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The Soulscape:Project, Bloody Vengeance, Humanitas Error Est   02.10.2014   Leipzig, Soziokulturelles Zentrum Villa
von ta

Zweimal Black Metal, zweimal "Death Thrash Chaos", so kündigte der Veranstalter diesen Abend an. Einmal Death Thrash Chaos habe ich verpasst, soviel sei gleich zu Beginn gesagt. Augenzeugen zufolge sollen Revel In Flesh den Laden ordentlich gerockt haben.
Humanitas Error Est sind Black Metal, Teil 1, soviel steht schonmal vor dem ersten Ton fest. In dichten Nebel gehüllt macht man Schminke aus, Nieten, Petruskreuze, Blut und dazwischen versteckt gleich sechs Personen. Das Musikeraufgebot lässt vielschichtigen Synthie-Bombast erwarten, aber der Opener "Jagdzeit" belehrt eines Besseren: Harsch ist er, der Black Metal von HEE, aggressiv und größtenteils schnell. Zugegeben, die Riffs bestehen nur aus breit angelegten Power Chords und haben nicht viel Tiefe, aber dafür ordentlich Drive. Das markanteste Merkmal indes ist der Gesang: Das große Musikeraufgebot erklärend, stehen gleich zwei Sänger/innen auf der Bühne: Er brüllt mittelhoch, sie kreischt eine Oktave höher, teilweise an der Grenze zum DSBM. Die Balance aus abwechselnden und Simultanpassagen kommt richtig fett. HEE spielen heute ihren vierten Gig überhaupt, entsprechend ist die Performance noch nicht richtig schlüssig, dafür spontan. Sollte man im Auge behalten. Randnotiz: Nach 35 Minuten Gig hat die Band ihr Repertoire komplett ausgespielt und reagiert auf die Zugaberufe einfach nochmal mit "Jagdzeit".
Bloody Vengeance sind Death Thrash Chaos, Teil 1. Denkt man erstmal nicht, weil: wieder Corpsepaint, und ist auch nicht ganz richtig, weil im Riffing neben Thrash auch viel Black Metal auftaucht, der mich zumindest live an die Frühphase von Marduk erinnert. Das ganze verkauft einem die Band dann als "War Metal", und der wird anständig gespielt, posig performt, ist aber am Ende auch nicht wirklich spektakulär.
The Soulscape:Project sind Black Metal, Teil 2. Und da ist sie dann auch, die Tiefe in den Riffs. "The Longest Night" ist einfach ein Hammertrack, Opeth auf Black Metal, mit eigenwilliger Struktur ohne Wiederholungen, epischen Leads und melancholischem Tune. Die Musik von The Soulscape:Project enhält neben viel Raserei auch Prog-Einflüsse ebenso wie hier und da einen Black'n'Roll-Einschlag a la neue Satyricon und ist im finalen Mischungsverhältnis sehr eigenständig, hochinteressant und angenehm klischeefrei. Das Epizentrum der Musik liegt bei Mariano Delastik, der mit sowohl charismatischem Gekrächze als auch eigenständigem Gitarrenspiel überzeugt, und Sebastian Schmidt, dessen Drumming deutlich mehr Raffinesse und Details enthält, als man es noch von seiner Ex-Band Grabak her kennt. Finaler Pluspunkt ist das angenehm unprätentiöse Auftreten der Musiker, das The Soulscape:Project endgültig zum Abendsieger macht. Die bis dato nicht gesignte Band hat sich damit für Höheres empfohlen und einem Labeldeal dürfte eigentlich nichts im Weg stehen.



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