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Meritáge Vocal Arts Ensemble   21.06.2015   Leipzig, Evangelisch-Reformierte Kirche
von rls

Nein, das ist kein Konzert im Rahmen des A-Cappella-Festivals - das Meritáge Vocal Arts Ensemble, ein 1984 gegründeter Kammerchor, bedient sich zumindest in etlichen Stücken eines Begleitpianisten namens Mark Salters und befindet sich eigenständig auf Mitteleuropatour. Berlin - Gröben - Leipzig - Neusitz - Salzburg lauten die Tourstationen, wobei Leipzig gleich zweimal bedacht wird, nämlich an diesem Abend in der Evangelisch-Reformierten Kirche am Tröndlinring (die ja bekanntlich auch Stammspielstätte beim A-Cappella-Festival ist, allerdings fürs "Weltmusikprogramm") und am nächsten Abend auch noch in der Thomaskirche. Gipfelpunkt der Tour ist aber sicherlich der Auftritt beim Salzburger Chorfestival am Folgewochenende, und die Vermutung, daß aus diesem Grund diverse Sätze aus Mozarts Krönungsmesse im Programm auftauchen, dürfte nicht sonderlich weit hergeholt sein. Der Konzertflyer nennt das gesamte Repertoire der Tourbesetzung, aber es erklingen nicht bei jedem Konzert alle dort vermerkten Stücke. Daß man in Leipzig um Bach nicht herumkommt, ist aber natürlich klar, und so gibt es mit dem Dona nobis pacem einen Ausschnitt aus der h-Moll-Messe zu hören, wozu als weiterer populärer Komponist noch Brahms tritt, der mit "Der Gang zum Liebchen" op. 31 Nr. 3 bedacht wird. Besonders in letzterem offenbart der Chor allerdings doch einige Ausspracheprobleme - seine Heimat liegt an der US-amerikanischen Westküste, also ist Deutsch nicht die Muttersprache der reichlich 30 Chormitglieder, die auf der Tour dabei sind. Und natürlich übt dieser Umstand auch einen maßgeblichen Einfluß auf das restliche Programm aus, das zu einem nicht geringen Teil aus hierzulande wenig bekannten amerikanischen Werken besteht, womit der Chor zugleich eine Art Kulturbotschafterrolle einnimmt. Eine ganz spezielle Ausprägung erfährt diese noch im Falle des Komponisten Z Randall Stroope, denn dessen Werke schätzt Chorleiter Sheridan J. Ball ganz besonders, und so finden sie sich in quasi jedem Programm des Chores wieder - an diesem Abend u.a. ein Stück namens "Song To The Moon (La Luna)", das seinem Titel durchaus Ehre macht. Die Glanzlichter aber liegen woanders, etwa in Ola Gjeilos "Ubi Caritas" (der Chorleiter ist überrascht, als ihm der Rezensent nach dem Konzert erzählt, daß dieses Stück 20 Monate zuvor an gleicher Stelle schon einmal erklungen ist, nämlich als A-cappella-Version von Sjaella) oder im Spiritual "Let Me Fly", in dem Tenor Chuck Murphy als Vorsänger zu überzeugen weiß und so manche harmonische Merkwürdigkeit beiseitezuwischen imstande ist, wie man überhaupt dem Chor das Herzblut, mit dem hier gesungen wird, jederzeit anmerkt. Zum strahlenden Höhepunkt gerät schließlich das Agnus Dei aus der Krönungsmesse, und das liegt nicht unmaßgeblich an Teri Schulist, die hier als Sopransolistin ins Geschehen eingreift und mit einer wunderbar natürlichen, technisch jederzeit über alle Zweifel erhabenen und enorm ausdrucksstarken, dabei aber stets angenehm anhörbaren Stimme dem Hörer intensiv über die Seele streicht. Interessanterweise ist sie auch das einzige nicht-weiße Chormitglied, das auf der Tour dabei ist, sondern hat offensichtlich asiatische Vorfahren. Der Chor singt das durchaus fordernde und weit über anderthalbstündige Programm übrigens ohne Pause durch, wird vom Publikum in der trotz Bachfest-Abschlusses und etlicher anderer paralleler Veranstaltungen gut gefüllten Kirche freudig beklatscht und kommt ohne eine Zugabe in Form von Peter C. Lutkins "The Lord Bless You And Keep You" folglich auch nicht davon.



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