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Kilminister, Q-Box, Sonic Strangers, The Maads   09.10.2015   Leipzig, Bandhaus
von rls

The Maads spielen bereits, als der Rezensent mit einer knappen Viertelstunde Verspätung zum ausgewiesenen Startzeitpunkt im Bandhaus eintrifft, aber sechs Songs bekommt er von ihnen noch mit, und die genügen zur Urteilsfindung durchaus: Die junge Band spielt eine flotte Variante des Alternative Rocks, die besonders durch die knochentrockenen Drums einen gewissen Punkeinschlag bekommt. Dazu kommt weiblicher Leadgesang eines hübschen dunkelhaarigen Wesens, das eine im besten Sinne als normal zu bezeichnende Stimme ins Gefecht führt, allerdings zumindest hier und da andeutet, daß etwas mehr Expressivität durchaus im Bereich des Möglichen liegt. Die Gitarrensoli geraten harmonisch durchaus merkwürdig, und das harte Stakkatobreak in "Fly" macht deutlich, daß das Quartett durchaus nicht aufs Stromlinienförmige zu reduzieren ist. Der Sound ist klar, aber trotzdem genügend energietransportfähig, und der Lichttechniker treibt Schabernack mit der Band: Auf die Ansage der Sängerin, es komme jetzt ein neuer Song namens "No Life", kommentiert er: "Was, 'No Light'? Könnt ihr haben", und prompt verlischt das Bühnenlicht. Auffällig ist weiterhin das spartanische Drumkit, das seinen Bediener aber nicht von sehr wirkungsvoller Arbeit abhält. Außerdem erfüllen 50% der Band die alte "Kaperfahrt"-Bedingung, auch wenn das musikalisch völlig andere Baustellen sind.
Sonic Strangers musizieren keineswegs so fremdartig, wie man das anhand eines solchen Bandnamens vermuten könnte - es erklingt eine Art Alternative-Version von AC/DC, und man glaubt hier und da gar, jetzt käme aber eine Coverversion von "Love Hungry Man" oder "Highway To Hell", bis sich das den betreffenden Songs ähnelnde Eröffnungsriff aber in eine andere songwriterische Richtung bewegt. Gar nichts mit AC/DC zu tun hat indes der Leadgesang, der sich ebenfalls im besten Sinne als normal bezeichnen läßt, wobei der Sänger auch noch eine solide Rhythmusgitarre spielt, über die sein Kompagnon etliche interessante Leadeinfälle legt und diese mit hör- wie sichtbarer Spielfreude umsetzt. Freude kommt auch beim Publikum auf, denn zum Song "Fill My Cup" lassen Sonic Strangers einen Menschen mit einem Tablett voller Schnapsgläser durch das Areal vor der Bühne wandern, und da das Tablett dort noch nicht geleert ist, bekommen auch Ausgewählte aus den hinteren Reihen noch etwas ab (der Rezensent verzichtet angesichts seines Abstinenzlerdaseins allerdings freiwillig zugunsten eines anderen Interessenten). Das komplett in neutrale schwarze Kleidung gehüllte Quartett spielt die ersten Songs erstmal durch, bevor dann doch eine klassische Struktur mit Pausen zwischen den Songs gewählt wird. Der Drummer greift in einem Song noch zur Mundharmonika, der Sound ist abermals schön klar und zugleich druckvoll, und so zeigen sich auch einige Die-Hard-Metaller, denen man eigentlich nicht zugetraut hätte, daß diese Sorte Musik was für sie ist, sehr angetan.
Besser für diese Zielgruppe geeignet sind trotzdem Q-Box, aber die haben zumindest in den ersten zweieinhalb Songs unter einem etwas verwaschenen Sound zu leiden, der speziell die Saiteninstrumente nicht mit der wünschenswerten Klarheit abbildet. Bisweilen erinnern diese Songs etwas an The New Black, aber gelegentlich streut der Drummer auch enorm schnelle Stakkatoparts ein, so daß sich ein uneinheitliches Bild ergibt. Ob das im weiteren Verlauf des Gigs noch an Konturen gewinnt und wie sich Kilminister schlagen, kann der Rezensent nicht sagen: Er fällt der sich auch an diesem Abend unter den Anwesenden schrittweise immer weiter ausbreitenden Unsitte des Rauchens bei Bandhaus-Konzerten zum Opfer und verläßt mit Hustenanfällen und Kopfschmerzen nach zweieinhalb Songs von Q-Box den Keller.



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