oder die wie beschrieben Testament mögen, zum Antesten empfohlen sei.

Setlist Fateful Finality:
Possession
Get Things Straight
Smash
Suck Me Dry
Rite
Facades
King Of Torture
Violent Inferno
Out Of Control
--
Claws Of Time
Disturbance
Never There
Remain In Mind
Walk On
Under Pressure
Misfits
About Love Hate & Pain
Dirt In The Closet
Overkill
Fox Devils Wild



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