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YOB, Pallbearer, Dezafra Ridge   19.09.2014   Leipzig, UT Connewitz
von ta

Leipzig hat eine gesunde Doom-Szene, wovon neben lokalen Doom-Bands auch das jährliche "Doom Over Leipzig"-Festival Zeugnis ablegt. So war es zu erwarten, dass das UT Connewitz voll werden würde, als sich mit YOB eine Kultcombo ankündigte, die nicht oft den Sprung aus den USA über den großen Teich wagt. Und es war voll.
Mit Dezafra Ridge ist der Einstieg großartig. Die Lokalmatadoren spielen bitterbösen und kriechenden Sludge, der hier und da mit Funeral-Gitarrenleads ausstaffiert ist. Intensive Kreischvocals und eine massive Soundwand schleifen einen unhaltbar in den Abgrund. Dezafra Ridge sind auf Platte gut, live aber richtig, richtig Hölle. Was für ein Einstieg! Unbedingt merken!
"Foundations Of Burden", das aktuelle Album von Pallbearer, wird in Doomzirkeln hoch gehandelt und das Quartett aus Arkansas dann auch vom ersten Ton von "Worlds Apart" an abgefeiert. Episch und schmachtend ist er, der Traditional Doom von Pallbearer, und irgendwo in der Mitte zwischen Warning und Candlemass angesiedelt. Der Klargesang von Brett Campbell überzeugt technisch ebenso wie die klassischen Riffs. Allerdings sind mir die einzelnen Songs für diese Art von Doom zu lang und es fehlen die wuchtigen Stellen. Der Doom von Pallbearer schleppt sich, undynamisch und gleichförmig wie er ist, nach und nach tot. Aber vielleicht ist das auch so gewollt.
YOB sind ein Phänomen. Der Doom von YOB ist ein Grenzgänger, der alles zwischen Stoner und Funeral mitnimmt, dabei aber zu jedem Moment stimmig und selbstverständlich daherkommt. Sänger und Gitarrist Mike Scheidt wechselt mühelos zwischen hohen Screams, psychedelischen Melodien und Growls und die Rhythmusabteilung aus Aaron Rieseberg und Travis Foster drückt und drückt. Es konnte eigentlich nichts schiefgehen an diesem Abend, tat es aber. Denn YOB haben ein neues Album im Gepäck und beschränken ihre Setlist auf eben die vier überlangen Tracks dieses Albums. Eine gewagte Entscheidung, denn "Clearing The Path To Ascend" ist zum Konzertzeitpunkt gerade eine Woche draußen und fordert durchaus erstmal heraus. Das zeigt sich weniger bei einer Wuchtbrumme wie "Nothing To Win" als beim psychedelischen 18-Minüter "Marrow", der das Set beendet und mit seinen vielen Momenten der Ruhe den einen oder anderen überraschten Gähner im Publikum provoziert. Schade, bietet doch die Discographie von YOB beileibe genug Songs, die eine Live-Würdigung verdient hätten - was hätte ich mich über "Grasping Air" oder "The Lie That Is Sin" gefreut! Von der zweispältigen Setlist abgesehen überzeugt der Auftritt durch druckvollen Sound, gutes Zusammenspiel und tonnenweise lottriges Charisma von Scheidt. Deshalb beenden YOB den Doomabend unterhaltsam und würdig.



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