Wenn zwei der momentan ganz heißen Bands der Progszene sich die Bühne teilen, darf man Großes erwarten. Die Kritikerlieblinge Between The Buried And Me sind mit ihrem inzwischen siebten Studioalbum "Coma Ecliptic" unterwegs und trotz hochkomplexem Sound schwerst angesagt. Der ehemalige und altehrwürdige Magnetclub (inzwischen "Musik und Frieden") platzt jedenfalls aus allen Nähten. Möglicherweise sind aber auch Haken ein bisschen mitverantwortlich, die man spätestens seit ihrer progmetallischen Großtat "The Mountain" auf dem Zettel haben muss.
Und ebenjene sind gerade mit dem Opener "Premonition" zugange, als ich den Club betrete. Der Sound ist top, die Stimmung vor und auf der Bühne bereits weit über Betriebstemperatur. Bereits im Vorjahr durfte ich Haken bei einem Headliner-Gig in Berlin beiwohnen, und auch wenn man damals einen starken Eindruck hinterließ, zeigen sich die Engländer nochmal deutlich formverbessert. Die Instrumentalisten liefern äußert tight gespielte Kabinettstückchen am Fließband, wobei insbesondere "The Cockroach King" abgefeiert wird. Das Teil klingt insbesondere im irren Instrumentalpart, als würden Dream Theater den Soundtrack von Super-Mario einspielen ... Auch Ross Jennings ist wieder bestens bei Stimme, mit Ansagen hält sich der sympathische Frontmann merklich zurück, denn allzu viel Zeit hat der Fünfer als Vorband diesmal nicht.
Denn nach gerade mal vier Songs ist die halbe Stunde bereits voll, allerdings hat man noch ein As im Ärmel. Es folgen 20 erhabene Minuten "Crystallized" und der geneigte Prog-Fan dürfte allerbestens bedient sein. Dieses Prachtstück von einem Prog-Epos hat jedenfalls beste Chancen, "Visions" als DEN Haken-Song schlechthin abzulösen ... Stark!
Setlist:
1. Premonition
2. In Memoriam
3. Paradelia
4. The Cockroach King
5. Crystallized

Was dann folgt, ist purer Wahnwitz. Selten gingen 70 Minuten so schnell vorbei, selten waren es so anstrengende, intensive Minuten, dass einem schier der Kopf zu platzen droht. Between The Buried And Me sind mit ihrem neuen Hammer-Album "Coma Eclipic" unterwegs und zeigen allen, was progressiv im Wortsinn bedeutet. Schon der Opener "Selkies: The Endless Obsession" gilt als Meilenstein der Band und zeigt die Trademarks überdeutlich. Irre schnell gespielter Mathe-Prog irgendwo zwischen Chuck Schuldiners Death und brutalem Metalcore, hochmelodische Epic-Parts, Alternative-Teile, cleane und gegrunzte Vocals von Bandkopf Tommy Rogers und Breaks, so weit das Hörvermögen reicht (oder gereicht hätte). Auch hat die Band so gar keine Scheu vor genrefremden Parts - Polka, Elektro, 70er Rock, alles drin, alles dran, alles passt. Man könnte meinen, dass ein derart forderndes Musikerlebnis sich im Verhalten des Publikums widerspiegelt. Aber wer hier andächtig staunende Musikschüler vermutet hätte, sieht sich getäuscht. Der altehrwürdige Club gleicht vom ersten Ton an einem Tollhaus und ohne sich zu versehen findet sich der geneigte Rezensent in einem amtlichen Pit wieder, der nur in wenigen Ruheparts kurze Unterbrechungen findet.
Mit "The Coma Machine" und "Astral Body" legen BTBAM grandios nach, Letzteres kommt mit einer Soloabfahrt von Gitarrist Paul Waggoner (der mich optisch ein wenig an den jungen Lemmy erinnert) über den Tisch, dass einem vom Zugucken Angst und Bange um die Konkurrenz werden muss ... "Famine Wolf" ist dann Prog-Irrsinn pur und das Mega-Epos "Ants Of The Sky" beinhaltet vermutlich mehr Parts als die deutschen Top-10-Charts der letzten 50 Jahre (und kein einziger kommt doppelt ...).
Mit dem hyperintensiven "White Walls" setzen die Amis den Deckel drauf und lassen keinerlei Wünsche offen. BTBAM verbinden auf beängstigend souveräne Weise die hochintensive Power der extremen Metal-Spielarten mit der musikalischen Virtuosität des progressiven Lagers.
Ein Musikabend zum Niederknien!

Setlist:
1. Selkies: The Endless Obsession
2. The Coma Machine
3. Astral Body
4. Lay Your Ghosts To Rest
5. Memory Palace
6. Famine Wolf
7. Ants Of The Sky
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8. White Walls

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